Ich steig aus und mach 'ne eigene Show (German Edition)
du gleich Ja, dann kannst du aussehen wie Marilyn Monroe, du interessierst ihn nicht mehr. Eine Frau darf nicht glauben, dass sie allein mit ihrem Aussehen durchkommt, denn schön sind viele. Das Geheimnis ist das Nein.
Und wenn ich Ja sage, meine ich es so. In der Liebe, auch in der körperlichen, spiele ich nicht. Ich meine es ernst, denn ich tue nur, was mein Instinkt mir rät. So habe ich es immer gehalten, angefangen bei meinem späten ersten Mal mit Peter van Dyk bis hin zu Serge. Niemals habe ich mich auf einen Mann eingelassen, wenn mir nicht wohl dabei war. Der Körper weiß genau, was er will. Wenn der Kopf einen anderen Plan hat, weil er Status sucht oder Geld, dann macht er alles kaputt. Und weil ich auf meinen Körper höre, hatte ich leider nie einen betuchten Mann. Gut aussehende Männer mit Schlips und Kragen sind für mich nicht erotisch. Ich sehe Erotik in der Art, wie ein Mann sich bewegt oder wie er mich anschaut. Sex muss entstehen wie ein Theaterstück, aus Situationen, Blicken und Schmunzeln. Aus diesem Geheimnis, das mir der Körper bietet und das ich entdecken kann. Ich will einen Mann upside down drehen, alles ausleben, und wenn die Spannung weg ist, mache ich reinen Tisch. All diese Ausreden sind mir ein Graus: Ach, ich bin müde, ich habe Kopfschmerzen – ich will solche Sätze nicht sagen. Ich will selbstverständlichen Sex, wie Essen und Trinken, Atmen und Schlafen. Er muss in Ordnung sein. Es muss doch etwas geben im Leben, was mit Reichtum, Schönheit und Alter nichts zu tun hat, wo wir aus Fleisch und Blut bestehen. Und dieses Selbstverständliche, Leichte, das werde ich mir nicht kaputt machen durch einen falschen Partner.
Ich brauche keinen Mann zu meinem Glück, ich brauche keinen Sex, zu keiner Zeit. Dieses Sehnen verspüre ich nie. Erst wenn ein Mann vor mir steht, mit dem ich etwas anfangen kann, beginne ich zu brennen. Wenn ich verliebt bin, gibts kein Halten mehr. Das ziehe ich so durch bis heute. Ich hatte wenige Männer in meinem Leben, aber mit ihnen habe ich alles ausgekostet. Schöner als mit Serge kann es nicht sein. Er war der letzte Mann, mit dem ich geschlafen habe, und die Erinnerung an ihn habe ich in mir konserviert. Ich möchte nicht, dass einer seinen Platz einnimmt, der es nicht verdient, und ich möchte diese Erinnerung nicht durch einen Fehlgriff überlagern. Möglich, dass ich noch einmal diesen Hochgenuss erreiche, aber besser kann es nicht werden. Serge lässt mich schweben, bis heute. Es mag merkwürdig klingen, aber mir ist, als wäre mein Mann im Krieg und ich wüsste, wenn er zurückkommt, dann wird es wieder wunderschön. Ich brauche keinen anderen in der Zwischenzeit. Ich trage Serge in mir, als wären wir erst gestern zusammen gewesen. Auch deshalb fällt es mir leicht, vor der Kamera zu flirten. Ich erwarte nichts von diesen jungen Männern.
Meine zweite Paraderolle ist die der hübschen Großmutter. Modefotos mit Großfamilien waren sehr en vogue in den vergangenen Jahren. Das amerikanische Label Tommy Hilfiger hat 2010 damit angefangen, die »Familie Hilfiger« im Skiurlaub, beim Picknick oder bei der Jagd als bunten Preppy-Haufen zu präsentieren. Andere Label zogen nach. Ich gab die kesse Oma oder die elegante Matriarchin– und hätte manches Mal als Mutter durchgehen können. Ich war zufrieden mit meinem Standing. Nie im Leben hätte ich für Abführmittel oder Gedächtnispillen geworben. Das passt nicht zu mir und ich halte es mir zugute, dass niemand mir je so etwas angeboten hat. Im Gegenteil, es wurde immer besser. Wir produzierten Filme und Fotos für Mode und Schmuck, alles floss ineinander und wurde immer größer.
Deshalb fand ich auch das Angebot meiner Schauspielagentin eine Zumutung. Dee Bee Phunky hatte mir die Frau vermittelt, aber ich fühlte mich bei ihr nicht gut aufgehoben. Und richtig: Die Aufgabe klang alles andere als passend. »Schwarzkopf sucht eine Art Großmuttermodel. Du sollst nur kurz ins Bild kommen.« Na wunderbar, dachte ich. Das können wir gleich lassen. Sie hatte aber schon zugesagt. Unwillig fuhr ich nach Berlin und bezog mein kleines Hotelzimmerchen. Doch als ich zum Shooting kam, fiel ich fast um: Ellen von Unwerth, die berühmte Modefotografin mit der blonden Lockenmähne, sollte für Schwarzkopf die Frisurentrends 2011 fotografieren. Stylist war der Hamburger Armin Morbach, er hatte mit dem Kunden die Trends entwickelt. Sie hatten die tollsten Mädchen gebucht, aus England, den USA und Deutschland:
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