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Ich steig aus und mach 'ne eigene Show (German Edition)

Ich steig aus und mach 'ne eigene Show (German Edition)

Titel: Ich steig aus und mach 'ne eigene Show (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eveline Hall , Hiltud Bontrup , Kirsten Gleinig
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was in dir steckt. Dann wird alles gut.
    Am nächsten Tag lud Michalsky mich spontan ein. Er hatte die Bar Catwalk im Hotel Marriot am Potsdamer Platz designt und ich sollte zur Eröffnungsparty kommen. »Geh vorher in meinen Laden und lass dich einkleiden«, sagte er. Als ich ankam, kämpfte Ted sich durch die Massen zu mir durch: »Du stehst in allen Zeitungen! Eveline Hall, mit fünfundsechzig auf dem Laufsteg! Und die Fernsehsender rufen an.«

Missionen

    Fünf Tage später saß ich in Markus Lanz’ Talkshow. Seine Produktionsfirma hatte angefragt, ob ich spontan kommen könne. Seit zweieinhalb Jahren lief die Sendung schon, im deutschen Fernsehen war sie eine Institution. Meist gibt es kein festes Thema; jeder Gast spricht über sich und das, wofür er steht. Prominente sind oft dabei, aber auch weniger bekannte Leute, die etwas Besonderes zu erzählen haben.
    Zur Vorbereitung hatte mich ein Redakteur der Sendung angerufen. Er wollte alles wissen: Wie ich zum Modeln gekommen war und wie ich den Mut aufbrachte, bei Michalsky zu laufen. Wir telefonierten mindestens eine Stunde. Er machte sich Notizen zu allem und fragte vieles, was nachher nicht zur Sprache kam. Aber Lanz brauchte Saft, um sich vorzubereiten und seine Gäste einzuschätzen.
    Trotz des ausführlichen Vorgesprächs wusste ich nicht, was auf mich zukam. Zum Glück musste ich nur einmal quer durch Hamburg fahren, das Studiogebäude lag im Stadtteil Altona. Ich wurde freundlich empfangen, geschminkt und mit meinem Mikrofon verkabelt. Bis zur Begrüßung vor dem Publikum blieben uns Gästen noch fast zwei Stunden, um am Buffet zu essen und zu diskutieren – reichlich Zeit, um sich einzugewöhnen. Kein Teilnehmer soll sich fremd fühlen, wenn es losgeht. Dann würde die Show nicht funktionieren.
    Joachim Fuchsberger war auch eingeladen und ihm zu begegnen fand ich zauberhaft. Er hatte gerade sein Buch veröffentlicht, Altwerden ist nichts für Feiglinge . Da passte mein Auftritt bei Michalsky gut ins Konzept. Fuchsberger hatte in seinem Leben ja nicht nur als Schauspieler gearbeitet, sondern auch selbst als Moderator. Für ihn bedeutete das Ganze ein Heimspiel. Und Franz Josef Wagner, der Kolumnist der Bild -Zeitung, schien ebenso wenig nervös. Nur ich war furchtbar aufgeregt.
    Bis heute weiß ich noch genau, wie Markus Lanz mich vorstellte: »Da kommt jetzt eine Frau, die heißt Eveline Hall und die macht etwas ganz Außergewöhnliches, etwas Freches. Sie geht mit fünfundsechzig auf den Laufsteg und modelt für Michael Michalsky.« Das Publikum applaudierte und auch die Herren nahmen mich ganz herzlich auf in diese Runde. Keiner spielte sich in den Vordergrund. Sie liebten meine Geschichte und wie ich noch einmal neu angefangen habe. »Sie trainieren also regelmäßig?«, fragte Lanz. »Schon mein Leben lang«, sagte ich. »Und jetzt trainiere ich jeden Tag mit meiner Mutter.« – »Mit Ihrer Mutter??? Wie alt ist sie denn?« Sie konnten es gar nicht fassen und ich begriff erst in diesem Moment, wie ungewöhnlich wir leben. »Ich hab zu meiner Mutter gesagt: ›Mami, wenn wir noch lange zusammenbleiben wollen, dann müssen wir etwas dafür tun‹«, erzählte ich. »Ich will sie doch noch behalten.« Da erntete ich einen Riesenapplaus, die Leute waren tief gerührt. Und Fuchsberger stand auf und küsste mir die Hand. Ich war ganz verdattert. Was war daran so besonders?
    Meine Mutter ist heute meine beste Freundin. Wir hegen und pflegen einander. Sie macht mit meiner Hilfe Pliés , um ihre Gelenke geschmeidig zu halten und die Balance zu trainieren. Ich bin liebevoll-streng mit ihr, wie mein alter Ballettmeister: »Mama, du weißt, was Gustl Blank jetzt gesagt hätte: Wirbelsäule und Schultern müssen ein Kreuz bilden.« Seit einer Weile bringe ich ihr bei, richtig hinzufallen. Wenn sie stürzt, soll sie sich nicht wehtun und allein wieder auf die Beine kommen. Sie muss es lernen, ob sie will oder nicht! Und sie spornt mich ihrerseits an. Wenn ich ein Röllchen an den Hüften ansetze, weist sie mich sofort darauf hin.
    Viele Menschen wundern sich, dass wir uns gut verstehen auf so engem Raum. Sie sagen dann: »Ich liebe meine Eltern, aber das könnte ich nie! Wir würden uns nur streiten!« Solche Reaktionen höre ich oft. Doch meine Mutter ist glücklich, wenn ich glücklich bin, und deshalb macht sie alles mit. Dafür putze und koche ich und besorge alles, was wir brauchen. Wenn ich von meinen Reisen komme, bringe ich ihr etwas mit und erzähle

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