Ich Stell Mein Herz Auf Sommerzeit
Duschvorhängen, und mir wurde klar: Wenn ich noch mehr abschnitt, blieben mir nur die Ringe.
Ich redete mir ein, meine Beine seien nur so dick wie das, was aus dem Wasser ragte und es deprimierte mich sehr, als auch der Rest die Oberfläche durchbrach. Auch spitzte ich die Ohren, um zu verstehen, was draußen vor der Badezimmertür geflüstert wurde: »Du, ich sag's der Mami!« – »Was ist denn das für ein Tier?« – »Uiih, jetzt hast du alles auf Mamis Pelzmantel geschmiert!« – »Mensch, du blutest ja die ganze Tischdecke voll.« – »Na, es gibt Leute, die haben überhaupt keinen Wagen und leben trotzdem.«
Manchmal wurde ein Briefchen unter der Tür durchgeschoben, und wenn ich mich an Land kämpfte, las ich, zitternd vor Kälte, aber auch vor Neugier: »Dürfen wir eine Cola trinken?«
Das Schlimmste am warmen Schaumbad aber war das Träumen. Wie bekommt man Spaghettiflecken aus einer Plastiktischdecke? Wird meine Tochter, wenn ich nicht sofort Grundlegendes unternehme, überhaupt zum Abiturball eingeladen werden? Nach einer Weile hörte ich mit den künstlichen Entspannungen wieder auf. Ein heißes Bad, fand ich, konnte unmöglich alle Probleme lösen. Ich würde die Probleme einfach künftig weniger ernst nehmen.
Manche behaupten, ich sei zu nüchtern und vereinfache die Dinge zu sehr. Als beispielsweise eine Freundin sich beklagte, ihr Hund würde zu fett und für die Dose Diäthundefutter 57 Cent zahlte, fragte ich sie: »Warum gibst du ihm nicht einfach weniger zu fressen?«
Sie schaute mich an, als müsse ich die Antwort selbst am besten wissen, aber ich hatte wirklich keine Ahnung.
An Streß leide ich zwar nicht, aber ich glaube, ich bin Überträger von Streßbazillen.
Bis in die Puppen …
Der Rettungsanker für die gewerbliche Wirtschaft waren zwei Teenagerpuppen. Sie tauchten irgendwann vor Weihnachten zwischen Puppenbabys auf, die rülpsen, essen, weinen, naßmachen und laufen konnten und dabei so geschlechtslos waren wie ein Wackelpudding.
Meine Tochter hob so eine Barbie-Puppe vom Ladentisch und rief: »Sieh mal, Mami, die Puppe sieht genau aus wie du.«
Ich warf einen kurzen Blick auf die 6 cm Brustumfang, 7 cm Hüftumfang und die langen Beine, die aussahen wie zwei Zigarettenfilter ohne Tabak, und sagte: »Sie sieht eher aus, als wäre sie in fünfzehn Minuten durch ihre Pubertät gespurtet.«
»Ich möchte sie aber so gern«, bettelte meine Tochter. Die Barbie-Puppe kostete splitternackt 5 Dollar 97, wir investierten daher noch 6 Dollar 95 in ein Kleidchen, ein Paar Pumps, einen Büstenhalter und ein Höschen.
»Sollten wir ihr nicht auch einen Hüfthalter kaufen?« fragte meine Tochter.
»Wir wollen mal abwarten, wieviel sie ißt und ob sie überhaupt einen braucht«, sagte ich.
Wenn einer von uns angenommen hatte, Barbie würde als schlichte Hausfrau glücklich sein, so wurde er bald eines Anderen belehrt. Barbie erwies sich als ein mondäner Swinger. Das erforderte natürlich die dazugehörige Garderobe.
Binnen einer Woche besaß sie drei Pyjamas (jeder zu 5 Dollar 95), eine komplette Badeausrüstung (4 Dollar 95), zwei lange Abendkleider (je 7 Dollar 95), ein Reisekostüm (6 Dollar 95) und eine Eislaufausrüstung (5 Dollar). Eines Nachmittags – ich lag gerade auf den Knien und bemühte mich, Barbies Wasserball aus dem Staubsaugerbeutel zu fischen – verkündete meine Tochter: »Barbie fühlt sich so einsam.«
»Was du nicht sagst«, grollte ich. »Verpack sie und schicke sie ins Ferienlager. Und vergiß nicht, ihr seidene Bettücher mitzugeben.«
»Ich glaube, wir müssen Ken kaufen.«
Ken hatte etwas Gespenstisches an sich, aber zunächst hätte ich nicht angeben können, woran es lag. Er war eine etwas größere Ausgabe von Barbie, trug ein Sportsuspensorium und ein falsches Lächeln und kostete 5 Dollar. Binnen einer Woche bestand seine Garderobe aus Tennisdress (7 Dollar 95), Trainingsanzug (4 Dollar 95), weißem Smoking (10 Dollar 95) und einem Frotteebademantel (3 Dollar 95) sowie einem Cabrio aus Pappe (2 Dollar 95). Ich erklärte meinem Mann: »Schließlich kann man nicht erwarten, daß sie Abend für Abend nur dasitzen und sich den Wasserball zuwerfen, nicht wahr?«
Die kleinen Scheusäler lasteten schwer auf unserem Portemonnaie, aber ich kaufte mir ein paar Schnittmuster und versetzte mich somit in die Lage, ihre Begierde nach neuer Konfektion dadurch zu befriedigen, daß ich Tag und Nacht an der Nähmaschine saß. Eines Tages verkündete meine
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