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Ich Stell Mein Herz Auf Sommerzeit

Titel: Ich Stell Mein Herz Auf Sommerzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erma Bombeck
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Situation mehr Herren der Lage. Wurde über etwas abgestimmt – wir wurden überstimmt. Wurde eine Diskussion mit größerem Stimmaufwand geführt – wir wurden niedergebrüllt. Wurden einigermaßen tragbare Kompromisse vorgeschlagen – wir konnten uns nicht leisten, sie abzulehnen.
    Dicht aneinandergeschmiegt kauerten die Kinder hinter der Tür und raunten sich Geheimnisse zu. Sie wechselten vielsagende Blicke, wenn einer von ihnen am Telefon verlangt wurde. Sie logen füreinander, sie verteidigten einander. Um das Gesicht zu wahren, tat ich so, als herrsche auch zwischen meinen Kindern Geschwisterneid. Meine Freundinnen durften nicht erfahren, daß ihre Kinder sich gegenseitig mit Bauklötzen bewarfen, die meinigen aber nicht.
    Noch immer wird Tiefschürfendes über den Geschwisterneid geschrieben. Manches davon ist hochinteressant. Man hat jetzt herausgekriegt, daß Geschwister untereinander stärkere Bindungen haben als zu ihren Eltern oder Stiefeltern. Und daß dies die dauerhaftesten und engsten aller menschlichen Bindungen sind.
    Ich weiß nur das eine: Wenn meine Kinder noch fester zusammengehalten hätten, ich hätte nachts meine Tür verriegeln müssen.
Die Familie – eine verschworene Gemeinschaft
    Es gibt ein neues Buch – ich habe es zwar noch nicht gelesen, aber schon davon gehört. Es heißt: ›Wie bekomme ich meine Kinder dazu, im Haushalt zu helfen. 400 Vorschläge.‹
    Auf Anhieb fallen mir nur zwei Möglichkeiten ein: fortgesetzte Grausamkeit oder ein Privatkonto für die Kinder in der Schweiz.
    Die meisten Mütter, die außerhalb ihrer vier Wände arbeiten gehen, sind naiv. Allabendlich wanken sie heim, zwischen den Zähnen die eingegangene Post, über dem Arm die Sachen aus der Reinigung, ein auftauendes Hammelkotelett in jeder Achselhöhle, balancieren zwischen den Knien ca. acht Liter Milch und warten darauf, daß eines der Kinder die Tür aufhält.
    O ihr Mütter! Erwachet und lernet! Kinder lehnen es ab, auch nur ein- und auszuatmen, wenn sie nicht tarifgerecht bezahlt werden. Ihr Argument heißt: »Warum gehst du arbeiten? Ist es unsere Schuld, daß dich einlaufende Jeans und hartnäckige Flecken nicht befriedigen?«
    Erwähnte ich es nicht schon einmal? Ursprünglich bin ich 1965 nur deswegen wieder arbeiten gegangen, um einer Barbie-Puppe eine neue Garderobe kaufen zu können. Barbie sollte in einem Spielzeugauto mit Ken zu einem Fußball-Länderspiel fahren. Ein Jahr später ging es mir gegen den Strich, daß eine unterm Bett verstaubende Puppe besser angezogen war als ich. Also arbeitete ich weitere Jahre, um mir selber auch mal was kaufen zu können. Das übrige ist Historie.
    Wie Sie sich denken können, versuchte ich die Kinder mit jedem Trick dazu zu bringen, daß sie mit anfaßten. Vor lauter Brüllen bekam ich Krampfadern am Hals. Sonst geschah nichts. Dann spielte ich noch ›giftige Blicke‹ und ›Märtyrerin‹ durch, doch es half ebensowenig.
    Schließlich glaubte ich, ein Mittel gefunden zu haben: Ich steckte mir die Fernbedienung des Fernsehers in die Tasche – nichts lief mehr, wie beim Auto ohne Verteiler. Wenn sie brav mittaten, konnten sie fernsehen. Wenn nicht, mußten sie mit den schauderhaftesten Entzugserscheinungen rechnen. Bald aber kamen sie mir auf die Schliche: Sie gingen einfach zum Nachbarn.
    Ich probierte auch das Belohnungssystem aus. Sein Versagen führte mir deutlich vor Augen, daß ich in einer Woche gar nicht so viel verdienen konnte, um jemanden für etwas zu bezahlen, was ich zwanzig Jahre lang gratis getan hatte.
    Zu guter Letzt lernte ich um und begann, nach ihren Maßstäben zu leben. Ich merkte, daß man in schlampig gemachten Betten ebensogut schläft wie auf Laken, die so straff gezogen sind, daß man ein Geldstück darauf hüpfen lassen kann. Die Kinder verbrauchten weniger Kosmetiktücher, wenn man sie nicht mehr einfach von der Rolle reißen konnte. Auch Mütter, die formlose, mit dem Messer geschnittene, statt ausgestochene Plätzchen backten, bekamen Karten zum Muttertag.
    Nur die zerknüllte Badematte, die sich jedesmal, wenn man die Tür öffnete, zusammenschob, ging mir nach wie vor schwer auf die Nerven.
Nichts als die Wahrheit …
    Jede Mutter möchte in dem Glauben leben, ihr Kind habe keinen Grund zu lügen.
    Glaubt doch auch jede Mutter, daß Schwangerschaftsstreifen mit bräunen und eines Tages verschwunden sein werden.
    Offengestanden habe ich nie diejenigen Mütter begriffen, die da verkünden: Mein Kind lügt

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