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Ich Stell Mein Herz Auf Sommerzeit

Titel: Ich Stell Mein Herz Auf Sommerzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erma Bombeck
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Warum? Ich aber träume von Dingen, die niemals waren und frage mich: Warum nicht?«
Zum Muttertag
    Muttertag ist der Tag, an dem Kinder überall in der Welt einer besonderen Tugend ihrer Mütter huldigen. Einige loben ihre Selbstlosigkeit. Andere danken ihr für ihre feste Hand. Wieder andere erinnern sich der gebrachten Opfer oder ihrer Bereitschaft zu verzeihen, ihrer nie enden wollenden Liebe. Manche Kinder erinnern sich an weise Worte, die ihre Mutter gesprochen hat, an Ratschläge, durch die sie vor Schaden bewahrt blieben; an ein gutes Wort zur rechten Zeit, das ihr Leben viel leichter machte.
    Wenn ich eine Eigenschaft nennen sollte, die ich an meiner Mutter am meisten bewundere, dann ist es diese: Daß sie bei manchen Gelegenheiten absolut nichts sagte und absolut nichts tat. Diese Augenblicke des Schweigens, in denen sie zuließ, daß ich etwas falsch machte, Fehlentscheidungen traf, Standpunkte einnahm, die mich später teuer zu stehen kamen.
    Ich habe ihr, weiß Gott, genügend Gelegenheit gegeben, zu protestieren, zu wüten, Grimassen zu schneiden, erschreckt zusammenzufahren, zu kritisieren, mir abzuraten – aber sie schluckte den Köder nicht.
    Damals nicht, als ich vor meiner Hochzeit eine Bestellung für Besteck im Wert von 800 Dollar unterschrieb, ohne einen Kochtopf zu besitzen.
    Damals nicht, als ich den Gebrauchtwagen kaufte, der schon 130.000 km drauf hatte.
    Damals nicht, als ich brüllte: »Das verstehst du nicht! Es sind meine Freunde!«
    Und auch nicht damals … als ich einer Dame, die ich erst seit zwei Tagen kannte, die Kamera meines Mannes lieh und sie nie wiedersah, weder die Kamera noch die Dame.
    … als ›alle anderen Mütter‹ ihren Kindern im April das Schwimmen erlaubten – bei fünfzehn Grad Außentemperatur.
    … als ich den Taschenrechner kaufte, weil ich kein Rezept auf die Hälfte verkleinern konnte.
    … als ich mich entschloß, dem Schuldirektor die Stirn zu bieten, denn ›mein Kind lügt nicht‹.
    … als ich ganz genau wußte, daß meine neue Bluse sehr wohl ein heißes Bügeleisen vertrüge.
    … als ich fand, mein Chef könne sich den Job an den Hut stecken, so einen fände ich alle Tage wieder.
    Wenn ich so zurückdenke, muß dies der schwerste Teil der Mutterrolle für sie gewesen sein. Sie wußte, wie die Geschichte ausgehen würde, glaubte aber nicht das Recht zu haben, mich vor eigenen Erfahrungen zu bewahren.
    Nun denn, zum Muttertag: Danke, Mutter. Nicht nur für dein Schweigen, sondern besonders für die größte Tugend, die eine Mutter überhaupt haben kann. Du hast kein einziges Mal gesagt: »Das hast du nun davon.«
     

7. Brüderlein und Schwesterlein
     
    Die Vokabel ›Geschwisterneid‹ hat zu Beginn der zwanziger Jahre ein Psychoanalytiker namens Alfred Adler erfunden. Bis dahin drückten Eltern sich anders aus. »Die bringen sich noch gegenseitig um«, sagten sie, oder: »Um Gottes willen, Harry, laß sie bloß nicht aus den Augen.«
    Adler sagte außerdem, es sei dies eine Phase, die alle Kinder durchliefen, und daraufhin wurde den Eltern etwas wohler. Schließlich läßt jeder Krieg sich ertragen, wenn man weiß, daß er in sieben, acht Jahren vorbei ist.
    Meine Schwester und ich kannten keinen Geschwisterneid. Anfangs glaubten wir, wir seien zu arm, um einander um irgend etwas zu beneiden, doch dann stellten wir Vergleiche mit anderen Kindern an und fanden heraus, daß Geschwisterneid etwas ist, was Eltern durch Bevorzugung eines Kindes auslösen.
    Ein einziges Mal wäre es beinahe zu dem erwähnten Phänomen gekommen, als mich Mutter eines Tages zu sich rief, mich auf den Schoß nahm und mir zuflüsterte: »Hier hab ich ein Stück Schokolade für dich, aber sag deiner Schwester nichts.« Ich war sehr geschmeichelt. Mom hatte also mich am liebsten.
    Kurz darauf sah ich dann meine Schwester auf Mutters Schoß: auch sie bekam ein Stück Schokolade. Daß es Abführschokolade war, stellten wir erst später fest. Unsere Blicke kreuzten sich. Keine von uns sagte ein Wort. Und doch waren wir uns von diesem Tag an einig. Die Parole hieß: ›Wir‹ gegen ›die‹. Diese Devise hat sich offensichtlich vererbt. Denn als ich selber Kinder hatte, verschwor sich schon das erste gegen mich und meinen Mann. Als es einen Bruder hatte, bildeten die beiden eine entschlossene Koalition gegen uns Eltern. Als dann das dritte Kind kam, erfuhren wir zum ersten Mal, welche Bedeutung der Ausdruck ›unmoralische Mehrheit‹ hat.
    Als Eltern waren wir in keiner

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