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Ich Stell Mein Herz Auf Sommerzeit

Titel: Ich Stell Mein Herz Auf Sommerzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erma Bombeck
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er war es.
    Nur andere Mütter verstehen dieses Wunder: Das Kind, das daheim abgelegten Kaugummi anderer Leute aus dem Aschenbecher nimmt und weiterkaut, im Café aber einen zu Boden gefallenen Löffel dem Ober zurückgibt. Das Kind, das daheim Kokosnußplätzchen sofort erbricht, aber die von Mrs. Miller beim Pfadfindertreffen fabelhaft findet. Das Kind, das so krank ist, daß es daheim unmöglich zu Tisch kommen kann, sich aber über irgendeinen Witz im Sprechzimmer des Doktors halb kaputtlacht.
    Vorige Woche kam ein Teenager zu uns zu Besuch, und als er mich begrüßte, fragte er: »Habe ich Sie nicht vor acht Tagen auf dem Titelblatt einer Illustrierten gesehen?«
    Wozu seine Mutter anrufen? Es würde sie nur deprimieren.
     

8. Was macht ihr da? Nichts!
     
    Wollen Sie mal eine Mutter zusammenbrechen sehen? Dann beobachten Sie sie, wenn sie ihr Kind fragt, was es gemacht hat, und das Kind antwortet: »Nichts!«
    Kinder tun ›nichts‹ in einem Zimmer mit geschlossener Tür, hinter der ein Hund bellt, unter der Wasser hervorquillt, ein Geschwisterchen um Gnade winselt, ein sonderbarer Geruch nach versengten Haaren aufsteigt, und hinter der man ein Getrampel hört wie von tausend Kamelen.
    Die meisten Mütter haben nicht die seelische Kraft, dieses von ihren Kindern angestellte ›Nichts‹ in Augenschein zu nehmen und begnügen sich damit, von unten zu brüllen: »Soll ich raufkommen und nachschauen, was ihr treibt?«
    Die Antwort lautet – der Leser wird es schon erraten haben – NEIN. Sie lautet immer NEIN.
    Sogar die Elternmörderin Lizzie Borden hätte auf die Frage, was sie macht, ›nichts‹ geantwortet. Ganz zu schweigen von Kain, den sein Bruder Abel dadurch ärgerte, daß er ihm die Pausenbanane klaute. Es gibt wahrscheinlich nur eines, was noch grauenvoller ist als ein Zimmer voller Kinder, die Lärm machen: ein Zimmer voller Kinder, die mucksmäuschenstill sind.
    Wenn Kinder hinter verschlossener Tür flüstern, rufen Sie sofort das Mobile Einsatzkommando und seien Sie auf das Schlimmste gefaßt.
    Zu den denkwürdigsten Gelegenheiten, bei denen meine Kinder ›nichts‹ taten, gehören folgende:
    Als sie einer streunenden Katze meinen Pelzhut aufsetzten und ich danach die einzige Frau in der ganzen Stadt war, die als Modeschmuck ein Flohhalsband trug.
    Als sie eine Miniaturflotte in der Badewanne auslaufen ließen, und die Wanne auslief, ehe die Flotte sank.
    Als sie ein Bettuch bügeln wollten, um den Urlaubsfilm darauf zu projizieren, und dabei ein Loch in den Teppich brannten.
    Als sie sämtliche Weihnachtsgeschenke schon am 19. Dezember auspackten.
    Als sie die Oma in Ohio anrufen wollten und ein Schuhgeschäft in Mexiko an die Strippe bekamen.
    Nein, Mutterschaft ist nichts für Verweichlichte. Dabei wäre es ein leichtes, eine Tür zu öffnen und das Ausmaß des Schadens festzustellen. Doch wenn man zwei Stimmen und einen Hammer hinter einer Tür hört und die Kinder schwören, sie täten ›nichts‹ und ›mit niemand‹, dann läuft es einem kalt den Rücken herunter.
So war Mama, Band II
    Ihr anderen Mütter seid ja zu feige dazu: also werde ich es stellvertretend für euch aussprechen. Ihr alle habt eine Heidenangst, unter den Matratzen eurer Kinder könnte ein Manuskript versteckt sein mit dem Titel ›So war Mama, Band II‹.
    Ich weiß nicht, wie das bei euch ist. Ich jedenfalls kann unter einer solchen Bedrohung meine Mutterrolle nicht ausfüllen. Es gab eine Zeit, da vermochte ich meine Kinder hart anzufassen, ohne Vergeltung fürchten zu müssen. Ich drohte ihnen mit Haft und Zwangsarbeit, wenn sie den Wagen nicht rechtzeitig zurückbrachten. Ich drohte ihnen mit unaussprechlicher öffentlicher Bloßstellung, wenn sie die Schule schwänzten. Ich brach ihren Widerstand mit allen Mitteln: Als sie einmal in den Schulkleidern spielen gehen wollten, drohte ich, ihnen ihren jungen Hund wegzunehmen.
    Und heute? Wenn ich eines der Kinder bitte, das Licht auszuknipsen, werde ich schon unruhig und sage schnell noch: »Es eilt aber nicht. Wenn du gerade mal Zeit hast!«
    Was Müttern nicht rechtzeitig gesagt wird: Jedes Kind hat ein Gedächtnis wie ein Computer. Was immer man ihm sagt, es wird eingespeichert und kann in Sekundenschnelle abgerufen werden. Ein Kind erinnert sich noch mit 35 Jahren daran, daß die Mutter es einmal in nasser Hose hat sitzen lassen, weil sie das Ende der Vorstellung im Schloßtheater sehen wollte – und daß es davon einen Ausschlag bekam.
    Es erinnert sich

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