Ich Stell Mein Herz Auf Sommerzeit
ich lieber rausgehen?«
»Wozu?« fragte er. »Herrenwäsche wirst du ja schon mal gesehen haben.«
Wie vor den Kopf geschlagen sah ich ihm zu, als er Stapel von Unterhosen, Hemden und Socken auspackte.
»Für wen sind die denn?« wollte ich wissen.
»Für mich. Die fehlen mir schon seit Monaten. Und sieh mal hier, den Pulli. Im Ausverkauf! Genau so was brauche ich zum Basteln im Hause.«
Ich fühlte, wie ich blaß wurde.
»Und wenn du erst die Pantoffeln siehst, die ich gefunden habe! Dir ist wahrscheinlich nicht aufgefallen, daß meine alten buchstäblich zerfallen sind, als ich neulich die Zeitung holte.«
»Es ist mir aufgefallen«, sagte ich und sank kraftlos in einen Stuhl.
»Schau mal da: Wetten, daß du einen so praktischen Clip für Geldscheine noch nie gesehen hast?«
»Wetten, daß doch«, sagte ich kläglich.
»Du weißt ja, in diesen engen Herrenhosen hat man doch nie Platz für die Brieftasche, also hab ich das Ding kurz entschlossen gekauft. Moment, was habe ich noch alles?«
»Wo ist denn der Morgenrock mit deinem Monogramm darauf?« stöhnte ich.
»Woher weißt du, daß ich mir einen Morgenrock gekauft habe? Den liefern sie später. Sie können das Monogramm erst nach Weihnachten einsticken.«
»Ach, ich hab nur mal geraten – auf gut Glück. Und was ist mit dem Armband zum Anklemmen der Wagenschlüssel und Geldscheine beim Joggen?«
»Alles da«, sagte er und öffnete eine Schachtel. »Sag mal, du kannst wohl Gedanken lesen oder was? Weißt du, diese Weihnachtseinkäufe sind eigentlich doch keine so schlechte Idee. Vielleicht komme ich noch auf den Geschmack.«
Wie ich die Lage sehe, bleiben mir zwei Möglichkeiten. Er kann entweder all sein Zeug zurückgeben und durch die Sachen ersetzen, die ich bereits schön verpackt unter dem Christbaum aufgebaut habe.
Oder ich kann meinen Mann zurückgeben und ihn durch einen neuen ersetzen – einen in der richtigen Größe für all die Sachen, die ich gekauft habe.
Die Entscheidung fällt mir nicht leicht.
Frisch gewagt …
Zu den Geheimnissen einer glücklichen Ehe gehört die Erkenntnis, wo beim Ehepartner die Toleranzgrenze liegt. Manche Paare können miteinander Tapeten kleben und doch verheiratet bleiben. Andere können – gemeinsam – einen Ferienbus rückwärts aus einer Parklücke herausfahren. Und einige wenige können sogar miteinander ein Bild aufhängen.
Ich zum Beispiel habe nie mit meinem Mann einkaufen gehen und danach nachts im gleichen Doppelbett mit ihm schlafen können. Der Aggressionsstau im Raum ließ sich nicht einmal dann ertragen, wenn man alle Fenster aufriß.
Der springende Punkt war die Motivation zum Einkaufen. Ich überlege, was ich brauche, und dann gehe ich zum Markt und kaufe es. Er kauft ein wie ein Computer Daten sammelt: Hundert Prozent genügen nicht, es werden vielleicht noch hundertzwanzig.
Seit fünf Jahren haben wir vor, uns neue Betten zu kaufen. Wir haben viel von diesen neuen Betten gesprochen. Wir haben das Geld, uns diese neuen Betten zu kaufen. Wir wissen genau, welche Sorte Betten wir brauchen. Vorige Woche legten wir die Spielregeln fest: »Also, wenn die Betten das sind, was wir suchen, und wenn wir den Preis für angemessen halten, kaufen wir sie. Ist das klar?«
Er nickte.
Die Betten, die uns der Verkäufer zeigte, waren genau das, was wir brauchten. Der Preis stimmte. Ich wandte mich zu meinem Mann. Er nickte und sagte: »Sie sind genau die richtigen. Wir schauen uns noch ein bißchen um und kommen dann wieder her.«
Draußen vor dem Geschäft blieb ich stehen und sah ihm drohend in die Augen. »Du hast nicht die Absicht, jemals Betten zu kaufen, oder? Für dich ist das nur eine Wochenendbeschäftigung wie ein Besuch im Zoo. Damals bei dem Teppich war es ja genauso. Viele Jahre lang waren wir mit Teppichkaufen beschäftigt. Andere Frauen bekamen Kinder, hatten eine Mission, betätigten sich in der medizinischen Forschung, setzten Akzente, hatten ein erfülltes Leben. Und ich? Ich kaufte einen Teppich. Na, und die Gefriertruhe? Du hast dem Kauf der Gefriertruhe mehr Zeit geopfert als der Pubertät deines Sohnes!«
»War auch lustiger«, sagte er.
Ich weiß, ich bin nicht die einzige Frau auf der Welt, die dieses Problem hat. Ich sehe überall Männer wie den meinen. Ich sehe sie in Las Vegas herumwandern und jedem über die Schulter schauen, die Hände in den Taschen, um sicherzugehen, daß ihr Geld noch da ist. Ich sehe sie auf Versteigerungen, wie sie in der letzten Reihe
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