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Ich Stell Mein Herz Auf Sommerzeit

Titel: Ich Stell Mein Herz Auf Sommerzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erma Bombeck
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einer von 200 Millionen Amerikanern behauptet, er habe das Idealgewicht.
    Die Diätbewußten sind die Helden und Heldinnen der Jetztzeit. Kunststück! Sie verstopfen sich die Ohren, vernähen sich den Mund mit Draht, fahren in Schlankheitscamps, in Schönheitsfarmen, in teure Kuren, nehmen Pillen und lutschen Bonbons, die den Appetit zügeln, lassen sich hypnotisieren und Bäuche wegschneiden. Sie stellen sich auf Schüttelapparate, tragen Silicon-Anzüge, lassen ihre Zellulitis kneten, wickeln sich in Wildleder, das mit Kräuteressenz getränkt ist, trinken Wasser, bis ihre Leber frei im Raum schwimmt, essen alle fünfzehn Minuten ein anderes Obst und tanzen.
    Weniger essen? Das wäre unnatürlich.
    Maßvoll essen hieße die Erinnerung an die heiligen Hungerer verunglimpfen, das Andenken derer, die nach den verschiedenartigsten ›Schulen‹ Diät hielten.
    Ich sah die Schöne auf dem Bildschirm an und sagte laut vor mich hin: »Was weißt denn du Filmsternchen schon vom Abnehmen?«
    Diätpatienten wollen Fachausdrücke, wollen den Reklamen glauben, in denen man ihnen eine Pille verspricht – eine Pille, die alles Fett im Körper in Wasser verwandelt und literweise ausschwemmt. Wollen Geschichten mit Happy-End, in denen es heißt: »O doch, Rosamunde, es gibt einen zusätzlichen Stärkeverbrenner! Du darfst nun Teigwaren essen, bis du umfällst.«
    Weniger essen! Schnapsidee! Die sollen sich lieber ein Programm ausdenken, das man vervielfältigen und im Büro verteilen kann – vielleicht funktioniert das!
Haarsträubendes
    Neulich saßen wir in einer kleinen Gruppe zusammen und sprachen über Willenskraft. Phyllis sagte: »Ihr werdet mir bestimmt recht geben, daß nichts größere Willenskraft erfordert als das Rauchen aufzugeben.«
    Jemand anders – es war Ellen – rief: »Nein, nein. Dabei hat man doch noch einen gewissen Ansporn. Die schwersten Opfer fordert Abnehmen. Schließlich«, fügte sie hinzu, »ist man ständig von Eßwaren umgeben, die einen überallhin verfolgen und betteln: Iß mich, iß mich!«
    Hier schaltete sich Marilyn ein. »Moment mal. Ihr habt ja alle keine Ahnung. Willenskraft? Versucht mal, euch das Trinken abzugewöhnen. Dazu nämlich braucht man echte, knochenharte Ausdauer und mehr Schneid als für alles übrige.«
    Ich ließ sie eine Weile weiterquasseln, dann verwies ich darauf, daß es etwas gibt, das noch weit mehr Willenskraft erfordert, als Rauchen, Trinken und Essen aufzugeben, nämlich sich die Haare wachsen zu lassen.
    Volle fünf Minuten lang saßen alle schweigend da und sahen vor ihrem inneren Auge die quälende, mit guten Vorsätzen gepflasterte Straße, die schließlich zu langem Haar führt.
    »Wie oft ich das wohl versucht habe?« überlegte Phyllis. »Fünfhundertmal? Tausendmal? Fünftausend? Und dann geraten die Ponyfransen in eine Art Grauzone, in der man sie weder zurück noch zur Seite kämmen kann. Sie wachsen einem immer weiter in die Augen.«
    »Und dann das grauenvolle Stadium, bei dem das Seitenteil die Neandertaler-Länge erreicht«, warf Marilyn ein, »und dann prompt aufhört weiterzuwachsen. Einmal wollte ich aussehen wie Grace Kelly und zerrte mir die Haare zurück in einen Knoten. Das ganze Jahr wuchs mein Seitenhaar nur bis zu den Ohrläppchen.«
    »Und mir ist die Länge am fürchterlichsten, wo sie bis zum Mantelkragen hängen«, sagte Ellen. »Man fühlt sich wie verfolgt von einer Kleiderbürste. Es reicht weder für in den Kragen noch für obendrüber.«
    »Bei mir war es wie verhext«, sagte ich. »Einmal hatte ich mir sechs Wochen lang die Haare wachsen lassen, da wollte mein Friseur sie ein bißchen egalisieren, wie er sich ausdrückte. Es heißt, ich hätte ihn an die Wand gedrängt, ihm die Schere vor die Kehle gehalten und gedroht, ihm seinen Schnurrbart zu trimmen, wenn er mein Haar auch nur anrührte. Die zwei, die man jetzt auf jeder Illustrierten sieht, Jaclyn Smith und Brooke Shields, verdienen wirklich jeden Pfennig, den man ihnen zahlt. Und jetzt dreimal Hurra für fettiges Haar!«
    Phyllis griff nach einer Zigarette.
    Ellen tauchte Kartoffelchips in Mayonnaise.
    Marilyn nahm einen langen, gedankenvollen Schluck Gin Tonic zu sich.
    Ich fuhr mir mit den Fingern durch die Haare. Sie standen mir nicht zu Berge.
Abendbrot im Kreise der Familie
    Wenn es stimmt, daß die amerikanische Familie zu den bedrohten Gattungen gehört, möchte ich wetten, daß es die gemeinsamen Mahlzeiten sind, die sie so weit gebracht haben.
    Als man

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