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Ich Tarzan Du Jane Verfuehrung kann so einfach sein

Ich Tarzan Du Jane Verfuehrung kann so einfach sein

Titel: Ich Tarzan Du Jane Verfuehrung kann so einfach sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Breindl
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nicht nur den Mann, sondern auch die Wirtschaft.
    So geht’s bis kurz vor die Rente. Da ist dann der letzte Neue fällig. Ein Mercedes Benz! Mit allem Schnickschnack in Silber! Auf den hat er ein ganzes Leben lang verzichtet, und das wegen so banaler Sachen wie dem Studium der Kinder oder dem albernen Zweitwagen eben. Doch jetzt ist es so weit: Die erste Zugfahrt des Lebens, eine grauenvolle im Übrigen und deshalb auch die letzte, führt ihn doch noch nach Stuttgart. Rechtzeitig, um im Kreißsaal bei der Geburt seines Daimlers dabei sein zu können. (Einen anderen Kreißsaal hat Tarzan selbstverständlich nie betreten, deshalb hat er ja auch drei und nicht nur ein Kind!). Diesmal ist er aber vor Ort. Nach der ausgiebigen Werksführung nimmt er dann die Schlüssel seines herrlichen Mercedes entgegen. Und lässt ihn zum ersten Mal an, hört das leise Seufzen, das ruhige, ja dankbare Schnurren. Das ist wie damals, als er seine erste Frau entjungfert hat. Gott, ist das lang her. Und trotzdem nennt er den Wagen, der ihn von nun an bis zu seinem Tod begleiten wird, nicht Tanja, Mädels! So souverän sind wir Männer. Dafür würde er sich wünschen, in diesem göttlichen Wagen seine letzte Fahrt antreten zu dürfen. Ach, wie war das übrigens mit den Grabbeigaben? Jeder Mann sollte einfach gemeinsam mit seinem letzten Traumwagen begraben werden.
    Jane dagegen steht diesem klaren Verhalten mit Unverständnis gegenüber: Sie nimmt, was er ihr vor die Tür stellt. Vorausgesetzt, der Kleine (!) passt in alle Parklücken, hat etliche Innenspiegel (bloß keinen rechts außen) und eine niedrige Ladekante – und macht ganz schnell warm. Farbe egal, aber am liebsten Blau, Grün, Gelb. Am besten alles zusammen. Also ein Polo. Nicht so viel kW. Sonst nix. Danach mal einen neuen Polo. Kurz vor seiner Rente könnte er ihr noch einen neuen Lupo hinstellen. Aber keinen schwarzen. Und keinen weißen. Der muss dann so oft gewaschen werden. Am liebsten also ein Polo.
     

 
Unvorstellbar: Tarzan als Beifahrerin
    Doch es kam noch schlimmer. Wir mussten sogar als Beifahrerinnen in den winzigen Schlampenschleudern Platz nehmen. Und dann das Einparken: Zuerst versucht Jane verzweifelt reinzukommen, muss wieder raus, vor und zurück, nochmal ansetzen, steht dann rechtwinklig in der Lücke, behindert den Verkehr und brüllt: „Geht’s Schatz?“ Anschließend wird sie langsam hektisch, erklärt die Parklücke einfach als zu klein. Weicheier beginnen bereits, sich an die Türgriffe zu klammern und suchen nach einem Stück Holz, in das sie beißen können. Stoiker besinnen sich auf die besten John-Wayne-Monologe und lassen sie in der Reihenfolge der Erstausstrahlung Revue passieren, dann folgen die besonderen Momente aus Bruce-Willis-Filmen. Irgendwann kommt aber unweigerlich der Augenblick, in dem Jane ihn vorschickt: Soll er’s doch richten. Also Platz tauschen, Jane steigt aus und stellt sich mitten auf den Radweg, um ihn einzuwinken. Tut das aber mit wildem Fuchteln etwas über dem Dach. Unmöglich, in einem der zahllosen Innen- und Außenspiegel (letztere sogar mit Motor, also einer Jane-Suchfunktion) Janes wirbelnde Hände zu sehen. Abgesehen davon, dass er kaum wüsste, was sie denn nun meint: Einschlagen? Rechts herum? Noch so viel Platz? Oder schon so nah dran? Ach, das galt dem armen Kerl, den sie gerade mal eben vom Rad gewischt hat. Wenn die Spiegel nichts bringen, versucht er sich zwischen den Vordersitzen hindurchzubeugen und Kopf und Kragen so zu verdrehen, dass er einen winzigen Blick auf die Hände erhascht. Orthopädisch äußerst bedenklich, allerdings von Chiropraktikern dringend empfohlen. Im Übrigen sinnlos. Denn steht der Polo in der Lücke, schimpft er auf Jane, Jane rühmt sich ob des genialen Einwinkens, und der Streit ist da.
    Tarzan dagegen hätte – ohne groß auf Jane zu achten – den Wagen in einem Zug eingeparkt, Jane sowohl für das Einwinken gedankt, als auch darauf hingewiesen, dass die Parklücke wirklich – also wirklich – verdammt klein war, und den verletzten Radfahrer zur Sau gemacht. Und dann den Wagen erfunden, der von allein einparkt. Jane müsste Tarzan nur noch bitten, Gas zu geben und zu bremsen. Den Rest macht das System allein.
    So erhöhte sich der Druck durch Frauen auf die motorisierte Männerwelt weiter. Immerhin schafften die mittlerweile auf die Straße der Emanzipation eingebogenen Männer, die Wünsche der Frauen so perfekt umzusetzen, dass diese damit heute wieder nicht mehr

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