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Ich, Tochter eines Yakuza (German Edition)

Ich, Tochter eines Yakuza (German Edition)

Titel: Ich, Tochter eines Yakuza (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shoko Tendo
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Karaoke und schenken den kostspieligen Alkohol nach. Sie werden oft pro Stunde bezahlt und bekommen eine Provision für alle Getränke, die sie verkaufen. Den männlichen Gästen geht es darum, sich in einer angenehmen Atmosphäre zu entspannen, zu flirten und von ihren Sorgen zu erzählen oder sie zu vergessen. Den Hostessen geht es darum, möglichst schnell viel Geld zu verdienen.
    »Satomi! Shoko! Ich habe euch etwas mitgebracht, kommt schnell. Ihr müsst alles aufessen«, brüllte er dann für gewöhnlich durch das ganze Haus. Wenn Papa betrunken war, schwankte seine Laune sehr stark. Da ich nicht wollte, dass er ärgerlich wurde, sprang ich daher meist schnell aus dem Bett und rannte zu ihm, ganz gleich, wie müde ich war und wie wenig Hunger ich auch hatte.
    »Vielen Dank, Papa«, sagte ich dann mit einem gezwungenen Lächeln und aß all das Mitgebrachte auf.
    Ungefähr zu dieser Zeit fing ich an, dick zu werden. In der Schule hieß ich jetzt »fette Kuh« oder »Fettsack«, die ganze Situation wurde dadurch nur noch schlimmer.
    Ich fand es schrecklich, zusehen zu müssen, wie mein Vater immer betrunken nach Hause kam. Aber mehr als das hasste ich die Hostessen, die sich vor meiner Mutter und mir an ihn schmiegten, sich bei ihm einhakten und mit ihrem aufdringlichen Parfüm das Haus verpesteten, während sie mit zuckersüßen Stimmen flöteten: »So, Herr Präsident, jetzt sind wir bei Ihnen zu Hause angekommen.«
    Obwohl ich damals noch ein Kind war, war mir klar, dass es ihnen nicht um meinen Vater ging, sondern nur um sein Geld.
    Mit tat meine Mutter furchtbar leid, die sich vor diesen Hostessen auch noch verneigen und ihnen für ihre Hilfe danken musste.
    Wenn Papa schlechte Laune hatte, schrie er herum und ließ seine Wut an allem aus, was ihm in den Weg kam. Explodierte der Jähzorn in ihm, gab es nichts, was wir dagegen tun konnten. Dann zerschlug er Fensterscheiben, ließ die Motoren von neuen Autos aufheulen und machte sie so kaputt. Ich weiß nicht mehr, wie viele Fernseher oder Telefone wir damals neu kaufen mussten.
    »Shoko … ich habe Angst … ich habe solche Angst!«
    Meine kleine Schwester kroch dann immer unter meine Bettdecke und klammerte sich weinend an mich.
    »Keine Angst, Na-chan, ich stehe auf und sehe nach, was los ist. Schlaf du ruhig hier bei mir, einverstanden?«, versuchte ich sie tapfer zu beruhigen, wie es sich für eine große Schwester gehörte, aber eigentlich hatte ich selbst schreckliche Angst. Wenn Vater dann irgendwann fertig gewütet hatte, räumte ich mitten in der Nacht zusammen mit meiner weinenden Mutter das ganze Chaos auf.
    »Kümmere dich nicht darum, Liebes. Du musst doch morgen zur Schule, geh jetzt lieber ins Bett.« Aber ich half ihr trotzdem schweigend, ich konnte sie einfach nicht allein lassen.
    »Mama, wenn ich groß bin, dann werde ich ganz reich und dann kaufe ich dir ein Haus, in dem wir zusammen wohnen können.«
    So etwas habe ich damals oft gesagt, weil ich hoffte, dass meine Mutter dann zu weinen aufhören würde.
    Am Morgen danach stellte mein Vater jedes Mal erstaunt fest: »Was war denn hier los? Hier herrscht ja das totale Durcheinander!«
    Er erinnerte sich nie daran, dass er wütend fast das ganze Haus zerlegt hatte. Darum hatte ich zwar Angst vor ihm, aber ich habe ihn nie gehasst.
    Es gab eine Zeit, da hatte mein Vater so viel mit seinen Yakuza-Geschäften zu tun, dass er kaum mehr zu Hause war. Auch seine Angestellten waren immer seltener da, sodass ich sehr oft ganz alleine war. Ständig klingelte das Telefon, und wenn ich dranging, sagte eine Stimme so etwas wie: »Morgen um 15 Uhr verstreicht leider die letzte Zahlungsfrist. Sag deinen Eltern, dass sie sich melden sollen. Vergiss es nicht!«
    Dann brach die Verbindung ab. Das Wort »Zahlungsfrist« erschreckte mich, ich wusste zwar nicht genau, was es bedeutete, aber irgendwie ahnte ich, dass etwas Schreckliches passieren würde, und das verunsicherte mich zutiefst. Vater starrte bis spät in der Nacht auf seine Baupläne, maß immer wieder nach und zog Linien. Er trank viel heißen Kaffee und rieb sich die Augen. Manchmal saß er auch nur stundenlang an seinem Tisch und hatte den Kopf in die Hände gestützt.
    Obwohl ich sah, dass mein Vater wirklich sehr hart dafür arbeitete, unsere Familie mit allem Nötigen zu versorgen, fragte ich mich dennoch jedes Mal, wenn die Sonne unterging und ich ins Bett musste, ob er wieder betrunken nach Hause kommen und ausrasten würde. Wenn ich dann

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