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Ich Töte

Ich Töte

Titel: Ich Töte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giorgio Faletti
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Konzentration bewundert, ihren gesenkten Kopf, mit dem sie das Spielfeld beobachtete, die seltsame Fremdheit der zierlichen Frauengestalt in einer Umgebung, in der normalerweise Männer den Ton angaben. Doch von da an hatte Arijane aus unerfindlichen Gründen einige Spielzüge in den Sand gesetzt. Er verstand überhaupt nichts von Schach, aber er schloss es aus den Kommentaren der Enthusiasten im Publikum, die den Saal füllten. Plötzlich war sie aufgestanden und hatte als Zeichen der Kapitulation den König aufs Spielbrett gelegt. Mit gesenktem Kopf, ohne irgendjemanden anzusehen, war sie zur Holztür gegangen, die sich am Fuße des Saales öffnete. Jochen hatte noch versucht, sie zu erreichen, doch sie war spurlos verschwunden.
    Das Zeitfahren und die Vorbereitungen für das Rennen hatten es ihm nicht erlaubt, weiter nach ihr zu suchen. Am Morgen des Gro
    ßen Preises war sie überraschend in den Boxen aufgetaucht, direkt nach dem Fahrerbriefing. Er kontrollierte gerade die letzten Einstellungen am Wagen, die er den Mechanikern nach dem Warm-up durchgegeben hatte, als ihre Stimme ihn genauso überraschte wie bei ihrem ersten Zusammentreffen.
    »Tja, ich muss leider sagen, dass dir der Overall nicht ganz so gut steht wie der Smoking, aber zumindest scheinst du etwas besser gelaunt zu sein.«
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    Er hatte sich umgedreht, und da stand sie vor ihm, mit ihren gro
    ßen, grünen, leuchtenden Augen, die Haare halb unter einer Schirmmütze mit dem Logo eines Sponsoren verborgen. Sie trug wie fast alle hier ein leichtes T-Shirt, unter dem sich ihre nackten Brüste erahnen ließen, und ein Paar bunte Bermudashorts. An ihrem Hals hing ein Passierausweis der Foca und eine Sonnenbrille am Plastikband. Die Überraschung lähmte ihn, bis Alberto Regosa, sein Chefingenieur, ihm scherzhaft zurief: »He, Jochen, wenn du nicht bald den Mund zumachst, weiß ich nicht, wie ich dir nachher den Helm überziehen soll.«
    Er hatte Arijane eine Hand auf die Schulter gelegt und gleichzeitig ihr und auf den Scherz seines Freundes geantwortet.
    »Komm, wir hauen hier ab. Ich könnte dich auch jemandem vorstellen, aber es bringt nichts, vertraulich zu werden, wo er sich doch morgen einen neuen Job wird suchen müssen und nicht mehr unter uns weilen wird.«
    Er hatte sie aus der Box geleitet und hinter seinem Rücken mit erhobenem Mittelfinger die Frotzelei des Ingenieurs erwidert, Ungeniert musterte er die schönen Beine, die aus den Bermudas ragten.
    »Um ehrlich zu sein, muss ich sagen, dass der Smoking dir nicht schlecht stand, aber mir ist es lieber so. Mädchenbeine in Hosen wirken zu Recht immer etwas verdächtig.«
    Sie hatten gelacht, und Jochen hatte ihr kurz das Durcheinander und die hektischen Aktivitäten in der Welt der Autorennen geschildert, die Arijane vollkommen fremd war. Er hatte ihr erklärt, wer wer und was was war, immer wieder seine Stimme erhebend, um nicht vom Dröhnen der Motoren übertönt zu werden. Als der Start näher rückte, hatte er ihr angeboten, das Rennen von den Boxen aus zu verfolgen.
    »Ich fürchte, dass ich mir jetzt diesen Topf überstülpen muss, von dem du gesprochen hast. Wir sehen uns später.«
    Er hatte sich von ihr verabschiedet und sie der Fürsorge Greta Ringers, der PR-Managerin des Teams, anvertraut. Sich selbst hatte er auf den Fahrersitz hinters Lenkrad gefädelt und sie noch einmal angesehen, während die Mechaniker ihm die Sicherheitsgurte umlegten. Durch das Visier des Helms hatten ihre Augen erneut miteinander gesprochen, in einer Sprache, die den emotionalen Kick des Rennens übertrumpfte. Er war fast sofort ausgeschieden, nach etwa zehn Runden, obwohl er eigentlich einen guten Start gehabt hatte.
    Dann jedoch, als er an vierter Stelle lag, hatte die Hinterradaufhän32

    gung, der Schwachpunkt seines Wagens, plötzlich nachgegeben und ihn mit einem Dreher aus einer schnellen Linkskurve herausgeschleudert. Er war hart gegen den Seitenschutz geprallt, wieder in die Mitte der Fahrbahn zurückgeschleudert worden und schließlich mit seinem halb zerstörten Klover F109 zum Stehen gekommen. Über Funk hatte er das Team darüber informiert, dass mit ihm alles in Ordnung sei, und war zu Fuß zurückgegangen. An den Boxen hatte er sofort nach Arijane Ausschau gehalten, sie aber nicht gesehen.
    Erst nachdem er mit dem Teammanager und den Technikern die Ursachen des Unfalls analysiert hatte, konnte er sie suchen gehen.
    Schließlich hatte er sie im Motor Home gefunden, wo sie neben Greta saß,

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