Ich Töte
später nochmal darüber reden.«
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Shatz verstand, dass dies nicht der rechte Augenblick war, um weiterzubohren.
»Okay, versuch für Spanien in Form zu bleiben. Die Weltmeisterschaft ist noch nicht gelaufen, und es reichen ein paar schöne Rennen, um alles in Frage zu stellen. In der Zwischenzeit amüsier dich gut, mein Lieber!«
Roland beendete das Gespräch, und Jochen blickte eine Weile auf das Gerät hinunter, als könne er darin das nachdenkliche Gesicht seines Managers sehen.
»Prima. Du kannst es kaum erwarten, dass ich gehe, und schon klebst du am Telefon. Muss ich Angst haben, dass es eine andere Frau in deinem Leben gibt?«
Arijane kam an Deck und ging zu ihm hinüber, während sie sich die Haare mit einem Handtuch trocknete.
»Nein, es war Roland.«
»Ah!«
Alles lag in dieser einen Silbe.
»Er kann mich nicht leiden, nicht wahr?«
Jochen zog sie an sich und schlang seine Arme um ihre schlanke Taille. Dann legte er seine Wange an ihren Bauch und sprach weiter, ohne sie anzublicken.
»Das ist es nicht. Roland hat so seine Befürchtungen, wie alle, aber er ist ein Freund und will nur das Beste.«
»Hast du es ihm gesagt?«
»Nein, ich wollte es ihm nicht am Telefon mitteilen. Ich glaube, ich werde es ihm und Ferguson in Barcelona sagen, nächste Woche.
Auf jeden Fall werde ich meinen Rücktritt erst Ende der Saison offiziell bekannt geben. Ich habe keine Lust, noch mehr von den Journalisten verfolgt zu werden.«
Ihre Geschichte war ein Leckerbissen für die Weltpresse gewesen. Ihre Fotos hatten wochenlang die Titelseiten der Illustrierten geziert, und die Klatschreporter hatten sich überschlagen, um immer noch mehr über sie zu schreiben oder zu erfinden. Jochen hob sein Gesicht zu ihr empor und suchte ihre Augen. Seine Stimme war nur noch ein bewegtes Flüstern.
»Ich liebe dich, Arijane. Ich habe dich schon geliebt, bevor ich dich kennen gelernt habe, nur wusste ich nichts davon.«
Sie antwortete nicht. Sie betrachtete ihn nur in dem Lichtschein, der aus dem Unterdeck fiel. Jochen wurde plötzlich unsicher, doch nun war es heraus, und er wollte auch nicht mehr zurück.
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Zweiter Karneval
Der Kopf des Mannes taucht kurz vor dem Bug der Forever an der Wasseroberfläche auf. Durch das Glas der Taucherbrille kann er die Ankerkette ausmachen und schwimmt mit langsamen Zügen zu ihr hinüber. Er hält sich mit der rechten Hand daran fest und lässt das Boot, dessen Glasfaserrumpf das Licht des Vollmonds reflektiert, nicht aus den Augen. Sein Atem in der Maske geht ruhig und gleichmäßig.
Die Fünf-Liter-Sauerstoffflasche, die er auf dem Rücken trägt, ist nicht für lange Tauchgänge gedacht, aber sie ist leicht, handlich und verschafft ihm genau die Unabhängigkeit, die er benötigt. Er trägt einen schwarzen, unauffälligen Neoprenanzug ohne Beschriftung oder bunte Einsätze, der dick genug ist, um ihn gegen die Kälte zu schützen, solange er im Wasser bleibt. Er kann keine elektrische Lampe benutzen, doch das helle Licht des Vollmonds lässt ihn diesen Mangel nicht spüren. Sorgsam jedes Plätschern vermeidend, gleitet er von neuem unter Wasser und folgt der Linie des Schiffsrumpfes. Der lang gezogene Kiel reicht weit hinunter in die dunkle Tiefe. Am Heck der Yacht taucht er wieder auf und hängt sich an die Leiter, die dort heruntergeklappt blieb.
Sehr gut.
Das erspart ihm ein umständliches Manöver, um an Bord zu klettern. Er löst die Seilrolle, die er um die Taille gewickelt hatte, klinkt einen Karabiner in eine Sprosse und hängt als Erstes den hermetisch verschlossenen Behälter daran, den er bei sich hat. Er würde sich auch der Sauerstoffflasche, der Flossen und des Bleigürtels entledigen und sie dort, einen Meter unter der Wasseroberfläche an der Leiter befestigt, zurücklassen. Er kann es sich nicht erlauben, in seiner Beweglichkeit eingeschränkt zu sein, auch wenn die Überraschung, mit der zwei Menschen aus dem Schlaf gerissen werden würden, ihm zuspielen und seine Aufgabe erheblich erleichtern würde.
Als er sich gerade die Schwimmflossen auszieht, hört er an Deck Schritte. Sofort löst er sich von der Leiter und schwimmt ein wenig nach rechts in den Schutz der Bordwand. Von seinem Platz im Schatten sieht er die junge Frau aus der Kabine kommen und stehen bleiben, als bewundere sie das Lichtspiel des Mondes auf dem ruhigen, glatten Meer. Für einen Moment ist der weiße Bademantel, den sie trägt, ein Reflex mehr auf der Wasseroberfläche, doch dann
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