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Ich träume deutsch

Ich träume deutsch

Titel: Ich träume deutsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nilgün Tasman
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mir. Aber sie versprach, es Anne und Baba nicht zu erzählen.
    Am Abend konnte sie natürlich ihre Klappe doch nicht |50| halten und petzte alles. Anne hatte keine Angst, dass die Frau wiederkommen und mich mitnehmen würde, sie wurde nur furchtbar böse, dass ich nicht meinen richtigen Namen gesagt hatte.
    „Sei stolz auf deinen Namen und darauf, dass du eine Tochter Atatürks bist und keinen deutschen Namen hast. Jeder türkische Name hat eine Bedeutung. Du bist eine Türkin, vergiss das nie!“, schrie sie mich an. Ja, wie hatte ich das nur vergessen können   ...

Eine Muselmanin im Kindergarten
    Anne kam immer kurz nach Helenes Papa von der Arbeit nach Hause. An diesem einen Tag war es anders.
    Mine und ich hatten ein Nutella-Brot gegessen und wollten gerade zum Spielen nach draußen gehen, da stand Anne plötzlich strahlend vor uns. Sie nahm mich auf den Arm und sagte: „So, Nilgün, ab morgen musst du nicht mehr alleine zu Hause bleiben. Wir haben endlich einen Kindergartenplatz für dich!“
    Ich freute mich sehr darüber, dass Anne früher von der Arbeit nach Hause kam, aber die Nachricht von dem Kindergartenplatz fand ich nicht so schön. Ich wollte nie in einen Kindergarten, und ich war ja auch gar nicht allein. Mir gefiel es mit Tekir zu Hause sehr gut. Anne nahm uns an der Hand und wir gingen gemeinsam einkaufen. Ich bekam rote Hausschuhe, eine kleine Tasche mit einem Marienkäfer drauf und einen rosa Schlafanzug. Mine durfte sich ein neues Mäppchen und eine Regenjacke aussuchen. So langsam gefiel mir |51| die Geschichte mit dem Kindergarten und ich dachte, na, wer weiß, vielleicht ist es ja doch ganz schön, mit anderen Kindern zusammen zu sein.
    Wir wohnten genau gegenüber vom Kindergarten, konnten aber wegen der hohen Mauer nicht hineinsehen. Diese schreckliche Holzfigur, der Mann mit den Nägeln in Händen und Füßen, machte mir immer noch große Angst. Aber vielleicht war es ja hinter der Mauer nicht ganz so schrecklich.
    Am nächsten Morgen durfte ich nicht ausschlafen. Anne machte mir ein Nutella-Brot und wir gingen los. Obwohl ich noch nie in einem Kindergarten war, hatte ich Angst. Helene war auch in einen Kindergarten gegangen, aber nicht in diesen.
    Wir traten durch die große Mauer, und ich versuchte, den Mann mit den Nägeln in der Hand gar nicht anzuschauen. Ich klammerte mich ganz fest an meine Anne.
    Plötzlich standen wir in einem wunderschönen Garten mit einer Rutsche und einem Sandkasten. Meine Angst wurde weniger, bis ich die Frau im schwarzen Gewand sah, die mit großen Schritten auf uns zukam und nicht gerade freundlich dreinblickte.
    „Du bist sicher die kleine Türkin, wie heißt du doch gleich? Mülgin oder so?“
    „Nilgün heißen meine Tochter, bitte“, antwortete Anne sehr freundlich und hoffte wahrscheinlich auf ein Gegenlächeln. Die Frau schaute immer noch böse und zupfte ihr Gewand zurecht.
    Wenn Anne aufgeregt war, sprach sie ein schlechtes Deutsch und ich konnte nicht mal schlucken, weil der Kloß in meinem Hals immer größer wurde. Die Frau nahm mich an der Hand und zerrte mich von Anne weg. Ich fing an zu schreien und klammerte mich noch fester an meine Anne. |52| Ich wollte da nicht bleiben, ich wollte wieder nach Hause. Meine Anne redete beruhigend auf mich ein und sagte immer wieder, dass sie mich in ein paar Stunden abholen würde, und versprach sogar, mir ein neues Kleid zu nähen. Aber ich wollte keine neuen Kleider, ich wollte nur ganz schnell weg von dieser Frau.
    Als Anne weinend durch das Tor in der großen Mauer verschwand, wurde mir klar, dass ich dort bleiben musste. Ich wischte meine Tränen ab und versuchte, tapfer zu sein.
    „Ich bin die Schwester Annemarie und eins sage ich dir gleich, wenn du hier nicht lieb bist, dann gnade dir Gott!“, schimpfte sie und zerrte mich in einen Raum, in dem ganz viele Kinder auf dem Boden saßen. Ich setzte mich dazu, starrte auf meine Füße und versuchte, meine Tränen zurückzuhalten.
    Dann fingen alle an zu singen und klatschten in die Hände. Ich war immer noch ruhig und hoffte, bald wieder von Anne abgeholt zu werden. Meine Angst wurde aber einfach nicht weniger, und so fing ich wieder ganz leise zu weinen an. Die Kinder machten verschiedene Spiele, und ich wusste nicht, ob ich mitmachen sollte oder nicht. Also blieb ich lieber sitzen und verzog mich später in eine Ecke. Schwester Annemarie sah immer wieder einmal zu mir her, zog ihre Augenbrauen nach oben und schüttelte den Kopf.
    Nach einer

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