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Ich trink Ouzo was trinkst du so - Meine griechische Familie und ich

Titel: Ich trink Ouzo was trinkst du so - Meine griechische Familie und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Bettermann
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keinerlei Smog gefiltert – so ungeheuer hell, dass wir die Augen zusammenkneifen mussten, und brachte das Wasser türkisblau zum Leuchten. An dem kleinen Sandstrand schwammen die Kinder und die Frauen, die ihre Köpfe hoch über die sanften Wellen herausreckten, um ihre Frisuren nicht zu gefährden. Mit meiner Taucherbrille konnte ich beobachten, dass nicht alle, die so taten, als schwömmen sie, tatsächlich dazu in der Lage waren: Tante Meri und die mollige koubara, Trauzeugin, Tsouridis ruderten zwar routiniert mit den Armen – heimlich stießen sie sich aber alle paar Meter mit den Füßen auf dem sandigen Untergrund ab.
    Meinen Bruder und mich zog es weiter hinaus ins Tiefe, dort untersuchten wir den Rand der Felsküste, in die der Sandstrand überging, nach Oktopussen. Im Gegensatz zu meinemBruder konnte ich allerdings nie welche auf dem Grund ausmachen, deswegen war es meine Aufgabe, den Kescher mitzuführen, während mein Bruder stolz hinter seiner Harpune herschwamm.
    Allerdings war ich abgelenkt: Ein Stück über uns, dort, wo die Felsen ein natürliches Rund bildeten, traf sich die ansässige Jugendclique zum Baden. Man hörte Musik und lautes Lachen; ab und an sprang jemand mit Kopfsprung ins Tiefe und kraulte an uns vorbei. Einmal versuchten ein paar Mädchen, gemeinsam einen der Jungen ins Wasser zu befördern; das Ganze endete in einer kreischenden Wasserschlacht. Alle schienen Spaß zu haben. Cousin Stelios und Niki, die Tochter der Tsouridis, waren auch dabei. Nur mich ließen sie zurück bei den Babys, meinem jüngeren Bruder und Sofia und Nikos, den Kindern von Lefteris, die noch nicht einmal zehn Jahre alt waren.
    Die Oktopusse, die mein Bruder fing, präparierte dann ich: Vierzigmal musste man sie mit aller Wucht auf den Felsboden schleudern, damit sie ihr Leben aushauchten, und ich tat das mit einer Mischung aus kindlicher Grausamkeit und pubertärer Wut darüber, dass ich den Strandtag mit meinem jüngeren Bruder verbringen musste statt mit der Felsenclique.

    Vielleicht lag es an seinem Beruf, dass Onkel Lefteris, der stets mit der Vergänglichkeit des Lebens konfrontiert war, seine Zeit auf Erden ganz besonders auszukosten versuchte: Alle paar Tage, nach dem Abendessen, feierte er ein großes glendi , eine Fete, hinten im Wohnzimmer in der exochi . Dann trugen die Gäste die kargen Möbel – ein Tischchen und ein paar Sessel – in den Garten unter die Olivenbäume, reihten sich im leeren Zimmer auf und tanzten, was das Zeug hielt.
    »Ich kann nicht, ich habe alle Schritte vergessen«, klagte Mama immer zu Anfang. Doch die anderen zogen sie einfachmit, und nach ein paar Takten verfiel sie in den gleichen Trab wie der Rest.
    Ab und an kam einer der Erwachsenen nach draußen und ließ sich erschöpft auf eine Hollywoodschaukel fallen. »Deine Mama tanzt, als wäre sie nie weg gewesen«, sagten sie dann, und wir linsten nach hinten, wo die ganze Mannschaft ineinander verhakt durch den Raum trabte, lachend und erhitzt. Meist gab Lefteris den Vortänzer am Kopf der Schlange, und wenn er besonders gut gelaunt war und schon ein paar Gläser Wein intus hatte, rief er: »Foto, bring die Teller!« Die schleuderte er dann auf den Boden. »Ta spasame, wir haben sie zerschlagen!«, heißt es, wenn Griechen besonders ausgelassen feiern.
    Foto fegte die Scherbenberge zwischendrin immer in eine Ecke, damit keiner sich verletzte, und seufzte ein wenig, weil sie schon wieder nach Athen fahren musste, um neues Geschirr zu besorgen. Und während ihr Mann in der Sommerfrische regelrecht aufblühte, zeichneten sich von Tag zu Tag dunklere Schatten unter ihren Augen ab: Für Foto, die den ganzen Sommer über Gesellschaften zu bewirten hatte, war die exochi nicht ganz so erholsam.
    Immerhin wurde sie von den anderen Frauen in der Küche unterstützt, gemeinsam versuchten sie, die Urlaubsverköstigung einem möglichst internationalen Niveau anzupassen: »Heute werdet ihr was erleben«, sagte etwa einmal koubara Tsouridis und zwinkerte vielsagend. Kurz darauf verteilte sie Crème caramel an die Gäste auf der Terrasse – »die« Nachspeise jener Saison.
    Bald darauf wurde der Backofen angeworfen, und die Tanten und ihre Freundinnen buken, allerdings keineswegs griechische Kuchen: Es gab »Cake«.
    »Das ist ja Sandkuchen, so wie bei uns!«, sagte mein Bruder, der sich unter »Cake« etwas Exotischeres vorgestellt hatte. DenUnterschied zur deutschen Variante bemerkte er beim Kosten: »Pappsüß!« Das traf auch

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