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Ich trink Ouzo was trinkst du so - Meine griechische Familie und ich

Titel: Ich trink Ouzo was trinkst du so - Meine griechische Familie und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Bettermann
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Anfängerkursus. Aber ich war die einzige Anfänger!« Alle anderen waren schon einmal in ihrer Kindheit auf den Brettern gestanden. Oder sie waren immerhin so sportlich, dass sie es schafften, sich aufrecht zu halten und dem Schilehrer einen flachen Hügel nach unten zu folgen. Dort lag Mama. Ab und an sah der Schilehrer nach ihr und zerrte sie vom Boden hoch. Dann setzte er ihr wieder hinterher, weil ihre Bretter sich selbstständig machten.
    Nach ein paar Samstagen konnten ich und meine Kursgefährten so gut fahren, dass man uns in die Schlepplifte ließ, und ab und an sah ich Mama: Sie hockte immer noch die meiste Zeit allein im Schnee und übte aufzustehen, während die anderen sich mit dem Lehrer auf dem Hang tummelten. So blieb es den ganzen Winter über.
    Im nächsten Jahr meldete Mama sich wieder zu einem Anfängerkurs an. Ihr neuer Lehrer hieß Gerdi (»Kährti«) und sprach so »payerisch«, dass Mama ihn kaum verstand, doch war er viel netter als der alte. Außerdem gab es ein paar Schüler, die tatsächlich noch nie Schi an den Füßen getragen hatten. Doch nach zwei Samstagen folgten auch sie dem Lehrer im Schneepflug die Übungshügel hinunter. Mama nicht. Immerhin schaffte sie es nun, sich eine Zeitlang auf den Beinen zu halten und mit den Brettern an den Füßen seitlich ein paarMeter nach oben zu steigen. Dort wartete sie auf Gerdi, der manchmal die übrige Gruppe verließ, um ihr die Grundzüge des Schneepflugs beizubringen. »Talschi belasten! Talschi!!!! Des is doch ned der Talschi!«, hörte ich ihn verzweifeln, als ich mit meiner Gruppe um das Duo herumfuhr. Ich trug immer noch den gepunkteten Overall – Mama hatte ihn im vergangenen Jahr vorsorglich zu groß gekauft.
    Im Jahr darauf weigerte ich mich, an den Samstagskursen teilzunehmen (schon wegen des Anzugs). »Ist okäi«, sagte Mama. »Du fährst schon suppär.« Aus ihrer Perspektive betrachtet, mochte das stimmen. »Suppär« war übrigens das Lieblingswort des Schilehrers Gerdi. Der hatte sie am letzten Tag der zweiten Saison sogar in den Schlepplift gelassen. Sie war zwar nach einigen Metern gestürzt und lag wie ein gestrandeter Wal in der Liftspur, so dass die Anlage für einige Zeit ausgeschaltet werden musste, bis Gerdi es geschafft hatte, sie da wieder rauszuwuchten. Dennoch hatte er sie sehr für ihren Mut und ihr Durchhaltevermögen gelobt: »Er chat gesagt: Däs finti suppär!«, imitierte Mama seinen Dialekt und lachte. »Und dass ich wieder zu ihm kommen soll, noch mal Anfängerkursus!«
    Nach einigen Jahren befand sich mein Bruder schließlich im Trickschikurs. Mama meldete sich nach wie vor in der Schischule mit an: jedes Jahr bei den Anfängern. Schließlich gab es keinen Kurs mehr, den mein Bruder belegen konnte. Da hatte auch Mama genug von der Schischule.
    »Warum willst du denn nicht mal den Fortgeschrittenenkurs mitmachen?«, fragten wir. »Dann lernst du, auch ganz oben am Hang zu fahren und musst nicht immer unten beim Babylift bleiben.«
    »Ich mag Babylifte!«, erwiderte Mama. »Noch mehr lernen ist zu viel für mich!« Doch an sonnigen Wintertagen packte sie manchmal »Wiemär« und Schi und fuhr ganz allein nachLenggries oder Bayrischzell. Dort kaufte sie sich eine Karte bei einem der kleinen Übungslifte unten im Tal und fuhr im Schneepflug akkurate Bögen in den Schnee – so viel hatte sie gelernt. »Das reicht mir, damit bin ich klücklich! Ich fahre rauf und runter, wie eine Blitz« – zumindest kam es ihr so schnell vor. »Und ich bin den ganze Tag in der Bergluft und im Schnie. Einfach suppär!«

Exochi – Die Sommerfrische
    O riste , bitte sehr«, sagte Tante Meri mit einem triumphierenden Lächeln auf den fuchsiaroten Lippen: » Melitzanes afrates , luftige Auberginen«, und präsentierte uns einen Teller gebratener Auberginen, wie wir sie noch nie gesehen, geschweige denn gekostet hatten: hauchzart in Scheiben gehobelt und umgeben von einem gewölbten Teigmantel, so kross wie Kartoffelchips. Sie sahen aus wie kleine Ufos und wirkten leicht, als wollten sie jeden Moment abheben: Meri hatte das Geheimnis der Ufo-Auberginen gelüftet, es hatte sie den ganzen Sommer in der exochi , auf dem Land, beschäftigt.

    Selbst die traditionelle griechische Küche unterliegt gewissen Moden, die Trendsetter sind die Köche in den angesagten Lokalen. In den kosmikes tavernes in Athen, den schicken Restaurants, in denen »der kosmos «, also die schicken Leute der Stadt aßen, tanzten und sich amüsierten, wurden

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