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Ich trink Ouzo was trinkst du so - Meine griechische Familie und ich

Titel: Ich trink Ouzo was trinkst du so - Meine griechische Familie und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Bettermann
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auf das selbst gemachte Schokoladeneis zu, mit dem die Tanten experimentierten – schließlich kamen sie darauf, die halbgefrorene Masse mehrmals mit dem Mixer durchzurühren, um die richtige Konsistenz zu bekommen.
    Nur die luftigen Auberginen wollten einfach nicht gelingen, sie schmeckten – und sahen aus – wie immer. »Ich weiß den Trick«, sagte eines Tages Foto, und tunkte sie in Eierpampe, bevor sie sie ins heiße Öl gab. Als sie fertig waren, ging sie mit dem Teller durch die Reihen, und jeder musste sich ein Scheibchen herausnehmen.
    »Und?«, fragte sie.
    »Köstlich!«, sagte Onkel Giorgos und griff sich gleich mehrere.
    »Aber sie sind nicht luftig!«, sagte Foto.
    Koubara Tsouridis versuchte es auf ihre Weise, indem sie das Mehl mehrfach siebte.
    »Ausgezeichnet!«, sagte Giorgos wieder, aber auch diesmal wölbte sich der Teig nicht.
    Tante Meri probierte es, indem sie die Scheiben zuerst in Öl tunkte, bevor sie sie in Mehl wendete. Sie versuchte es mit aufgeschlagenem Eiweiß und mit Pfannkuchenteig. Sie versuchte es, auf Mamas Anraten, mit Weißbrotpannade, so dass eine Art Auberginen-Wienerschnitzel entstand.
    »Das sind bisher die Allerbesten«, schwärmte Onkel Giorgos, die Frauen allerdings beachteten ihn nicht weiter – es war klar, dass ihm der Sinn des Experimentes entging.
    Eines Tages kehrte Meri mit einem vielsagenden Lächeln vom Einkauf in Varkissa zurück.
    » Paidia «, sagte sie: »Ich hab’s: Baikin pauder! « Das bedeutete »baking powder«, wie das Backpulver in jenen Zeiten und jenen Kreisen genannt wurde (statt, wie früher in Griechenland, einfach soda ).
    Nach einer Prise davon im Mehl bildete sich – endlich! – die krosse Ufokruste über den Gemüsescheiben. Nur Giorgos wollte nicht mehr kosten – von Auberginen hatte er eine Zeitlang die Nase voll.
    Wenn die Männer wochentags von der Arbeit eintrafen, gönnten sie sich zuallererst ein ouiskaki – ein Whiskylein. Zum Essen gab es ein krasaki oder eine biritza , ein Weinchen oder ein Bierchen, und als Digestiv manchmal einen Cognac der griechischen Marke »Metaxa« – den mit den fünf Sternen, der galt als hochwertiger als die teurere siebensternige Variante. Wirklich betrunken habe ich allerdings nie jemanden der griechischen Familie und der Freunde erlebt – an sich trinken die Griechen eher moderat, mit den Mengen an Bier und Wein, die Deutsche konsumieren, können sie nicht mithalten. Sie sind auch so lustig genug.
    In Varkissa gab es einen »Nightclub«, eine Disko. Seit Tagen sprachen die Erwachsenen davon, dass sie den Laden ansteuern wollten. Samstagnacht war es so weit: Die Frauen tauschten ihre bunten Baumwollkleider und Schlappen gegen Plateausandalen und Siebzigerjahre-Hippieröcke, die Männer zogen sich lange Hosen an, auch Stelios machte sich schick und erschien, statt im Lacoste-Polo, im weißen Hemd. Klarer Fall, dass ich mich voll in Schale warf, doch Papa sagte nur: »Das ist keine Stranddisko, sondern ein richtiger Nachtclub. Kinder lassen sie da nicht rein.« Ich nahm dies als größtmögliche Kränkung auf.
    Dass Stelios nicht bereit war, mich wenigstens tagsüber mit zur Felsenbucht zu nehmen, machte die Sache noch schlimmer. Dabei war er nur ein paar Jahre älter als ich – aus seiner Sicht waren es allerdings offenbar Jahrzehnte.
    Stelios war in letzter Zeit hoch aufgeschossen und richtiggehend schlank geworden, er trug, anders als früher, auch keine Brille mehr, sondern Kontaktlinsen. Insgesamt verstandenwir uns jetzt besser: Er überspielte mir seine Barry-White-Kassetten (die ich dankend annahm, obwohl ich die Musik gar nicht mochte), und manchmal spielten wir gemeinsam Federball. Doch wenn Tante Meri ihn bat, mich endlich zum Baden mitzunehmen, reagierte er regelrecht empört: » Aman , Mama!!!«
    Stelios war nämlich zwar das älteste Kind in der Familie, unten in der Strandclique war er aber einer der jüngsten. Niki, die hübsche Tochter der Tsouridis, die zwei Jahre älter war als er, hatte ihn jüngst erst unten ihren Freunden vorgestellt, und er wollte wohl sein Standing nicht dadurch gefährden, dass er mit seiner kleinen Cousine aufkreuzte.
    Tante Meri litt mit mir und versuchte mich zu trösten: Abends glättete sie mir mit ihrem Lockenstab die Mähne und drehte die Seitenlängen zur Außenwelle, so wie Farrah Fawcett in »Drei Engel für Charlie« ihr Haar trug, und behauptete, mit dieser Frisur würde ich mindestens wie zwanzig aussehen.
    Einmal saßen wir zwei in der

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