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Ich und andere uncoole Dinge in New York

Ich und andere uncoole Dinge in New York

Titel: Ich und andere uncoole Dinge in New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia K. Stein
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richtig was los.“ Er fährt sich mit den Händen durch die Haare.
    „Hey“, sage ich zurück.
    Adam trägt ein verwaschenes Harvard-Sweatshirt. Er steckt seine Hände in die Taschen und zieht eine Augenbraue nach oben. „Ich wusste gar nicht, dass du auch bei Scirox arbeitest“, sagt Adam und sein Tonfall ist nicht besonders liebenswürdig.
    „Ich hole nur jemanden ab“, erwidert Peter in ähnlichem Tonfall.
    „Komisch, da hatten wir wohl den gleichen Gedanken.“
    Dann sagt keiner was und wir blicken uns an. Das heißt, Adam guckt mich an und ich gucke Adam an. Was soll ich denn jetzt sagen? Mir ist so schlecht, dass ich sowieso nicht reden kann, auch wenn ich es wollte. Ich kann Peter nicht zurückfahren lassen. Nicht so. Ich wünschte, ich könnte alles erklären, so dass es sich logisch und normal anhört. Stattdessen schlucke ich und schweige.
    „Du fährst?“, fragt Adam und versenkt seine Augen nochmal mit aller Macht in meine. Sogar im Dunkeln leuchten seine Augen blau.
    Ich nicke nur langsam und sehe ihn bittend an.
    „Ich muss.“ Er kann das doch wohl verstehen.
    „Du musst“, wiederholt Adam.
    Dann sagen wir wieder nichts. Peter umfasst meine Taille fester und zieht mich zu sich heran. Vielleicht sollte ich ihn wegschieben und zu Adam laufen. Aber das geht eben nicht so einfach. Eigentlich war Peter doch derjenige, zu dem ich gehören sollte. Dann wäre doch alles in Ordnung gewesen. Er war der Erste, mit dem ich geschlafen habe, das muss Adam doch verstehen, dass ich das nicht so einfach wegwerfen kann. Nicht, sobald das erste Problem auftaucht. Ich will nicht so schnell aufgeben. Ich muss ihm doch zumindest noch eine Chance geben. Aber ich will dir nicht wehtun, will ich schreien, weil ich dich wahnsinnig gern habe, auch wenn ich das selbst alles nicht verstehe. Es ist hoffnungslos. Sogar in meinen Gedanken hört sich das alles schwachsinnig an. Also sage ich gar nichts. Alles ist durcheinander geraten. Peters Arm hält mich fest, das fühlt sich sicher an. Das kann doch nicht falsch sein.
    Für einen Moment denke ich, dass Adam losbrüllt. Er setzt an, etwas zu sagen, und seine Augen funkeln, aber dann hält er inne und sein Ausdruck verändert sich.
    „Judith. Bleib hier“, sagt er leise. „Bleib bitte hier.“ Er macht ein Gesicht, als hätte er Schmerzen.
    „Es tut mir leid“, bringe ich heraus und das klingt jämmerlich. Ich wünschte, er hätte gebrüllt. Damit könnte ich leichter umgehen. Alles hört sich falsch an. Peter zieht mich an der Hand zum Auto und ich lasse mich ziehen. Ich bin froh, dass ich nicht selbst irgendeine Entscheidung fällen muss.
    Adam rührt sich nicht. „Mir auch“, sagt er dann und wendet sich ab. Amal ist inzwischen aus dem Auto gestiegen und sieht mit großen Augen von einem zum anderen.
    Super. Ich liebe Zuschauer.
     

Lonely
    Die Fahrt zurück nach New York geht schnell. Peters Hand liegt auf meinem Bein. Dann liegt meine Hand auf seinem Bein und ich lehne mich an die Nackenstütze. Erst reden wir nicht so viel. Dann ist irgendwann klar, dass weder Peter noch ich über Florence und die ganze Sachen reden möchten. Wir ignorieren das einfach und Peter erzählt mir von seinen Lieblingsfilmen und ich erzähle von meinen und irgendwie ist alles ganz normal. Ich verdränge alle Gedanken an Adam und seinen traurigen Blick. Ich werde es ihm erklären. Später. Jetzt will ich nicht daran denken, weil der Gedanke an Adam viel schrecklicher ist, als er sein sollte. Ich will einfach froh sein. Manchmal klingelt Peters Telefon, weil bei Peter ständig jemand anruft, oft geht er aber auch gar nicht dran. Draußen ist es dämmrig und wir fahren auf dem Highway, der ziemlich leer ist. Wir fahren in diesem gemütlichen Highway-Tempo, zügig, aber nicht so schnell wie auf der Autobahn. Autofahren ist total entspannend hier. Wir haben die Fensterscheiben heruntergekurbelt und der Wind hinterlässt eine Gänsehaut auf meiner Haut. Peter raucht eine Zigarette, während er fährt, und seine Laune wird immer besser. Irgendwann lachen wir sogar und alles fühlt sich warm und vertraut an. Eigentlich viel vertrauter, als wir jemals waren. Dann hält Peter plötzlich das Auto an. Er beugt sich zu mir rüber und küsst mich so lange, dass ich keine Luft mehr bekomme und vergesse zu atmen. Dann lässt er das Auto wieder an und fährt weiter. Er sieht zufrieden aus, aber wahrscheinlich nicht zufriedener als ich.
    Als wir fast wieder in Manhattan sind, klingelt das Telefon.

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