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Ich und du Muellers Kuh

Ich und du Muellers Kuh

Titel: Ich und du Muellers Kuh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amei-Angelika Mueller
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starrten glasig ins Leere, schnappten nach Luft und stürzten Wein hinunter, um Kühlung zu erlangen.
    »Sie heißt Teufelssoße«, erklärte Evelyn, »ist sie scharf?« Wir nickten mit Tränen in den Augen, »dann bin ich froh, dann ist sie gelungen!«
    Auch der Knoblauchsoße wurde kräftig zugesprochen. »Wenn alle essen, macht es nichts«, sagte Hugo Pratzel, »denn dann stinken wir gemeinsam und gehen uns nicht auf die Nerven.«
    Sie putzten das Fleisch von den Platten, daß mir angst und bange wurde. Ich wußte zwar, daß Pfarrer gern essen, aber daß sie so futtern würden, hatte ich nicht gedacht.
    »Wo bleibt der Nachschub, verehrte Gastgeberin?«
    Das fragte ausgerechnet Julius, der sonst immer sagte, es wäre nicht nötig gewesen und eine Butterbrezel hätte ihm auch gelangt.
    »Hast du etwa nichts mehr?«
    So direkt pflegte nur Hugo Pratzel zu sein.
    »Natürlich hat sie«, rief Evelyn, »wir bitten um eine kleine Pause, komm, Amei!«
    Ich trottete hinter ihr her der Küche zu und überlegte, wo Evelyn noch irgendwelches Fleisch entdeckt haben könne.
    »Evelyn, ich sage dir, es ist nichts mehr da!«
    »Nur keine Panik! Ich habe da eine Wurst im Eisschrank gesehen. Die schneiden wir in appetitliche Happen und tun so, als ob das die größte Delikatesse wäre. Sie sind sowieso schon satt. Sie essen nur noch zum Spaß. Sie merken es gar nicht.«
    Sie merkten es aber doch, auch wenn Evelyn verkündete: »Jetzt kommt noch etwas für Feinschmecker.«
    »Du hättest uns vorher sagen sollen, daß du knapp kalkuliert hast und daß wir sparen müssen!«
    Das nun wieder kam aus Karl-Ottos Mund, uneingedenk des mickrigen Silvesterkarpfens!
    Die anderen Gäste sprachen mir Trost zu, ich solle es mir nicht zu Herzen nehmen, so etwas könne jeder Gastgeberin passieren, es sei natürlich peinlich, aber andererseits solle man auch nicht so viel essen, das sei ungesund, und deshalb seien sie mir direkt dankbar... Solcherart verspotteten sie mich, und während sie dieses taten, aßen sie auch noch die Wurst auf.
    »Wir möchten gerne ein bißchen spielen«, sagte Manfred, »habt ihr Lust dazu?«
    »Nein!« antwortete Hugo Pratzel, »aber wenn’s unbedingt nötig und nicht gruppendynamisch ist, spiele ich mit!«
    »Überhaupt nicht gruppendynamisch«, versicherte ich, »nur sportlich! Watteblasen und Tischboccia und so. Aber wir brauchen den Tisch dazu.
    »Dann räumen wir ab!« Maria erhob und setzte sich wieder. »Hoppla«, sprach sie dann, »mir ist die Teufelssoße in die Beine gefahren!«
    »Mir geht es ähnlich«, meinte Agathe, und Eva stand gar nicht erst auf.
    Evelyn, die Tüchtige, legte Sigmund ein Tablett in den Arm, Julius bekam den Brotkorb, Hugo einen Stapel Teller. »Schön vorsichtig in die Küche tragen!« kommandierte sie, und die drei Herren trabten gehorsam hinter ihr her, liefen geschäftig den Gang auf und ab und schienen ganz zufrieden.
    »Julius verrichtet sonst keine Arbeit im Haushalt, jedenfalls nicht freiwillig!« bemerkte Maria.
    »Sigmund tut alles, was anfällt!« sprach Agathe.
    »Es macht mordsmäßig Spaß, ihnen zuzusehen!« sagte Eva.
    Wir saßen gemütlich in der Diele.
    »Agathe!« Sigmund eilte von der Küche her durch den Gang, seine Wangen waren rosig überhaucht, seine Bartspitzen bebten. »Evelyn liebt Gitarrenmusik! Ich lauf schnell nach Hause, schau nach den Kindern und bringe meine Gitarre mit!«
    »Nein!«
    Wir sprachen es vierstimmig, Agathe, Eva, Maria und ich. Seine Bartspitzen senkten sich, das Rot auf seinen Wangen erlosch.
    »Warum denn nicht? Wenn sie es doch hören will! Himmel nochmal, jetzt bin ich aber frustriert!«
    In der Küche klirrte es und schepperte. Ich blieb sitzen. Laß fahren dahin, dachte ich, ‘s ist eh kaputt, und ich sehe es noch früh genug. Die übrigen Arbeiter kehrten aus der Küche zurück.
    »Vier Teller brauchst du schon nicht mehr zu spülen«, tröstete Evelyn. »Pfarrer Pratzel hat mir erklärt, wann ein Elfmeter eintritt, und da ist es halt passiert, aber Scherben bringen Glück, und du solltest mal sehen, was Raskolnikow im Lauf eines Tages kaputt macht.«
    Beim Klang des Namens »Raskolnikow« hob Sigmund Säusele das Haupt aus finsterem Brüten.
    »Wie kann man einen Dackel Raskolnikow nennen?« Er schaute Evelyn vorwurfsvoll an. »Dies ist ein Menschenname! Kein Wunder, daß sich der Dackel dagegen auflehnt und neurotisch wird!«
    »Nein, Pfarrer Säusele, das glaube ich nicht, schauen Sie, er kennt sich doch nicht aus. Er weiß doch

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