Ich und du Muellers Kuh
nicht gesagt.«
»Doch genau so! Ich habe sie gefragt, ob man sieht, daß ich hinke, und da hat sie gesagt, ja, man sieht es schon.«
»Wie kann sie sagen, daß du hinkst, wenn du es doch nicht tust! Himmel, Malchen, ich bin kürzlich extra hinter dir hergegangen, um deinen Gang zu betrachten. Ich hab rein gar nichts gesehen!«
»I au net!« bestätigte Andreas.
»Eibildung!« rief Mathias.
»Entweder habt ihr euch daran gewöhnt und seht es deshalb nicht mehr oder ihr lügt mir was vor.«
»Ich lüge nie!« sagte Manfred.
»Em Bruno sei Bella, die hinkt, weil se sich nämlich en Dorn in d’ Pfot gstoche hat«, berichtete Andreas, »die sollsch du mal sehe! Se hält dr Fuß hoch und jault.«
»Jaulen tut ‘s Mulchen au«, meinte Mathias.
»Da magst du recht haben!« sprach sein Vater.
Rock’n Roll und Herztabletten
Das Telefon klingelte. Bruder Christoph war am Apparat.
»Das Leben ist schwer!«
»Ich weiß. Wieso?«
Er seufzte abgrundtief. »Ich muß Ehepaartanzstunde machen.«
»Du mußt was?«
»Zur Ehepaartanzstunde. Judy will’s.«
»Ja, wenn’s die Judy will...«
»Sie sagt, sie ist es leid, immer nur meinen Einheitsschritt zu tanzen. Sie hat uns schon angemeldet.«
»Herzliches Beileid!«
»Euch auch!«
»Was?«
»Euch hat sie auch angemeldet. Wir dachten, ihr findet doch nicht den Mut und schaden tut’s euch nicht und überhaupt, was soll ich allein leiden?«
»Christoph, bist du wahnsinnig? Ich kann nicht mal richtig gehen und dann soll ich tanzen. Ne du, das kommt nicht in Frage!«
»In Frage braucht’s auch nicht mehr zu kommen, die Sache ist schon gelaufen. Wir müssen nur noch den Termin festlegen, entweder am Dienstagabend oder am Freitag.«
»Am Freitag geht’s nicht. Da spielt Manfred Schach und ich hab Kirchenchor.«
»In Ordnung, dann nehmen wir den Dienstag. Das wird eine Gaudi, so zu viert!«
Ich schnappte nach Luft. »Christoph, es ist unerhört! Du mußt das rückgängig machen!«
»Bis Dienstag also, wir holen euch ab. Tschüs, Amei, ich kann nicht stundenlang telefonieren, ich hab noch was anderes zu tun. Grüß Manfred schön, und er soll sich nicht totschuften!«
Klick, weg war er.
Ich rief bei seiner Frau an.
»Judy, was hör ich da? Ihr habt uns bei der Ehepaartanzstunde angemeldet...«
»Hoffentlich ist es euch recht, Amei...«
»Nein, Judy, gar nicht recht! Wie konntet ihr nur so einfach über unsere Köpfe weg...«
»Ich dachte immer, du liebst deinen Bruder! Christoph hätte nie und nimmer mitgemacht, ich brauchte einen Lockvogel...«
»Und da hast du an uns gedacht?«
»Ja, ihr wart meine einzige Hoffnung. Christoph geht es nicht gut! Er sitzt den ganzen Tag im Büro herum und hat keine Bewegung, und weißt du, mit was der Arzt gedroht hat?«
»Nein, mit was?«
»Mit einem Herzinfarkt! Kannst du das verantworten, du, seine große Schwester?«
»Nein, Judy, um Himmels willen. Das ist ja entsetzlich!«
»Mich macht’s auch ganz fertig, und darum bin ich in der Verzweiflung auf die Idee gekommen, daß ihr mir vielleicht helfen würdet...«
Ich meinte einen unterdrückten Schluchzer am Telefon zu hören. Meine Wut schmolz dahin. Arme, kleinejudy, wie tapfer sie war!
»Ich schaffe es nicht allein, Amei! Du weißt, wie ungesund er lebt! Er läuft nicht, er macht keine Gymnastik, nur Kegeln tut er, aber ich bitte dich, was kommt da schon an Bewegung heraus!«
»Judy, warum geht ihr denn nicht allein, warum müssen wir mit?«
»Ich dachte, du kennst deinen Bruder! Tanzen ist ihm ein Greuel, aber zusammen mit euch macht’s ihm vielleicht sogar Spaß, und hinterher können wir noch Skat spielen oder irgendwo was Gutes essen...«
»Judy, ich seh’s ja ein, und ich tät’s auch machen, aber ich kann nicht mal ordentlich gehen, wie soll ich denn tanzen?«
»Tanzen ist doch tausendmal einfacher als gehen! Du kannst dich an Manfred festklammern!«
»Der wird sich freuen!«
»Eben, das meine ich auch! Denk an deinen Bruder und daß der Arzt gesagt hat, er braucht unbedingt Bewegung, sonst kann er für nichts garantieren. Es wäre eine gute Tat und ein Liebesdienst für deinen kleinen Bruder. Tschüüs!«
Manfred schien hocherfreut und nicht sonderlich überrascht.
»Eine gute Idee! Julius wird es einsehen, und ich kann der Dienstagabend-Sitzung entrinnen.«
»Aber ich hab keine richtigen Schuhe zum Tanzen!«
»Natürlich hast du welche!«
»Nur die Turnschuhe!«
»Nein, die nicht! Die mußt du dir sowieso abgewöhnen!«
Christoph
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