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Ich und du Muellers Kuh

Ich und du Muellers Kuh

Titel: Ich und du Muellers Kuh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amei-Angelika Mueller
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klang nicht gerade begeistert. »Ach wo! Aber vielleicht könnte ich mich auf dich stützen, und wir gehen ganz langsam über die Straße. Es tut nämlich weh!«
    »Also komm, ganz langsam!«
    »Nein, ich spazier’ nicht gern im Foyer herum! Ich find’ das richtig blöd. Geh nur, Nick, es macht mir nichts aus. Ich bleib’ hier sitzen und schau’ mir das Programmheft an!«
    »Wenn du nicht gehst, dann bleibe ich auch da. Ich dachte, es macht dir Spaß zu gucken, was die anderen anhaben...«
    »Ach, was denkst du? Das ist mir doch piepegal!«
    Es war mir keineswegs piepegal, sondern bereitete mir das größte Vergnügen, in der Pause herumzuspazieren, Abendroben und Frisuren zu betrachten und meine spitze Zunge an ihnen zu wetzen.
    Mit Manfred als Begleiter konnte ich diesem Vergnügen sorglos nachgehen. Der hielt mich eisern fest, so daß ich auf dem glatten Parkett nicht ausrutschen und mit dem Fuß nicht umknicken konnte. Nun aber saß Nick neben mir. Hatte er auch auf der dunklen Straße notgedrungen meinen Arm gefaßt, im Foyer würde er es nicht tun, jedenfalls nicht von allein, und ich würde mich hüten, ihn ein zweites Mal darum zu bitten.
    So saßen wir denn eine Pause lang im Parkett und rangen nach Gesprächsstoff. Der weite Weg zurück zum Auto mit reichen Möglichkeiten zu stolpern, zu stürzen, nicht mehr weiter zu können, mich vor Nick zu blamieren, lastete schwer auf mir, so daß ich angstvoll meine Finger ineinander wand und wenig Freude an der Vorstellung hatte.
    »Laß uns durch den Park gehen«, drängte ich Nick, als wir unsere Garderobe ergattert hatten und am Ausgang standen.
    »Durch den Park?« Nick beäugte mich mißtrauisch, »wieso denn! Es ist dunkel und ein Umweg obendrein!«
    »Mir tut die frische Luft so gut!«
    »Es regnet, falls du das nicht bemerkt haben solltest!«
    »Aber das ist es doch gerade, Nick. Nichts pflegt die Haut besser als Regenwasser! Es glättet die Falten!«
    »Eben«, knurrte er, blickte grämlich auf seine messerscharfen Bügelfalten, bog dann aber in den Park ab. Unter dem ersten Baum zog ich mir die Schuhe aus.
    »Bist du wahnsinnig geworden? Menschenskind, du holst dir den Tod, es ist eiszapfenkalt!«
    »Ach, wie ich das liebe, den festen Boden unter meinen Füßen, das weiche Gras! Herrlich!«
    Ich liebte es überhaupt nicht, strümpfig über eine nasse Wiese zu gehen. Die Kälte kroch mir bis zu den Knien, der nasse Rocksaum schlappte um meine Gelenke. Nick schüttelte den Kopf und schaute sich ängstlich um, ob irgendein menschliches Wesen dieses seltsame Gebaren seiner Begleiterin erspähen könne. Dann standen wir vor der Straße, die es zu überqueren galt. Ich marschierte munter drauflos.
    »Zieh dir gefälligst die Schuhe an! Du kannst doch nicht so über die Straße gehen!«
    »Wenn du unbedingt willst, gerne! Aber dazu muß ich mich hinsetzen.«
    »Um Himmels willen, bloß das nicht!«
    Nick schaute entsetzt nach allen Seiten. Da gab es Passanten genug, die das Schauspiel genießen würden, eine Dame im Abendkleid auf dem Bürgersteig sitzen zu sehen, damit beschäftigt, ihre Schuhe anzuziehen. Er, Nick, würde möglicherweise erkannt und gefragt, wie er zu dieser Dame käme und stünde...
    »Sie sind etwas eng, es wird schon ein Weilchen dauern, bis ich sie anhabe!«
    »Los, gehen wir!«
    Er drängte mich voran und faßte sogar nach meinem Arm. Die Straßenbahnschienen drückten, die Steine dazwischen noch mehr, aber meine Sohlen waren mittlerweile gefühllos geworden.
    »Du bist vielleicht ein verrücktes Huhn!« Nick schloß das Auto auf.
    Recht so! Tausendmal lieber ein verrücktes Huhn als ein lahmendes Trampeltier! Nick schwieg während der Heimfahrt verbissen. Es störte mich jedoch wenig, denn ich war vollauf damit beschäftigt, meine Füße trocken zu reiben mit Hilfe eines Autolappens, den er mir nur ungern zur Verfügung gestellt hatte.
    Dies war der erste und einzige Theaterbesuch mit Nick. Er vermied es seitdem sorgfältig, beim Schachabend zu erwähnen, er habe Theaterkarten und lade uns herzlich ein. Das Geschick könnte es wiederum fügen, daß Manfred zwar leider verhindert, aber mit freundlicher Stimme »nimm doch Amei mit« sagen würde, »sie sitzt sonst den ganzen Abend hier alleine rum.« Da war er einmal darauf hereingefallen, das würde ihm nie wieder passieren.

    »Manfred, die Evelyn hat gesagt, man sieht es, daß ich hinke!«
    Wir saßen am Mittagstisch, und meine Tränen flössen in die Suppe.
    »So hat sie es sicher

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