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Ich und du Muellers Kuh

Ich und du Muellers Kuh

Titel: Ich und du Muellers Kuh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amei-Angelika Mueller
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Liebe und Herzlichkeit.
    »Ja, ja die Pumpe!« sagte Christoph.
    »Wir müssen damit leben!« sprach der Tanzlehrer.
    Dann schüttelten sie sich die Hand und blickten sich fest ins Auge.
    Schweigend gingen wir zum Auto. Judy >kochte< leise vor sich hin. Christoph legte den Arm um ihre Schulter, worauf sie wie ein Dampftopf zu zischen anhub.
    »Wirklich, Judylein, es war nicht nur Verstellung. Mich hat’s schier umgehauen, als er mit mir tanzen wollte. Ich tanze doch nicht mit Männern! Aber sonst hat’s mir heute richtig Spaß gemacht. Freust du dich nicht, Judylein?«
    »Sag nicht Judylein zu mir!« fauchte sie, »ich kann’s auf den Tod nicht ausstehen, und du weißt es. Wo sind die Pillen?«
    »Hier«, er zog sie aus seiner Tasche. »Fahrt zum Hades!« sagte er und ließ sie in einen’ Gully fallen.
    Seit diesem Erlebnis ging Christoph gern zur Tanzstunde. Galt es, anstrengende Figuren auszuführen, oder drohte gar der von ihm zutiefst verabscheute Wiener Walzer, so legte er nur kurz die Hand auf s Herz, und der Tanzlehrer stürzte herzu und beschwor ihn, sich zu schonen, Platz zu nehmen und auf diesen Tanz zu verzichten. Judy warf scharfe Blicke und knirschte mit den Zähnen, doch konnte sie es nicht lange tun, denn der Tanzlehrer ergriff ihre Hand und walzte mit ihr davon.
    Unsere Tanzstundenzeit fiel in den Frühling, und an einem freien Tag fuhren wir ins Lonetal.
    Wir fahren im Frühling immer ins Lonetal, und irgendwann, so hoffen wir, werden wir die Märzbecher, die dort auf den Hängen wachsen, zur Zeit ihrer Blüte erwischen. Dies ist uns nämlich noch nie gelungen. Zwar sind die Hänge meistens weiß, wenn wir kommen, doch nicht von Märzbechern, sondern entweder von Schnee — dann sind wir zu früh dran — oder von blühenden Anemonen — dann sind wir zu spät dran —, denn die Anemonen kommen nach den Märzbechern. Doch irgendwann werden wir sie blühen sehen, und es wird ein unbeschreibliches Erlebnis sein.
    Andreas und Mathias krochen begeistert auf den Felsen herum und pflückten Anemonen und Leberblümchen, denn dieses Jahr waren wir zu spät dran. Dann schichteten sie unten am Loneufer dürre Zweige für ein Feuerchen. Manfred und ich aber übten oben im Buchenwald Rock’n Roll. Er fiel mir besonders schwer, weil ich als Dame schwindelerregende Drehungen und Figuren zu vollführen hatte, indessen Manfred lässig auf der Stelle trat und sich ein schönes Leben machte. »Rock’n my soul...« sangen wir und stampften mit den Wanderstiefeln den Waldboden, bis unsere Söhne zwischen den Felsen auftauchten. Sie waren beide zutiefst verärgert.
    »Menschenskinder, mir sammlet da unte Zweig und schaffet wie verrückt, und ihr tanzet hier rum!« schimpfte Andreas.
    »Ehrlich, mit euch macht mr was mit!« sagte sein Bruder verachtungsvoll, »aber jetzt isch Schluß! Jetzt bratet mir Würschtle, mir habet nämlich Hunger!«
    Also brieten wir Würste. Nachdem sie alle gegessen waren und wir sanft nach Rauch dufteten, mußten wir noch die letzte Figur probieren.
    »Jetzt fanget se ja scho wieder an«, murrte Mathias, »komm, Andreas, mir gehet voraus. Des isch ja peinlich!«

    Wir schlenderten nach der Tanzstunde zum Auto zurück. »Heut habt ihr aber einen rassigen Rock’n Roll hingelegt«, Christophs Stimme klang direkt anerkennend.
    »Ja, wirklich, es sah richtig gut aus«, lobte Judy, »wie habt ihr das hingebracht?«
    »Wir haben geübt!«
    »Siehst du!« fuhr Judy auf Christoph los, »hab ich dir’s nicht die ganze Zeit gesagt, wir müssen üben, aber du willst ja nicht, du bist zu faul...«
    »O, hätte ich bloß meinen Mund gehalten«, seufzte der, »jetzt hab ich keine Ruhe mehr bei Tag und Nacht, stimmt’s Judylein?«
    »Da magst du recht haben«, rief sie, »gleich morgen kaufe ich eine Rock’n Roll-Platte und dann wird jeden Tag geübt!«
    Christoph stöhnte. »Aber heute will ich noch was Gutes essen!«
    Er marschierte los, denn wenn’s ums Essen ging, war Christoph unermüdlich. Wir stiefelten hinterdrein, hinein in die Altstadt. Dort herrschte noch reges Treiben. Eine Dame stand am Straßenrand, ein Herr strebte von ihr fort zur anderen Straßenseite.
    »Mieser Geier!« rief sie ihm hinterher. »Menschenskinder«, flüsterte Judy überwältigt, »das war vielleicht eine richtige...«
    »Es könnte sein«, meinte Christoph mit Stimme und Gebaren eines Mannes von Welt, »aber Kind, da solltest du mal nach Frankfurt kommen, da würdest du was erleben!«
    »Tu nicht so überheblich«,

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