Ich und er und null Verkehr
beispielsweise ein neues Rezept ausprobiert
und man ihn währenddessen anspricht, wird er höchstwahrscheinlich ziemlich
genervt sein. Auch wieder so eine Sache. Als ich letztens gekocht habe, rief
Sandra mich im Minutentakt an. Einmal, weil sie wissen wollte, ob sie Milch
mitbringen soll. Dann, um mir mitzuteilen, dass Susi jemand Neues kennen
gelernt hat, einen Staatsanwalt namens Schlierenklauber, und ob ich den kenne.
Wenige Minuten danach, weil sie wissen wollte, ob mir fettarme oder Vollmilch
lieber wäre. Gleich darauf, um zu fragen, ob ich vielleicht neue Socken
bräuchte, weil es da ein Sonderangebot gäbe. Gefühlte siebzehn Sekunden später,
weil ihr eingefallen war, dass dieser Schlierenklauber gar nicht Staatsanwalt,
sondern Richter sei. Irgendwann bekam ich dann Stress, weil es gar nicht so
einfach ist, ein vollendetes BÅuf Stroganoff nach Originalrezept zuzubereiten,
wenn gleichzeitig die Brownies im Ofen fertig werden und das Waldbeerengelee
kalt gestellt werden muss. Beim nächsten Anruf habe ich ihr das auch gesagt,
und sie war natürlich eingeschnappt.
Ich blättere weiter. Was haben wir denn da? Einen
Persönlichkeitstest. Stimmt, den sollte ich ja auch noch machen. Sandra hat
extra ein Blatt beigelegt, damit ich meine Antworten notieren kann. Okay, wenn
ihr das so wichtig ist. Ich borge mir einen Stift vom Personal, dann sehe ich
mir das genauer an.
Je mehr Punkte man erreicht, desto weiblicher ist man, je weniger
Punkte man erreicht, desto männlicher. Ein Mann, der mehr als hundertachtzig
Punkte erreicht, ist höchstwahrscheinlich schwul.
Mein Blick fällt auf den rudernden Typ in den rosa Leggins, und ich
muss schon wieder grinsen. Der erreicht garantiert dreihundert.
Hm. Ich habe keine Lust, den ganzen Tag mit diesem Kram zu
verplempern, also kreuze ich der Einfachheit halber gleich überall die Lösung
an, die mit minus fünf Punkten bewertet wird. So, das wären dann ⦠dreiÃig mal
minus fünf ⦠Na, wer sagtâs denn?
Minus hundertfünfzig! Also, wenn das nicht männlich
ist. Sandra wird Augen machen.
Ich blättere noch ein bisschen weiter und erfahre, dass die Sätze
eines Mannes kurz und problemorientiert sind und sich vor allem auf Fakten
konzentrieren. Ah, das geht runter wie Ãl. Bislang hatte ich bei dem Buch schon
den Eindruck, wir Männer seien die reinsten Trottel. Jetzt bin ich wieder
beruhigt.
Ganz nebenbei registriere ich, dass Serena, die Friseurin, mit ihren
Dehnungsübungen fertig ist und in die Umkleide marschiert. Ob sie noch in die
Sauna geht?
Allmählich wird mir ein bisschen kühl. Vorhin am Ergometer habe ich
geschwitzt, und jetzt habe ich schon eine ganze Weile hier rumgesessen.
Ziemlich unvorsichtig eigentlich, da kann man sich mir nichts, dir nichts eine
Lungenentzündung holen. Vielleicht sollte ich mit ein bisschen Wärme
gegensteuern. Nur zur Sicherheit.
Hat echt gutgetan, die Sauna. Zuerst war ich im Dampfbad,
dann in der türkischen Sauna und zuletzt in der finnischen. Dort lief mir auch
Serena über den Weg, und bei der Gelegenheit konnte ich feststellen, dass sie
auch ihren Intimbereich stets den neuesten Frisurentrends anpasst. Dann kam
dieser Lars in die Kabine. Der ist topfit und hat ein Gehänge, das sieht
richtig unnatürlich aus. Ich meine, ein gemischter Saunabereich ist etwas
Tolles in einem Fitnessstudio, da kann man gut entspannen nach einem harten
Training. Aber solche Typen wie Lars gehören da irgendwie nicht hin, die stören
die Harmonie.
Das war auch der Grund, warum ich Sandra damals die Mitgliedschaft
ausgeredet habe, als sie im Beauty & Power diesen Saunabereich gebaut
haben. Beim Filmegucken habe ich mitbekommen, dass sie auf Typen wie diesen
Lars irgendwie ⦠reagiert, daher vermeide ich es, sie mit so etwas zu
konfrontieren.
Nachdem ich ausgiebig geduscht habe, mache ich es mir im Ruheraum
gemütlich und blättere weiter in dem Buch. Endlich stoÃe ich auf ein Kapitel,
das wirklich aufschlussreich ist. Es geht um räumliches Vorstellungsvermögen.
Da steht, dass circa neunzig Prozent aller Frauen ein beschränktes räumliches
Vorstellungsvermögen haben. Männer hingegen sind da deutlich besser. Na also,
wer sagtâs denn.
Im Kapitel über Männer, Frauen und Sex erfahre ich, warum für Frauen
die Treue so wichtig ist. Und wieso für Männer eigentlich nicht. Aha, so ist
das also: Männer
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