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Ich und er und null Verkehr

Ich und er und null Verkehr

Titel: Ich und er und null Verkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Schneyder
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da
dachte ich noch, das wäre ihr schlechtes Gewissen, wegen dieser Sache mit
Lorenz.
    Aber dann heute Morgen, da habe ich wirklich dumm aus der Wäsche
geguckt. Ihre Freundlichkeit, das liebevoll zubereitete Frühstück, und danach … wieder ihre Freundlichkeit.
    Bis sie mit diesem Buch daherkam. Im ersten Moment wurde ich ein
bisschen sauer deswegen, aber dann hab ich’s kapiert. Es muss an dem Buch
liegen, dass sie auf einmal so gut drauf ist. Da stehen anscheinend Sachen
drin, die sie so richtig weich gemacht haben. Kuschelfaserschmeichelweich.
    Das macht mich jetzt neugierig. Ich hocke mich auf einen Ergometer
und beginne zu treten. Dann schlage ich das Buch auf und beginne zu lesen.
Frauen und Männer sind unterschiedlich, steht da. Na, da wäre ich nie drauf
gekommen.
    Frauen gehen gemeinsam auf die Toilette, Männer nicht. Okay.
    Männer zappen sich durch die Fernsehkanäle, Frauen stört es nicht,
sich auch hin und wieder ein wenig Werbung anzusehen. Genau, und am nächsten
Tag rennen sie in die Geschäfte und kaufen den ganzen Kram.
    Wenn Männer unter Druck stehen, schütten sie sich mit Alkohol voll
oder ziehen gegen andere Länder in den Krieg; Frauen dagegen naschen lieber
Schokolade und gehen zum Einkaufsbummel. Stimmt auch, zumindest teilweise.
    Es folgen jede Menge abgedroschene Klischees.
    Moment mal. Was steht da? Männer denken, sie wären das vernünftigere
Geschlecht. Frauen wissen , dass sie es sind. Spinnen
die? Jetzt beginne ich zu ahnen, warum Sandra von diesem Buch so begeistert
war. Ich überfliege ein paar Seiten, dann komme ich zu einer Stelle, wo der
entwicklungsgeschichtliche Werdegang von Mann und Frau erklärt wird. Richtig,
die prähistorische Geschlechterdisposition.
    Männer waren Beutejäger, Frauen die Nesthüterinnen. Deshalb können
Frauen besser hören, schmecken und riechen. Das ist ja wohl ein bisschen
einseitig, oder? Und was steht da? Männer haben einen Tunnelblick.
    Ist das so? Muss ich gleich mal ausprobieren. Ich hebe meinen Kopf
und schaue geradeaus. Direkt vor mir stemmt ein braun gebrannter, glatzköpfiger
Riese namens Fred zweihundert Kilo beim Bankdrücken, und sein nicht weniger
brauner und kahler Freund steht hinter ihm und passt auf, dass ihm das Gewicht
nicht auf die Birne fällt.
    Halblinks von den beiden schwitzt sich ein junger Bursche einen auf
dem Rudergerät ab. Das ist der, mit dem ich nie gemeinsam dusche, weil er immer
pinkfarbene Leggins trägt.
    Noch weiter links, also fast schon in einem Neunzig-Grad-Winkel,
entdecke ich Serena, die blonde Friseurin. Sie trägt einen hautengen
Lycra-Anzug und macht Stretching, indem sie auf einem Bein stehend ihr anderes
Bein langsam hochzieht und – das gibt’s doch nicht! – hinter ihren Kopf drückt. Ich kann das einwandfrei erkennen – dabei halte ich meinen
Kopf noch immer geradeaus! Womit diese Tunnelblicktheorie ja wohl eindrucksvoll
widerlegt wäre.
    Dann drehe ich doch ein wenig den Kopf in Serenas Richtung, weil mir
die Augen allmählich wehtun vom Verdrehen. Langsam beginne ich zu schwitzen von
der Strampelei, und ich habe Riesendurst. Aus meiner langjährigen
Trainingserfahrung weiß ich, wie gefährlich Flüssigkeitsverlust sein kann,
deswegen klettere ich vom Rad und hole mir an der Fitnessbar ein
Elektrolytgetränkmit Kirschgeschmack und einen
Banane-Schoko-Proteinriegel. Damit setze ich mich an einen freien Tisch und
lese weiter.
    Männer finden weder irgendwas im Kühlschrank noch ihre eigenen
Socken im Kleiderschrank. Also, das stimmt, bei mir jedenfalls. Das hat aber
nichts mit dem Tunnelblick zu tun, sondern damit, dass Sandra alle paar Wochen
neue Tupperdosen kauft und ständig umräumt. Oft kommt sie mir vor wie diese
Tauschratte damals im Mickymaus-Heft, die ständig alles austauschen musste. Das
macht mich rasend, und wir haben uns auch schon einige Male gestritten
deswegen. Mit dem Ergebnis, dass sie keine drei Tage später schon wieder
umräumte. Das scheint irgendwie zwanghaft zu sein bei ihr.
    Ich blättere lustlos weiter.
    Angeblich kann eine Frau Auto fahren und gleichzeitig Make-up
auflegen und Radio hören, während sie über die Freisprechanlage telefoniert.
Ich muss unwillkürlich grinsen. Ein blöderes Beispiel haben die wohl nicht
finden können. Die meisten Frauen können doch nicht mal gleichzeitig Auto
fahren.
    Wenn dagegen ein Mann

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