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Ich und er und null Verkehr

Ich und er und null Verkehr

Titel: Ich und er und null Verkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Schneyder
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Brünetten
werfen mir verwunderte Blicke zu, tuscheln dann irgendwas und kichern.
    Â»Das darfst du doch nicht alles auf dich münzen«, erklärt Henning so
einfühlsam, als wäre ich geistig behindert. »Die berufen sich doch nur auf
allgemeine Statistiken und Forschungsergebnisse und entwickeln daraus dann ihre
eigenen Theorien. Die, die ihnen in den Kram passen, natürlich. Ist ja klar.«
    Â»Trotzdem. Sandra erwartet von mir, dass ich mich auf den ganzen
Quatsch einlasse.«
    Â»Aber überleg doch mal: Du hast selbst gesagt, dass sie so
umgänglich ist, seit sie das Buch gelesen hat.«
    Ich nicke widerwillig.
    Â»Dann verstehe ich gar nicht, wo dein Problem liegt. Sandra wird
durch dieses Buch pflegeleichter, und dir gefällt das. Im Grunde genommen kann
es dir doch egal sein, warum sie so ist. Lass sie
doch in dem Glauben, Frauen seien die Klügeren. Tut dir nicht weh, und du hast
deinen Spaß. Ich mach es doch auch nicht anders, wenn mir die alten Schachteln
die Ohren volllabern. Ich tue so, als würde ich sie verstehen, und die zahlen
sich dafür dumm und dämlich.«
    Das gibt mir zu denken. Henning ist immerhin Psychologe und hat viel
Erfahrung auf diesem Gebiet. Einen Versuch wäre es vielleicht wert.
    Als ich gegen Mitternacht nach Hause komme, ist meine gute
Laune wiederhergestellt. Wir haben im Cheerio noch über das Buch gequatscht und
es so richtig schön durch den Dreck gezogen. Und dabei festgestellt, dass
dieses Experiment für mich durchaus seine Vorteile haben kann.
    Auf der Heimfahrt hatte ich dann eine Schrecksekunde. Ich geriet in
eine Polizeikontrolle und befürchtete schon Probleme, weil ich ziemlich einen
im Tee hatte. Aber einer der Beamten war dann ein alter Schulkamerad von mir,
und der hat mich weiterfahren lassen. Nicht ohne mir neidisch nachzuglotzen,
als ich mit dieser Rakete wegstartete, versteht sich, was meine Laune gleich
zusätzlich hob.
    Ich rangiere den SL verkehrt herum unter den Carport und steige noch
mal kräftig aufs Gas, bevor ich ihn abstelle. Der Sound dieses Motors macht
süchtig, außerdem spekuliere ich ein bisschen mit dem Gedanken, Gina, die
zwanzigjährige Nachbarstochter, damit zu beeindrucken. Die hat eine Superfigur
und ist einer meiner harmlosen Zwischenflirts, die der Seele guttun.
    So, jetzt bin ich neugierig, wie Sandra sich verhält. Ich habe sie
zwischendurch angerufen und ihr vorgelogen, wie toll ich das Buch finde. Dass
ich unsere Beziehung jetzt mit ganz anderen Augen sehe und dass überhaupt jeder
ganz viel daraus lernen könne. Sie hat mir alles geglaubt und war ganz aus dem
Häuschen vor Freude.
    Ein bisschen enttäuscht stelle ich fest, dass es im Wohnzimmer
dunkel ist. Ob sie schon schläft? Das wäre natürlich bitter für ein
paarungswilliges Alpha-Männchen – bei dieser gedanklichen Formulierung muss ich
leise lachen. Ich marschiere hoch ins Badezimmer, werfe meine Klamotten in die
Wäschetruhe und stelle mich unter die Dusche. Bei alldem bemühe ich mich, nicht leise zu sein, aber als ich das Schlafzimmer betrete,
stelle ich fest, dass es nichts genützt hat.
    Sandra atmet tief wie ein Bärenweibchen im Winterschlaf, und ich
muss mehrmals das Licht ein- und ausschalten, bis sie endlich zu blinzeln
beginnt. Als sie mich sieht, zuckt sie zusammen.
    Â»Martin! Meine Güte, hast du mich erschreckt«, murmelt sie und
verzieht ihren kleinen Mund zu einem Gähnen.
    Â»Oh, tut mir leid, Schatz, ich wollte dich nicht wecken.« Ich werfe
einen vorwurfsvollen Blick auf den Lichtschalter. »Ich habe ganz automatisch …«
    Â»Macht ja nichts«, unterbricht sie mich und lächelt. »Ich wollte
ohnehin noch auf dich warten. Ich habe etwas gekauft …« Mit diesen Worten zieht sie die Decke zurück, und mir fallen
fast die Augen aus dem Kopf. Sie trägt schwarze Spitzenunterwäsche und Strapse!
    Genau, das haben die ja auch noch geschrieben: Wenn eine Frau will,
dass ihr Mann treu bleibt, sollte sie zwischendurch mal wieder aufregende
Dessous kaufen.
    Ist doch nicht so schlecht, dieses Buch.

Ich
    So aufgeregt habe ich Martin nicht mehr gesehen, seit wir
das erste Mal Sex hatten. Seine Stimme überschlägt sich förmlich: »Zwölf
Zylinder, Biturbo, siebenhundert PS, tausend Newtonmeter, hydraulisches
Sportfahrwerk, Zwanzig-Zoll-Reifen …«
Als er fertig ist, muss er tief Luft holen, damit er nicht in

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