Ich und er und null Verkehr
wie es mit dem Mund voll Pizza eben geht.
»Ich habe mir schon Sorgen gemacht, als es angefangen hat zu regnen.
Wenn man drinnen ist, können die Kinder ziemlich schwierig werden. Was hast du
denn gemacht mit ihnen?«
Ich zucke locker mit den Schultern. »Was man halt so macht mit
Kindern: Geschichten erzählt, Fragen beantwortet, Lieder gesungen â¦Â«
Sandra macht ein ungläubiges Gesicht. » Du hast
Lieder gesungen? Ich wusste gar nicht, dass du singen kannst. Was für Lieder
denn?«
»Alles Mögliche, von Klassik bis Moderne, grob gesagt.«
»Wow!« Jetzt ist sie echt beeindruckt. »Und haben sie keinen Unsinn
gemacht?«
»Klar haben sie es versucht«, winke ich lässig ab und spüle mir den
Mund mit einem Schluck Wein. »Aber das sind doch alles alte Hüte ⦠Farbe auf
dem Stuhl, Spucke am Türgriff, Spinnen aus Gummi ⦠nichts, womit ich nicht
gerechnet hätte.«
Sandra betrachtet mich einen Augenblick lang nachdenklich. »Und mit
Benny hattest du auch keine Probleme?«
»Welcher war das?«
»Der mit den roten Haaren. Ich wollte dich noch vor ihm warnen. Er
hat da so einen Tick: Immer, wenn jemand Neues da ist, besteht er darauf, dass
der mit ihm aufs Klo geht. Der Psychologe hat seiner Mutter erklärt, dass er
damit versäumte Entwicklungen aus der phallischen Phase kompensieren will. Hat
er es bei dir nicht versucht?«
»Ach, der. Klar, hat er, aber ich dachte da auch gleich an die ⦠diese Phase. Aber bei mir hat er auf Granit gebissen, wie du dir vorstellen
kannst. Wie ist es übrigens bei deinem Verlag gelaufen? Vorhin am Telefon bin
ich nicht ganz schlau aus dem geworden, was du gesagt hast.«
»Wirklich?« Das Thema scheint ihr nicht zu behagen. »Also, die gute
Nachricht ist, dass sie das Buch machen wollen, und zwar schon im Herbst â¦Â«
»Und die schlechte?«
»Na ja, dass es nicht so eine riesige Auflage sein wird am Anfang.
Aber bei entsprechendem Erfolg kann sich das natürlich schnell ändern.«
»Oh, klar, natürlich.« Die Arme. Sie hat sich viel zu viel davon
erwartet. Mir war gleich klar, dass so ein Kinderbüchlein nicht der groÃe
Renner werden kann. Wenigstens konnte ich ihr mit meinen Tipps ein wenig
weiterhelfen, sonst hätte sie wahrscheinlich nie einen Verlag gefunden.
»Hast du schon einen Vertragsentwurf?«
»Den schicken sie nächste Woche, aber grundsätzlich sind wir uns
einig.«
»Gut. Aber den Vertrag werde ich mir noch in Ruhe ansehen.«
Sandra rückt jetzt ein bisschen nervös hin und her. »WeiÃt du,
Martin, eigentlich wollte ich mit dir über was ganz anderes reden â¦Â«, beginnt sie.
»Jaaa?« Es macht mich immer etwas nervös, wenn sie in dieser Tonlage
mit mir spricht. Als sie das letzte Mal ein Gespräch so begann, musste ich
daraufhin ein ganzes Wochenende mit ihren Eltern verbringen.
»In letzter Zeit läuft es doch ziemlich gut zwischen uns, findest du
nicht?«, beginnt sie.
»Ja, sehr gut sogar, würde ich sagen«, stimme ich ihr zu und sehe,
dass der Bademantel über ihren Brüsten ein wenig auseinanderklafft. »Man könnte
sagen, wir sind ein glückliches Paar.«
»Ja, eben«, sagt sie und lächelt. »Wir wissen jetzt, wo wir stehen.
Wir kennen unsere Rollen und â¦Â«
»Genau. Der Beutejäger und die Nesthüterin«, bekräftige ich. Jetzt
kann ich schon ziemlich viel von ihrem Oberteil sehen. »Und wo wir schon beim
Thema sind â¦Â«
»Deswegen dachte ich«, schneidet sie mir das Wort ab. »â¦Â dass ⦠äh ⦠Ich mache uns Kaffee.« Sie
steht plötzlich auf und geht zur Espressomaschine hinüber.
» Deswegen machst du uns Kaffee?«, wundere
ich mich.
»Nein, nicht deswegen. Also, was ich sagen wollte, ist, dass wir
jetzt, wo unsere Beziehung so gut funktioniert, doch eigentlich Nägel mit
Köpfen machen könnten.«
»Ich wollte auch gerade Nägel mit Köpfen machen«, sage ich und
starre anzüglich auf ihre Beine. »Wenn du verstehst, was ich meine.« Ich
imitiere die Stimme eines Neandertalers: »Derr grroÃe Jägerr will sich
forrtpflanzen, bunga, bunga!«
»So ein Zufall! Genau das meinte ich gerade«, sagt sie und serviert
mir meine Tasse. »Und deswegen war ich auch froh darüber, dass du so gut mit
Kindern
Weitere Kostenlose Bücher