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Ich und er und null Verkehr

Ich und er und null Verkehr

Titel: Ich und er und null Verkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Schneyder
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war ernüchternd, wie unsere Beziehung
abgekühlt ist, seit wir keinen Sex mehr haben. Es kann doch nicht sein, dass es
nur darum geht. Da drängt sich einem doch die Frage auf: Liebt er mich, oder
liebt er nur den Sex mit mir?
    Ich stand mehrmals knapp davor, aufzugeben und Martin zu gestehen,
dass das alles nur ein Trick war. Dass ich die Pille gar nicht abgesetzt habe
und dass ich eigentlich nur will, dass alles wieder so wird wie früher – damit
meine ich die Zeit ganz am Anfang unserer Beziehung, als er noch so aufmerksam
und bemüht um mich war.
    Aber das wäre ein Fehler. Ich habe gründlich darüber nachgedacht und
auch mit Susi ausführlich diskutiert. Wenn ich zugebe, dass ich mich in diese
Sache verrannt habe, wird er mir das ewig aufs Brot schmieren. Nein, es geht
nicht anders, ich muss das durchziehen.
    Kerstin kommt von ihrem Friedenseinsatz zurück und lässt sich neben
mir auf die Bank plumpsen.
    Â»Was gab’s denn zwischen den beiden?«, frage ich ohne besonderes
Interesse.
    Â»Ach, das Übliche. Sebastian wollte auf die Schaukel, als gerade
Benny drauf saß, und als Sebastian rutschte, wollte Benny natürlich auch.«
Kerstin macht eine resignierende Handbewegung. »Die rauben einem manchmal den
letzten Nerv. Ist für mich ehrlich ein Rätsel, wie dein Martin das letzten
Freitag geschafft hat.«
    Â»Ja, ich war auch überrascht«, bekenne ich. »Und die scheinen ihn
gemocht zu haben, vor allem Aisha. Sie haben mich sogar gefragt, wann der
lustige Onkel wieder kommt.«
    Â»Aber was ich dich noch fragen wollte, Sandra: Hat er den Kindern
Geld gegeben? Jasmin hat vorhin so was erwähnt.«
    Â»Das hab ich auch gehört. Aber Martin meinte, dass er sie belohnen
wollte, weil sie so brav waren, und außer Geld hatte er nichts bei sich. Nur
Thomas und Norman gingen leer aus, aber das wundert mich nicht.«
    Â»Ach, so war das.« Sie wischt sich mit dem Handrücken über die
Stirn. »Jetzt ist mir ganz schön warm geworden. Hast du was zu trinken da?«
    Ich schüttle den Kopf. »Nein, aber ich kann uns was holen. Was
willst du: Wasser oder Apfelsaft?«
    Â»Wie wär’s mit Sekt?«
    Â»Ist leider aus. Also Apfelsaft?«
    Â»Okay, besser als gar nichts.«
    Â»Bin gleich wieder da.«
    Als ich mit den Gläsern in Händen wieder auf den Hof hinaustrete,
steht eine Frau bei Kerstin und unterhält sich mit ihr. Von hinten sehe ich
nur, dass sie kurzes, dunkles Haar hat und eine Mappe in der Hand hält, und auf
die Schnelle kann ich sie keinem Kind zuordnen. Sie scheint Kerstin etwas zu
fragen, und die nickt und zeigt auf mich. Die Frau folgt ihrem Blick, und als
sie sich umdreht, fallen mir fast die Gläser aus der Hand.
    Es ist Martina Wenzel, die Lektorin vom Beckstein-Verlag. Was macht
die denn hier? Und woher hat sie überhaupt diese Adresse? Das darf doch wohl
nicht wahr sein! Habe ich die etwa angegeben zu meinem Behavioral Science
Institute?
    Toll gemacht, Sandra. Ganz hervorragend.
    Am liebsten würde ich kehrtmachen und davonrennen, aber sie hat mich
schon entdeckt und kommt lächelnd auf mich zu.
    Â»Frau Wilding. Schön, dass ich Sie hier antreffe«, sagt sie und
streckt mir ihre Hand entgegen. Dann sieht sie die Gläser und zieht sie wieder
zurück.
    Â»Frau Wenzel, was für eine Überraschung«, stoße ich hervor und
fühle, wie meine Wangen zu glühen beginnen. »Was führt Sie denn hierher?«
    Aus den Augenwinkeln sehe ich, dass Kerstin aufgestanden ist und
neugierig näher kommt.
    Â»Ich wollte Ihnen die ersten Entwürfe unseres Grafikers zeigen.«
Frau Wenzel wedelt mit ihrer Mappe. »Und da dachte ich, ich könnte gleich mal
selber vorbeischauen bei Ihrem …« Sie
zögert, und ihr Blick streift Thomas, der gerade Norman im Schwitzkasten hält.
»… Institut.«
    Â»Oh, ja … ähm … das ist ja eine Überraschung, weil … Ich dachte, Sie
wären diese Woche auf Urlaub.« Ja, genau, sie sagte doch, sie wäre diese Woche
weg.
    Â»War ich auch«, sagt sie und lächelt unschuldig. »Aber das Wetter in
Südfrankreich war so schlecht, dass ich kurzerhand umdisponiert habe.«
    Â»Ach so, ja dann …« Ich halte immer noch die Gläser in meinen
Händen. »Wollen Sie einen Saft?«
    Â»Einen Saft?« Sie wirft einen überraschten Blick auf die Gläser.
»Das ist

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