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Ich und er und null Verkehr

Ich und er und null Verkehr

Titel: Ich und er und null Verkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Schneyder
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Lebensstandard
doch ganz entscheidend beeinflussen.
    Ich habe mir das durchgerechnet: Mit Sandras Einkommen könnten wir
beispielsweise in sechs Jahren die Schulden auf das Haus halbieren. Oder einen
nagelneuen Neunelfer-Porsche kaufen, was ja schon immer mein Wunschtraum war.
Und da taucht gleich das nächste Problem auf: Wie bringt man einen Kindersitz
auf dem Notsitz eines Porsche unter? Alles offene Fragen, über die man erst mal
gründlich nachdenken sollte, bevor man sich in so ein Abenteuer stürzt.
    Und dann noch diese idiotische Idee mit dem Sexverbot. Ich bin ein
gesunder Mann in den besten Jahren, ich stehe voll im Saft. Als ob ich etwas
aufsparen müsste, um ein klitzekleines Kind zu zeugen! Allein der Gedanke ist
schon eine Zumutung, finde ich.
    Zudem setzt mich das auch noch gewaltig unter Druck, und das kann
man jetzt ruhig wörtlich nehmen. Es ist nämlich seltsam. Ich bin zwar ein
vitaler Mann, aber dennoch ist es nicht so, dass ich gleich platze, wenn ich
nicht täglich Sex habe. Wenn man länger mit jemandem zusammenlebt, ist es sogar
normal, wenn das diesbezügliche Interesse irgendwann ein bisschen abflaut. Wenn
man dann mal ein, zwei Tage nicht zum Schuss kommt, ist das völlig okay.
Normalerweise. Sobald man aber ein diesbezügliches Verbot auferlegt bekommt –
dem man blödsinnigerweise auch noch zugestimmt hat –, wird das zu einem echten
Problem. Denn wie jeder weiß, sind verbotene Sachen die begehrtesten. Auf
einmal fokussieren sich sämtliche Gedanken auf das Eine, und die ganze Welt besteht
plötzlich nur noch aus Sex.
    Gestern zum Beispiel. Ich hatte einen Termin bei Ivana Lorenz, um
ein letztes Mal unsere Prozesstaktik für übermorgen zu besprechen, und sie trug
ein Kleid, für das man sie in manchen Ländern auf der Stelle verhaften würde.
Und obwohl sie ihre besten Jahre hinter sich hat, ist sie immer noch eine
verdammt attraktive Frau. Zu allem Überfluss machte sie dann auch noch ständig
Anspielungen auf ihre sexuellen Defizite in den letzten Monaten und dass sie
die nur mit jemandem aus ihrem direkten Umfeld ausgleichen könne. Schon klar,
wen sie damit meinte, und jetzt weiß ich auch, wie sich ein Chippendale vor
einer Horde betrunkener Hausfrauen fühlen muss.
    Oder im Beauty & Power. Die Frauen dort müssen sich aus einer
neuen Kollektion von Workout-Mode bedient haben. Alles hauteng und knapp
geschnitten, da sieht man beim Stretching alles . Und
als mir in der Sauna dann auch noch Serena, die blonde Friseurin, in schamloser
Nacktheit über den Weg lief, habe ich mich gleich unter die kalte Dusche
verzogen, um eventuellen Peinlichkeiten vorzubeugen.
    Oder gestern in der Venusbar: Ich kam nur auf einen Sprung vorbei,
um ein paar Unterlagen abzuholen, und musste ein bisschen auf Erich Bender
warten. Clarissa, das Mädchen hinter der Theke, plauderte etwas mit mir – die
ist übrigens keine Professionelle, sondern Kunstgeschichtsstudentin und bessert
sich mit Kellnern ihr Taschengeld auf –, und zwischendurch kamen ständig diese
Mädchen daher. Körper haben die, als hätte man sie aus einem Beate-Uhse-Katalog
bestellt, und angezogen sind sie – so gut wie gar nicht!
    Da kommt man als wandelnde Testosteronbombe ganz schön ins
Schwitzen, und als Erich Bender dann noch sein Angebot eines Gratishüpfers
erneuerte, erforderte es geradezu übermenschliche Selbstbeherrschung, das
auszuschlagen.
    Und jetzt muss ich schon wieder da hin, ich armes Schwein.
    Als ich die Theke ansteuere, ist Clarissa gerade in ein Gespräch mit
einem der Mädchen vertieft.
    Â»Hi, Clarissa. Ist Erich Bender da?«, sage ich.
    Â»Hi, Martin«, sagt sie fröhlich. »Er muss gleich kommen. Setz dich
doch so lange.« Sie deutet auf den Barhocker neben dem Mädchen, das mir
freundlich zunickt. Sie ist eine rassige Schönheit und trägt ein Negligé, für
das das Wort Bekleidung absolut unzutreffend wäre.
    Â»Das ist Jessica, und das ist Martin Becker. Martin ist
Rechtsanwalt«, stellt sie uns einander vor. »Ein Wasser?«, fragt sie mich dann.
    Â»Nein, Kaffee wäre mir jetzt lieber«, antworte ich. Ich schwinge
mich auf den Barhocker neben Jessica und atme eine Wolke ihres fruchtigen
Parfüms ein.
    Â»Ah, der Rechtsanwalt«, gurrt sie und zeigt mir dabei ihre blendend
weißen Zähne. »Erich hat gesagt, dass wir nett zu dir sein sollen.«

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