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Ich und er und null Verkehr

Ich und er und null Verkehr

Titel: Ich und er und null Verkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Schneyder
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Bett zusammenrolle, kullern mir die Tränen über die
Wangen, und ich bin so traurig wie noch nie in meinem Leben.
    Später falle ich in einen unruhigen Schlaf, und mein Traum kehrt
zurück. Ich bin wieder die Schriftstellerin, ich schreite wieder über den roten
Teppich, und ich gebe wieder Autogramme. Alles ist genauso wie vorhin,
abgesehen vom Anwalt an meiner Seite.
    Der fehlt.

Er
    Â»Was meinst du damit, es sind nur Frauen?«, frage ich
verwundert.
    Ich sitze mit Gottfried in meinem Büro, und wir besprechen die Akte Venusbar . Ich habe Gottfried die Unterlagen gestern
gegeben, damit er sie sich durchsehen und eine Klagerhebung vorbereiten kann,
und jetzt sitzt er ganz zerknirscht vor mir. Weil er auf ein Problem gestoßen
ist.
    Â»Es ist … äh … so. Es gibt fünf Käufer, und das sind alles … äh … Frauen.« Gottfried hat den Blick niedergeschlagen, als sei er dafür
verantwortlich.
    Â»Und was ist mit Erich Bender? Kommt der in den Verträgen gar nicht
vor?«, frage ich nach. »Ich dachte, der sei der Boss.«
    Gottfried schüttelt den Kopf. »Nein, äh … aber eine Erika … Bender.
Die ist die Haupteigentümerin, zu sechzig … äh … Prozent.«
    Â»Dann ist das vielleicht seine Frau«, vermute ich. »Möglicherweise
hat er Schulden, oder er führt das Geschäft aus steuerlichen Gründen auf ihren
Namen. Könnte natürlich auch seine Mutter sein oder seine Schwester, wer weiß.
Aber das werde ich in Erfahrung bringen, am besten gleich heute.«
    Gottfried fixiert den Boden. »Tut mir leid«, murmelt er.
    Der arme Teufel. Er hat ein schlechtes Gewissen, weil er die Sache
nicht sofort erledigen konnte. Dabei kann er doch nichts dafür, dass Erich
Bender anscheinend ein gewiefter Finanzjongleur ist und blöderweise vergessen
hat, mir davon zu erzählen. Abgesehen davon hat Gottfried mir gegenüber heute
ein besonders schlechtes Gewissen, weil Wurzer bei der morgendlichen
Besprechung versucht hat, mich wegen der Verteidigung von Joe Winzigmann
fertigzumachen.
    Gestern ist die Verhandlung gewesen, und Joe hat seinem Spitznamen
»der Hammer« alle Ehre gemacht und dem Richter brühwarm die gleiche Version wie
mir erzählt. Natürlich war damit der Zug abgefahren für ihn. Ich hätte zwar
noch Mätzchen machen und auf Unzurechnungsfähigkeit plädieren oder Winzigmanns
verpfuschte Kindheit als Strafmilderungsgrund vorbringen können, aber ich habe
keinen Finger gerührt und bloß zugesehen, wie Winzigmann die Höchststrafe
bekommen hat. Ich glaube, der hat bis heute nicht kapiert, dass ich ihm den
einen oder anderen Monat Gefängnis hätte ersparen können, und als sie ihn
abführten, reckte der Blödmann noch seinen Daumen hoch als Ausdruck seiner
Zufriedenheit. Immerhin, Gefängnis scheint ihm nichts auszumachen. Für ihn ist
das wahrscheinlich so was wie eine Klassenfeier.
    Für das Renommee einer Anwaltskanzlei ist es allerdings ungünstig,
wenn ein Mandant die Höchststrafe bekommt, selbst wenn es sich nur um eine
Pflichtverteidigung handelt. Wurzer war deshalb stinksauer und wollte mich vor
versammelter Mannschaft zur Schnecke machen. Ich ließ mir das aber nicht
gefallen. Ich erklärte ihm, dass es für die Allgemeinheit ohnehin gesünder sei,
wenn man Typen wie Joe Winzigmann von ihr fernhalte, und dass er mit solchen
Fällen in Zukunft wohl besser Philipp betrauen solle. Philipp Streiff ist auch
Anwalt bei Fichtel & Wurzer und ein karrierebesessener Streber. Er hat mich
von Anfang an als seinen Hauptkonkurrenten in der Kanzlei betrachtet, und ich
habe ihn nie leiden können.
    Als ich diesen Seitenhieb auf ihn losließ, herrschte sofort helle
Aufregung. Philipp grinste verschlagen und meinte, dass ich wohl lieber nur die
großen Scheidungsfälle machen würde. Damit traf er natürlich einen wunden
Punkt, denn auch beim Fall Lorenz sieht es alles andere als gut aus. Blinky hat
bisher nichts herausgefunden, was mir weiterhelfen könnte. Isabella
Kiesewetter, die angebliche Marketingassistentin, hat eine mittelmäßige
Schullaufbahn hinter sich und danach eine Lehre als Einzelhandelskauffrau
absolviert. Dann verlaufen sich ihre Spuren im Sand. Aber was spricht dagegen,
dass sich eine Einzelhandelskauffrau in Richtung Marketing weiterbildet und in
der Praxis hocharbeitet?
    Natürlich habe

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