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Ich und er und null Verkehr

Ich und er und null Verkehr

Titel: Ich und er und null Verkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Schneyder
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Richter Hössmann den Prozess leitet. Mit dem ist nicht
gut Kirschen essen, und überzogene Forderungen von verwöhnten Ehefrauen mag er
schon gar nicht.«
    Â»Lassen wir es einfach auf uns zukommen«, antworte ich lapidar.
    Die Nachricht, dass auch der Richter gegen uns sein wird, überrascht
mich nicht besonders. Die Sache ist ohnehin schon gelaufen. Ich hatte gestern
noch ein Treffen mit Blinky, und das Einzige, was er über Isabella Kiesewetter
herausgefunden hat, war, dass sie angeblich mal in einem Schweizer Nachtclub
namens Mon Chéri getanzt hat. Und auch das war nur ein Tipp von einer
Insiderin, die sich hartnäckig weigerte, vor Gericht auszusagen, und damit so
gut wie wertlos.
    Â»An Ihrer Stelle würde ich das nicht auf die leichte Schulter
nehmen«, raunt Fichtel. Seine kleinen Rattenaugen funkeln böse. »Ihnen sollte
klarsein, dass Sie sich einen neuen Job suchen können, wenn Sie das hier
vermasseln.«
    Philipp Streiff neben ihm grinst.
    Â»Das würde dich freuen, was, Philipp?«, frage ich ihn kühl.
    Â»Aber nicht doch, Martin«, antwortet er aalglatt. »Wir sind doch
Kollegen. Ich bin hier, um dir die Daumen zu drücken.« Dabei schaut er so
verschlagen, dass ich ihm am liebsten eine reinhauen würde.
    Â»Viel … äh … Glück, Martin«, murmelt Gottfried leise und
unterzieht dabei den Boden unter seinen Füßen einer sorgfältigen Musterung.
    Â»Danke, Gottfried. Kann ich gebrauchen.«
    Dann begebe ich mich zu meinem Platz und setze mich neben Ivana
Lorenz. Ich öffne meinen Aktenkoffer und beginne, die Unterlagen auf dem Tisch
auszubreiten.
    Â»Und vergessen Sie nicht«, flüstert Ivana mir eindringlich zu, »ich
will den Aston Martin, das Penthouse und die Jacht!«
    Ich nicke automatisch. »Ich weiß, was Sie wollen, Frau Lorenz«,
antworte ich.
    Â»Und, stehen unsere Chancen gut, was meinen Sie?«, fragt sie mich
zum hundertsten Mal.
    Â»Es gibt immer eine Chance«, sage ich und fühle mich dabei, als
müsste ich mit einer Wasserpistole gegen ein Panzerregiment antreten.
    Dann geht die Seitentür zum Richterzimmer auf. Alle erheben sich,
und der Richter schreitet mit energischen Schritten herein.
    So, jetzt wird’s ungemütlich. Ich werde meine Show abziehen, werde
unser völlig unsinniges Klagebegehren vorbringen, und dann wird mich Rebecca in
der Luft zerreißen. Wir werden mit wehenden Fahnen untergehen – Quatsch, nicht
mal das, wir werden einfach nur untergehen –, und wenn dieser Richter so streng
ist, wie Wurzer gesagt hat, wird er …
    Gar nichts wird er.
    Als Richter Hössman sich uns zuwendet, erkenne ich ihn sofort
wieder. Er trägt eine riesige Brille, und er hat eine Glatze, und als er mich
jetzt erblickt, bekommt er die gleiche Gesichtsfarbe wie im Spanischen Zimmer
in der Venusbar.
    Na, wenn das keine Überraschung ist!
    Â»Ich hab’s ja immer gesagt«, strahlt Wurzer mit einem
gönnerhaften Lächeln. »Sie sind eine echte Frontsau, Becker. Ich habe schon
vielen Anwälten bei der Arbeit zugesehen, aber keiner hätte das so hingekriegt
wie Sie. Das war einfach unglaublich.«
    Wir sitzen in einem Steakhouse, in das Wurzer uns großzügigerweise
eingeladen hat. Ich stochere lustlos in meinem Salat herum, während Gottfried
die ganze Zeit nur dasitzt und glücklich vor sich hin strahlt. Gottfried ist
ein wahrer Freund. Er leidet mit mir, wenn es mir schlecht geht, und er freut
sich mit mir, wenn ich Erfolg habe. Nicht so wie Philipp Streiff, der gleich
nach der Verhandlung wütend abgerauscht ist, und nicht so wie Wurzer und
Fichtel, die mich gerade eben noch gefeuert hätten, wenn die Verhandlung nicht
so glücklich ausgegangen wäre.
    Â»Ja«, meldet sich auch Fichtel zu Wort. »Aber irgendwie war das
seltsam. Es hat sich so angehört, als hätten Sie gar keine vernünftigen
Argumente in der Hand, dennoch hat Hössmann all Ihren Anträgen stattgegeben.
Das war verrückt, als hätten Sie ihn verzaubert.«
    Â»Ja, Wahnsinn«, stimmt Wurzer dröhnend zu. »Und was Sie da die ganze
Zeit über Spanien gefaselt haben … Was
hatte das denn für einen Sinn?«
    Â»Intuition«, sage ich schulterzuckend. »Ich ahnte, dass ich Richter
Hössmann damit … beeindrucken kann.«
    Â»Haben Sie Hössmann denn vorher schon gekannt?«, fragt Wurzer.
    Â»Nein. Er kam

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