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Ich vergebe dir - Bucciarelli, E: Ich vergebe dir - Io ti perdono

Ich vergebe dir - Bucciarelli, E: Ich vergebe dir - Io ti perdono

Titel: Ich vergebe dir - Bucciarelli, E: Ich vergebe dir - Io ti perdono Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabetta Bucciarelli
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auch.«
    Righi: »Ich brauche dich, wie die Luft zum Atmen.«
    Maria Dolores: »Solche Sachen darfst du nicht sagen, das weißt du.«
    Righi: »Klar darf ich das. Es sind nichts als Worte. Und ich möchte, dass du sie hörst.«
    Maria Dolores: »Bist du alleine?«
    Righi: »Jetzt, ja. Ich habe alle Zeit der Welt, um an dich zu denken. Der beste Moment des Tages.«
    Maria Dolores: »Das wird bald vorbei sein.«
    Righi: »Ich will dich sehen.«
    Maria Dolores: »Das geht nicht.«
    Righi: »Überleg es dir noch einmal. Bitte.«
    Maria Dolores: »Das geht nicht.«
    Righi: »Sag mir zumindest etwas Wesentliches, etwas, das mir bleibt.«
    Wesentlich hatte er gesagt. Im Geiste übersetzte sie das Wort sofort ins Französische, essentiel , so wie sie es immer tat, wenn sie angespannt war. Seit ihrem Aufenthalt in Paris, wo sie über ein Jahr verbracht hatte, bevor sie dann ihr Studium begann. Eine Auszeit, um Entscheidungen zu fällen. Danach erst hatte sie sich in Psychologie eingeschrieben. Eine Auszeit, um sich etwas Zeit zu lassen. Damit sich die Nachricht erst einmal setzen konnte. Die folgenschwerste Nachricht, die sie jemals in ihrem Leben erhalten sollte. Eine Nachricht, die sie niemals erwartet hatte.

28
    » Trattoria M . Tun Sie mir bitte einen Gefallen, Funi. Versuchen Sie herauszubekommen, wie viele Trattorien es in Mailand gibt, die mit dem Buchstaben M. beginnen.« Maria Dolores blickte ihren Mitarbeiter mit entschlossener Miene an. Der einzige, auf den sie sich noch verlassen konnte.
    Maria Dolores befand sich in einer Phase ihres Lebens, in der sie sich alleine fühlte. Sie besaß kaum noch Freunde, ja fast keine mehr. Sie hatte ausgemistet. Alles auf ein Minimum reduziert. Enttäuschungen. Opportunismus. Divergenzen. Sie hatte sich freigeschwommen. Nun hatte sie keine andere Wahl, als ihre Kollegen im Präsidium miteinzubinden. Und neue Kontakte zu knüpfen.
    »Da wird es unzählige geben«, setzte Funi sofort entgegen.
    »Zur damaligen Zeit? Außerdem suchen wir ja nur die mit dem Anfangsbuchstaben M. und einer Bühne. An die Arbeit! Sobald Sie die Liste zusammenhaben, teilen wir uns die Anrufe.« Sie nahm ihre Tasche, stand auf und verließ ihr Büro. »Ich bin eine halbe Stunde weg. Muss etwas erledigen.«
    Sie verließ das Präsidium und schlug den Weg in Richtung Piazza San Marco ein. Dann suchte sie nach ihrem Handy und wählte eine Nummer. Es ertönte ein Freizeichen. Erst nach langem Klingeln hob jemand den Hörer ab.
    »Hier Vergani. Ist Don Paolo zu sprechen?«
    Der Priester sei nicht zu Hause, lautete die Antwort seiner Haushälterin.
    »Richten Sie ihm doch bitte aus, dass Maria Dolores angerufen hat.«
    Ein Name wie eine Kirche. Unter den gegebenen Umständen konnte sie ihn hervorziehen wie einen Passierschein. Die Frau an der anderen Seite der Leitung fragte höflich nach dem Grund des Anrufs.
    »Das werde ich mit ihm dann persönlich besprechen. Danke.« Und legte auf.
    Bisher hatte sie sich noch nie darüber Gedanken gemacht, was eine gesunde Frau dazu bewog, sich um einen Priester zu kümmern. Sie war bislang immer davon ausgegangen, diese Aufgabe sei Ausdruck von Hingabe einer alten Witwe, die sich langweilte von der vielen, unausgefüllten Zeit oder die von alten Erinnerungen heimgesucht wurde. Aber diese Haushälterin hatte gerade mal die Hälfte ihres Lebens hinter sich. Mit fünfzig fing man mit seinem Leben doch ganz andere Dinge an. Was für eine Verschwendung! Während ihr diese Gedanken durch den Kopf gingen, trafen sie Blicke vorübergehender Passanten. Sie wusste, dass sie seit dem Sadomaso-Fall nicht mehr unerkannt durch die Stadt gehen konnte. Seit sie es gewagt hatte, das Mailänder Establishment an den Pranger zu stellen, verzieh man ihr nichts mehr.
    Vergani, du Fotze , der weiße Schriftzug verschandelte noch immer hier und da einige Hauswände der Stadt. Oder die Gehsteige. Und je öfter man ihn zu beseitigen versuchte, desto häufiger tauchte er wieder auf.
    Man hatte ihr eine Versetzung vorgeschlagen, aber sie hatte entschieden abgelehnt. Das kam überhaupt nicht in Frage. Sie würde niemals Mailand und erst recht nicht das Präsidium verlassen. Nur eine einzige Sache nagte an ihrem Innersten und ruhte im hintersten Winkel ihrer Seele: Der Wunsch, wieder als Psychologin arbeiten zu können. Alles aufzugeben und sich erneut den menschlichen Belangen derer anzunehmen, die an ihren seelischen Problemen zu ersticken drohten und nicht mehr weiterwussten. Sie dachte daran,

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