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Ich vergebe dir - Bucciarelli, E: Ich vergebe dir - Io ti perdono

Ich vergebe dir - Bucciarelli, E: Ich vergebe dir - Io ti perdono

Titel: Ich vergebe dir - Bucciarelli, E: Ich vergebe dir - Io ti perdono Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabetta Bucciarelli
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Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Eine seiner Pfoten blutet, was ihn jedoch nicht vom Rennen abhält. Er läuft voraus. Kommt zurück. Ein Mischling. Man könnte meinen, er sei noch ein Welpe, doch er ist einfach nur klein von Statur, mit langen Ohren und langem Schwanz. Im Maul trägt er einen Stock. Er legt ihn auf den Boden, neben die Füße der Gestalt. Als Belohnung wird er gestreichelt. Dann hält er inne, ungeduldig. Die Zunge hängt aus dem Maul. Er möchte weiterspielen. Eine sichere Hand greift nach dem Stock und wirft ihn, nicht sehr weit, von sich weg. Dann wird das Gewehr geladen. Während das Hündchen schwanzwedelnd zurückkehrt, zielt der Lauf direkt auf ihn, und die Kugel trifft mitten zwischen die Augen. Ein letztes Aufheulen. Dann Stille.

43
    Die Trattoria Monluè hatte ihren Namen beibehalten. Maria Dolores kannte diesen Teil der Mailänder Vorstadt. Vor einiger Zeit hatte sie den Fall eines Mannes namens Marino untersucht, der dort in einem der letzten Bauernhäuser gelebt hatte. Zusammen mit Hühnern und Schafen. Viele hatten es auf dieses Stück Land abgesehen. Und ein netter kleiner Umstrukturierungsplan hatte auch schon bereitgelegen. Er jedoch, ein Hüne von Mann, stur und verwirrt, wollte sein Zuhause nicht aufgeben und sein Stück Wiese und seine Tiere nicht einfach so zurücklassen. Unter keinen Umständen. Bis er eines Tages dann doch nachgegeben hatte und in einer der sterilen Wohnungen in der Viale Ungheria gelandet war. Nun besaß er zwar ein kostenloses Appartement und viel Geld, doch jeden Tag war er zu seinem alten Bauernhaus zurückgekehrt, um seine Tiere zu füttern, die sich zwischen den umliegenden Häusern zerstreut hatten. Eines Tages war er unter ein Auto geraten und einfach zerquetscht worden. Seine ehemaligen Nachbarn hatten pro forma Klage erhoben gegen die angeblichen Spekulanten, die ihn dazu gezwungen hatten, sein Zuhause zu verlassen. Aber eben doch nur pro forma.
    Monluè, oder zumindest seine Kirche, der romanisch-lombardische Glockenturm und ein Teil der ländlichen Klosteranlage aus dem 11. Jahrhundert, waren von dem Umstrukturierungsplan verschont geblieben und nun von der Welt – und insbesondere von Mailand – durch eine lärmende und verkehrsreiche Umgehungsstraße abgeschnitten, auf der sich die Autos von morgens bis abends drängelten oder in langen Schlangen dicht hintereinander aufreihten.
    Was genau sie verbrochen hatten, dass sie nun mit einer Tangente, die ihren Lebensnerv traf, bestraft worden waren, hatte den hundertfünfzig gedemütigten Anwohnern dieser Gegend eigentlich niemand so richtig erklärt. Eines war ihnen jedoch allen klar: Hier ging es um Macht, sehr viel Macht.
    »Alles eine Geldfrage, Funi. Nachlass, der Zehnte, klösterliche Exemtion. Macht wurde früher immer an Geld gemessen.« Die beiden spazierten zwischen den hübschen Häuschen umher, an deren Fassaden Kletterrosen emporrankten, die trotz der späten Jahreszeit noch blühten.
    »Und Sie denken, das ist jetzt anders?«, fragte Funi.
    »Würde ich so nicht sagen, aber die Methoden sind perfider geworden, weniger transparent und daher schwieriger zu durchschauen. Die Macht zum Beispiel, über das Leben der anderen zu bestimmen.« Sie machten einen kleinen Umweg, in der Ferne tauchte schon das Schild über der Trattoria auf.
    »Geschlossen.« Funi blieb vor der verschlossenen Eingangstür stehen, an der gut sichtbar die Öffnungszeiten standen. Eine darüber angebrachte Kamera war auf den Parkplatz gerichtet. Geputzte und fein säuberlich aufgestellte Tische standen im schattigen Freien.
    »Notieren Sie sich die Telefonnummer; ich komme heute Abend noch einmal vorbei. Man könnte hier tatsächlich vergessen, dass man in Mailand ist.«
    »Stimmt.«
    Sie gingen weiter, entlang einer großen Wiese, auf der eine Gruppe von Kindern Fußball spielte. Rechts grenzte sie an die Gebäude des Militärflughafens, ein kurzes Stück Straße noch, und schon war man auf der violetten Brücke, die zum Forlanini Park führte. Von dort war der Mailänder Flughafen Linate bereits in Sichtweite. Die beiden kehrten wieder um, folgten dem Lauf des stinkenden, bläulichen Lambro. Ein belebtes Gewässer, das floss und blubberte. Noch einmal kreuzten sie die jungen Fußballer und gelangten dann zu einem großen gelben Gebäude. Eine Schule, die nun geschlossen war. Schließlich die Unterführung, die Monluè mit dem Rest der Welt verband und am anderen Ende in die Via Pecorini mündete. In einen

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