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Ich vergebe dir - Bucciarelli, E: Ich vergebe dir - Io ti perdono

Ich vergebe dir - Bucciarelli, E: Ich vergebe dir - Io ti perdono

Titel: Ich vergebe dir - Bucciarelli, E: Ich vergebe dir - Io ti perdono Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabetta Bucciarelli
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fähig gewesen. Nein.«
    »Und der Selbstmord?«
    »Die Ungerechtigkeit der Welt stellt selbst die stärksten Menschen auf die Probe. Zu viele Gerüchte gab es um ihn. Geschwätz. Der Selbstmord, Frau Kommissarin, der Selbstmord vielleicht ja. Don Paolo ist schon allzu oft ans Kreuz genagelt worden.«
    Und letztendlich ist er daran zerbrochen.

41
    »Maria Dolores, weißt du eigentlich, dass du Recht hattest?« Corsari war unrasiert, was seinem Aussehen einen zusätzlichen Reiz verlieh.
    »Von was sprichst du?« Gerade erst hatte sie das Präsidium betreten.
    »Von den Prostituierten. Sie waren alle miteinander verwandt. Schwestern, Cousinen, Schwägerinnen. Eine merkwürdige Verbindung mit einer Gemeinsamkeit: Alle arbeiteten auf dem Straßenstrich.« On the road . So sang damals die Beat-Generation und verhalf doch allen anderen als Literaten zum Erfolg.
    »Jetzt muss ich nur noch herauskriegen, ob sie später dann alle zusammen an einen anderen Ort verlagert wurden.«
    »Du wirst sehen, genau so war es.«
    »Wie geht es dir?«, fragte Corsari.
    »Wirklich schlecht.« Die Antwort fiel zwar eher nüchtern aus, doch Maria Dolores war sichtbar niedergeschlagen.
    »Warum das?«
    »Ein Selbstmord, der mir nicht wirklich glaubwürdig erscheint. In dem Bergdorf, wo meine Eltern immer ihre Ferien verbringen. Er war Priester. Ich kenne ihn von klein auf.«
    »Das tut mir leid. Dort warst du also heute Morgen?«
    »Ja. Der Priester hat einen Brief hinterlassen, der nicht an mich adressiert war, sondern an Frau Kommissarin Maria Dolores Vergani.«
    »Schöner Schlamassel.«
    »Würde ich nicht unbedingt sagen. Nur weiß ich nicht genau, wie ich mit der Polizei in Aosta zusammenarbeiten soll, wenn ich hier in Mailand bin.«
    »Weißt du denn etwas über die Geschichte?«
    »Ja, aber wenig. Ich kenne die Fakten. Ich hatte mit dem Priester Kontakt, seit ein Mädchen vermisst wurde, das aber bisher nicht mehr aufgetaucht ist. Das geht anscheinend schon seit Jahren so: Kinder werden entführt und die Eltern erstatten – wenn überhaupt – eine Vermisstenanzeige.«
    »Und sie werden später wiedergefunden?«
    »Ja, aber nicht unversehrt und unter Schock.«
    »Wie stellt man das eigentlich an, dass man sein Kind verliert?«, fragte er instinktiv, aber berechtigterweise.
    »Glaub mir, in vielen Fällen genügt nur der Bruchteil einer Sekunde, und wo kurz vorher noch dein Kind war, ist plötzlich nur noch gähnende Leere. Wie auch immer, die Kinder dort wurden jedenfalls richtiggehend entführt.«
    »Vielleicht von Außerirdischen?«, versuchte er zu witzeln.
    »Die allerdings wie Menschen vergewaltigen«, konterte sie trocken.
    »Manchmal bin ich richtig glücklich, dass ich keine Kinder habe«, erwiderte er.
    Maria Dolores lächelte, um ihm aus der Verlegenheit über seine vorherige Bemerkung zu helfen. Sie empfand ganz ähnlich wie er. Manchmal war sie richtig froh, alleine zu sein. Allerdings immer seltener, wenn sie ganz ehrlich war.

42
    Eine Gestalt streift durch die Wälder, schnuppert in der Luft. Bald würden die Pilze soweit sein. Sie trägt schwere Schuhe und eine Jagdjacke. Ein Hund trottet an ihrer Seite. Der glänzende Lauf eines Gewehres hängt über der Schulter. Es ist zwar leicht an Gewicht, aber überaus effizient. An fast allen Orten hatte die Jagdsaison vor kurzem erst begonnen. Nur hier nicht. Hirsche und Gämsen zogen talabwärts. Füchse gab es zwar immer mehr, doch noch immer nicht genug zum Jagen. Hier in den Wäldern allerdings tauchte ohnehin nie ein Förster auf. So nahmen sich die Leute Brennholz, wann immer sie Lust dazu hatten. Pflückten Blaubeeren mit Eisenharken und beschädigten dabei Büsche und Laubwerk. Sammelten verbotenerweise Steinpilze und Pfifferlinge. Und aßen Murmeltiersalami. Dazu zerstörten sie erst den Bau der Tiere, wobei sie oft zehn Exemplare auf einmal erwischten, und enthäuteten sie dann. Anschließend wurde das Fleisch gepökelt und eingefroren. Sie aßen das Fleisch, als wäre es Hirsch- oder Kaninchenfleisch oder irgendein beliebiges Wild. Niemand protestierte. Jeder scherte sich nur um sich selbst. Was diesen Punkt betraf, unterschieden sich die Bewohner des Nordens nur wenig von jenen des Südens. Das kam von der extremen Kälte und der extremen Hitze.
    Den Hut hatte sich die Gestalt tief ins Gesicht gezogen. Die Hände wirkten im Vergleich zum Körper eher klein. Klobig. Die Schultern gerade.
    Der Hund mit hellem Fell wedelt mit dem Schwanz und bellt, um die

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