Ich vergebe dir - Bucciarelli, E: Ich vergebe dir - Io ti perdono
Righi redete weiter: »Hab ich dir eigentlich erzählt, dass ich ihn kennen gelernt habe?«
Sie wurde rot und versuchte ihre Verlegenheit zu verstecken.
»Er ist mit zwei Kollegen zu uns in die Kaserne gekommen und wollte Informationen über einige Personen. Mit mir persönlich hat er nicht gesprochen. Aber als er seinen Namen gesagt hat, konnte ich nicht anders, als zu ihm hinzusehen und zuzuhören.«
Maria Dolores schwieg noch immer.
Dann wieder er: »Ich bitte dich nur um eine Sache: Immer wenn du mit ihm geschlafen hast, dann beantworte bitte nicht meine Anrufe oder meine SMS . Tu einfach so, als ob es mich nicht gäbe, als ob ich dich nicht kontaktieren wollte. Das ist ein Mann, der wirklich alles hat, das sieht man.«
»Das ist nichts, worüber wir beide sprechen sollten. Dieses Gespräch hat mit uns beiden nichts zu tun.«
»Ich möchte damit nur sagen, dass, wenn du eines Tages von mir berührt werden willst, es bestimmt nicht aus fleischlichem Verlangen sein wird. Denn es wird passieren, früher oder später, das weißt du auch.«
Stille. Seine letzte Bemerkung passte ihr absolut nicht. Maria Dolores wiederholte sie im Geiste, und er fuhr weiter fort: »Im Augenblick verändert sich so vieles. Ich schaffe es nicht länger, die Lage zu kontrollieren. Hörst du, was für Blödsinn ich schon rede?«
»Willst du, dass wir uns nicht mehr sehen und nicht mehr hören? Ich wäre dazu bereit.«
»Ich will, dass unsere Beziehung sich verändert: Ich muss eine Möglichkeit finden, wie sie zu etwas anderem werden kann.« Er glaubte wirklich an das, was er sagte.
Maria Dolores durchfuhr es wie ein Blitz. Sie kannte diese Situation, wurde ungewollt immer wieder in eine ähnliche Lage gebracht: Die Männer nahmen Besitz von ihr, ohne auch nur einen Millimeter ihres Körpers erobert zu haben. Sie führten sie bis zu diesem Punkt. Dann nichts. Nichts mehr. Sie ließen sie in ihrem Liebesschmerz alleine zurück. Und sie musste sich mit einem leeren, trüben Alltag auseinandersetzen und der Tatsache, nicht mal einen Geliebten als Rückzug zu haben. Widerstandslos, mit dem Kopf auf dem Hackklotz. Gezwungen, rückwärts zu gehen. Der eine heiratete, der andere kehrte in sein warmes Nest zurück. Was machst du nur mit all dieser Leere, Maria Dolores?
Inzwischen näherte sich der Musiker den beiden: »Guio di Maggio.« Seine freie Hand streckte er Righi entgegen, in der anderen hielt er ein Glas mit etwas Alkoholischem.
»Luca Righi«, erwiderte dieser.
»Ein Kollege«, unterstrich Maria Dolores. »Es ist wirklich ein Vergnügen, Ihnen beim Spielen zuzuhören.«
»Das Lokal ist nicht schlecht, und außerdem zahlen sie gut«, ergänzte Guio, und aus dem Mund eines Sechzigjährigen hörte sich das etwas sonderbar an. »Sind Sie hier, um mit Ihrem Kollegen einen schönen Abend zu verbringen, oder können Sie sich gedanklich noch immer nicht von mir losreißen?« Der Charme in seiner Bemerkung war nicht zu überhören.
»Ich bin wegen Ihnen hier. Ich hatte gehofft, Sie könnten mir noch etwas erzählen.« Indessen näherte sich auch der Bassist der Band ihrem Tisch. Er hatte die sechzig noch nicht erreicht, trug gefärbte Haare, ein helles Karohemd und eine altmodische, etwas ausgestellte Jeans. »Ist das die schöne Kommissarin?«, fragte er und sah Maria Dolores an.
»Hauptkommissarin«, verbesserte sie. Bisher hatte sie nie Wert auf ihre Funktion gelegt. Unter ihren Kollegen war sie immer nur Vergani oder Maria Dolores. Sie dachte einen Moment über diese Tatsache nach und wandte sich dann wieder dem Mann zu.
»Ich bin Paco Serio, aber nicht wirklich so ernst, wie mein Name vermuten lässt.« Er blinzelte ihr zu und leierte wie ein alternder Komiker mechanisch seinen abgenutzten Spruch herunter. Ohne eine Aufforderung abzuwarten, setzte er sich, worauf Guio nicht länger an sich halten konnte.
»Ich spreche gerade mit der Dame, siehst du das nicht?« Und machte eine Handbewegung, als wollte er sagen Hau gefälligst ab. In Maria Dolores, der diese Reaktion gefiel, regte sich erneutes Interesse.
»Vielleicht hätte ich ja auch etwas zu sagen?«, beharrte Paco.
»Ach ja? Was denn?«, schaltete sie sich sofort ein.
»Ich meine, was Lolli betrifft. Ein erstklassiges Mädchen. Und er hatte sie ganz allein für sich.«
»Wer ›er‹?«, hakte Maria Dolores nach.
»Guio. Der alte Sack, der hier vor Ihnen sitzt. Ein liebesnärrischer Säufer.« Und der leicht verärgerte Guio konnte den kindlichen Ausdruck eines
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