Ich vergebe dir - Bucciarelli, E: Ich vergebe dir - Io ti perdono
rechtfertigen zu müssen.
»Zum ersten Mal in meinem Leben stürmen Gefühle auf mich ein.«
»Du sagst das so, als würde es sich um eine Meute von kläffenden Hunden handeln. Nenne die Dinge doch wenigstens beim Namen. Ich helfe dir dabei, wenn du willst: Bist du in ihn verliebt?« Contis Augen waren auf Maria Dolores gerichtet, die ihn mit eindringlichem Blick ansah und fühlte, dass sie ihn begehrte. Aber sie schaffte es nicht, den ersten Schritt zu machen. In ihrem ganzen Leben hatte sie noch nie den ersten Schritt auf einen Mann zu gemacht.
Schließlich brach es aus ihr heraus, und sie antwortete: »Ich glaube nicht.«
Ein weiteres Mal war er es, der schließlich aufstand und die Initiative ergriff.
58
»Wenn Sie dir die Möse lecken und dir Trinkgeld geben wollen, kein Problem. Lass sie machen, niemand hat was dagegen.« Die Blonde hätte jeden normalen Mann über zwanzig haben können, Single oder verheiratet. Und dennoch befand sie sich ausgerechnet hier, auf dem Tisch im Tuca-mi , in der Nähe von Monza.
Russinnen galten gemeinhin als sehr schön, willig und gierig. Mit ihren noch unverbrauchten Körpern tanzten sie vor den Männern. Table dance , nannte man das nun. Aber im Grunde machten sie nichts weiter, als sich im Stehen auf den Tischen hin- und herzuwiegen. Unter ihnen eine Horde geifernder Männer, die zu ihnen emporschaute und sich nichts sehnlicher wünschte, als dass sie sich hinabbeugten, damit sie ihren Genitalbereich erkunden und ablecken konnten. Doch bis sie die Männer endgültig gewähren ließen, und dabei riskierten, dass sie mit ihren bereits ausgefahrenen Zähnen nach ihren großen und kleinen Schamlippen schnappten, schwangen sie vorher noch ein wenig ihr Becken mit den fast unsichtbaren Tangas.
»Du bist sicher, dass ich kann machen auch so?«, fragte der ebenfalls blonde Neuzugang.
»Ja, ja. Du gibst einfach der Chefin einen Teil des Geldes, das sie dir zustecken. Aber das ist nur wenig.« Dann fügte sie hinzu: »Jetzt zeige ich dir, wie du es machen musst. Siehst du den da drüben, den mit dem Bart? Er ist Polizist. Schau jetzt ganz genau zu …«
Sie ging zum Nebentisch und schüttelte ihre langen, weichen Haare, während sie dem Mann tief in die Augen blickte. Dann begann sie auf ihren hohen Absätzen mit leichten Bewegungen Kreise nachzuahmen, berührte ihre Brüste, presste sie zusammen und ließ sie wieder auseinander, ließ ihren BH zur Hälfte hinuntergleiten und zeigte ihre Brüste nur ihm. Dann spreizte sie die Beine, spannte die Pobacken an und beugte sich zu ihm hinab, wobei sie seine Wangen mit ihren Schenkeln streifte. Sie wiederholte dies mehrere Male, dann bedeckte ihr kurzer Rock das Gesicht des Mannes, der seinen Mund heranführte und loslegte. Als sie sich wieder aufrichtete und dabei mit der Zunge über ihre Lippen fuhr, steckte er ihr einen Geldschein zu. Sie warf ihren Kopf nach hinten als Zeichen der Anerkennung und zwinkerte ihrer Freundin zu.
»Ein Polizist?«, fragte die andere, als sie sich kurze Zeit später wieder der klassischen Variante des lap dance widmeten, bei der sie sich um eine Stange wanden.
»Nicht der einzige, der hier immer wieder auftaucht. Aber der hier ist auf unserer Seite. Du wirst sehen, ein guter Polizist.« Ein akrobatischer Überschlag, und schon war sie wieder auf den Tischen, wo sie wie ein Schmetterling von Blüte zu Blüte flatterte.
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Gefühlschaos. Hinter dieser Antwort verbarg sich nichts weiter als eine Lüge. Maria Dolores Vergani war eigentlich keine Freundin von Ausflüchten. In diesem Fall allerdings konnte man ihre Weigerung, die Wahrheit zu sagen, eher als eine Art Notwehr bezeichnen. Und sie wäre durchaus in der Lage gewesen, sich für diese Lüge mit den unterschiedlichsten Formen der Selbstzerstörung zu strafen. Etwa indem sie aufhörte zu essen. Heute jedoch war es anders. Sie hatte zu viel zu tun, als sich den Gedanken über ihr Privatleben hinzugeben. Und das war gut so.
»Sie haben das Mädchen gefunden. Hier lesen Sie.« Funi kam mit dieser Nachricht überraschend in ihr Büro geplatzt. Maria Dolores riss dem Polizisten die Zeitung fast aus der Hand: »Und sie haben es nicht mal für nötig befunden, mir Bescheid zu geben. Das ist doch keine Art.« Kochend vor Wut begann sie zu lesen:
Arianna wurde an der gleichen Stelle aufgefunden, an der ihre Mutter Tage zuvor tot zusammengebrochen war. Seitens der Ärzte liegt zu dem Fall bisher keinerlei Stellungnahme vor, doch bisher unbestätigten
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