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Ich vergebe dir - Bucciarelli, E: Ich vergebe dir - Io ti perdono

Ich vergebe dir - Bucciarelli, E: Ich vergebe dir - Io ti perdono

Titel: Ich vergebe dir - Bucciarelli, E: Ich vergebe dir - Io ti perdono Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabetta Bucciarelli
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Rauf mit dem Sack, runter mit dem Sack. Der Mann war ein zu Fleisch gewordenes Mantra. Maria Dolores und Funi gingen weiter und stiegen die Treppe empor, die zur Hauptstraße des Örtchens führte. Eine zweihundert Meter lange Gasse öffnete sich vor ihnen, auf der sich alles befand, was man zum Leben brauchte: Bäcker, Tabakladen, Kirche, zwei Obst- und Gemüseläden, Zeitschriftenladen und die einzige Pension des Dorfes. Gesäumt wurde die Hauptstraße von einer beeindruckenden Anzahl an Bänken, die alle bereits seit den frühen Morgenstunden besetzt waren. Vier Personen je Bank. Nur Frauen. Durchschnittsalter: zwischen achtzig und neunzig. Die Arme vor der Brust gekreuzt, trugen die meisten ihre Haare mit altmodischen Lockenwicklern aufgedreht und im Gesicht dunkle Sonnenbrillen. Noch war es warm genug für geblümte Kittelschürzen und offene Sandalen, die den Blick auf ihre vom Alter, von Osteoporose oder Rheuma verformten Füße freigaben. Bei einigen konnte man die Anzeichen von Parkinson erkennen, andere kauten vergnügt an ihren Kaubonbons. Eine von ihnen schob sich den Finger in den Mund, als wolle sie etwas aus ihrem Gebiss herauspulen. Das waren die Witwen von Sòligo. Achthundert Einwohner zählte das Dorf, die Hälfte davon hatte den Partner überlebt und war nun ohne Ehemann.
    Die Frauen würdigen die zwei Fremden keines Blickes, tuschelten untereinander. »Guten Tag«, begann Maria Dolores. Und wie im Chor, neugierig und honigsüß, erwiderten sie die Begrüßung, als ginge es um das Aufsagen eines Rosenkranzes. Maria Dolores verteilte Lächeln. Ihr Blick streifte die Hauseingänge, und sie registrierte eine erstaunliche Menge an Katzen. Kleine, große, fette. Liegend oder thronend wie Sphinxe. Scheu oder frech. Alle gesund. Sie waren die eigentlichen Herrscher über Gassen und Stühle, die schon für den anbrechenden Tag bereitstanden. Wie Wachposten hüteten sie die Hauseingänge, aus denen der Duft von frisch gekochtem Kaffee herausströmte. Aus den Fenstern schallten moderne Musik, südamerikanische Rhythmen und der lautstarke Gesang einer Frau. Darunter mischten sich Stimmen im Dialekt der Gegend, die nach unverständlichen Dingen oder Personen riefen. Es roch nach frisch gebackener Focaccia und frittierten Sgabei.
    Maria Dolores winkte Funi mit der Hand zu sich: »Wir sind ja nicht im Dienst, kommen Sie mit.« Sie betraten die Bäckerei des Dorfes, wo noch traditionell mit einem Holzofen gebacken wurde. Sie bestellten Pizza, ein Stück für jeden. Die Frau hinter der Theke war zu jung, um etwas zu wissen. Aber Erinnerungen wurden auch überliefert, und so ließ es die Kommissarin auf einen Versuch ankommen: »Ich war das letzte Mal als Kind hier. Ist Don Paolo eigentlich noch da?«
    Die Frau antwortete nicht, wog die Pizza und tippte den Betrag in die Kasse. Sie durfte um die dreißig sein. »Ich bin aus Albanien.«
    »Ah«, entfuhr es Maria Dolores. Nichts weiter. Doch hinter dem Vorhang aus Plastikfäden, der den kleinen Verkaufsraum von der riesigen Backstube trennte, ertönte eine Stimme: »Nein, er ist nicht mehr da. Sie haben ihn fortgeschickt.«
    Maria Dolores schaute die Verkäuferin fragend an. »Das ist die Chefin«, erklärte diese. Kurz darauf erschien ein etwa fünfzigjähriges Vollweib in voller Blüte: ausladende Oberweite, straffe Wangen und dick aufgetragene, blaue Mascara. Ihre Hände waren vom Teig verschmiert, und durch das weiße Mehl blitzten lange, rot lackierte Fingernägel. »Wer hat nach Don Paolo gefragt?«
    »Ich war als Kind schon einmal hier und erinnere mich vage an ihn. Fortgeschickt, haben Sie gesagt?«
    »Ja, aber mehr dürfen Sie mich nicht fragen. Ich erinnere mich an nichts mehr. War damals mit anderen Dingen beschäftigt«, und sie zeigte auf einige Fotos an der Wand, die sie mit einer Schärpe und einer Krone auf dem Kopf zeigen: Miss Wet-T-Shirt 72. »Fragen Sie doch die Alten hier im Dorf, die wissen bestimmt alles. Aber gehen Sie besser erst in die Bar, gleich hier um die Ecke, und stellen Sie sich erst vor.«
    Vorstellen? Es brauchte nur einen Moment, bis Maria Dolores selbst draufkam. Und sich fügte. Funi, der solchen Ritualen eher widerwillig gegenüberstand, schleppte sie kurzerhand mit: »Jetzt spielen Sie mal den Braven, Funi. Wir sind hier in einem Dorf. Los, wir trinken etwas und unterhalten uns nebenbei ein wenig.« Während sie auf dem äußerst gefährlichen Straßenrand dahinspazierten, entlang verblühter Oleanderbüsche und Büscheln

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