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Ich vergebe dir - Bucciarelli, E: Ich vergebe dir - Io ti perdono

Ich vergebe dir - Bucciarelli, E: Ich vergebe dir - Io ti perdono

Titel: Ich vergebe dir - Bucciarelli, E: Ich vergebe dir - Io ti perdono Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabetta Bucciarelli
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Meter langem Haar auf der anderen Seite rumlaufen?« Ein berechtigter Einwand.
    »Es gibt immerhin noch die Möglichkeit der Haarverlängerung.« Es klang wie der Rat einer Freundin. »Wenn es schon Prothesen gibt, wieso sie nicht auch benutzen?«, grinste Maria Dolores.
    »Das müssen Sie mir nicht sagen. Ich hatte mal Körbchengröße A.« Sie wies mit einer Bewegung ihres Kinns auf ihre vorspringenden Brüste.
    »Aha«, rutschte es der Kommissarin heraus, und sie runzelte die Stirn, während sie sich ihre eigenen Gedanken über Brüste und Haare machte.
    »Das Bein allerdings wird eine Narbe zurückbehalten«, fuhr Carmen fort.
    »Das ist nicht gesagt.« Schuldgefühle machten sich in Maria Dolores breit, und fast bereute sie es, Carmen immer wieder gegenüber Kollegen Flittchen genannt zu haben. Doch letztendlich gewann das Gefühl der Abneigung dann doch wieder die Oberhand.
    »Frau Kommissarin, ich muss Ihnen etwas gestehen.« Ein ungutes Gefühl beschlich sie.
    »Ja?« Maria Dolores blieb nichts anderes übrig als zuzuhören.
    »Die Sache mit Michele – das war wirklich nichts Ernstes. Da ist absolut nichts mehr zwischen uns, da können Sie ganz sicher sein.«
    Schweigen. Maria Dolores kam sich vor wie eine Idiotin und wollte doch zeigen, dass sie über dem Ganzen stand.
    In ihrem Kopf hallten Carmens Worte wider: mit Michele . Ihrem Michele. Einen Moment lang dachte sie nach, bevor sie sich selbst dann bestätigte: Und sie ist doch ein Flittchen. Daran war nicht zu rütteln.

81
    Das Mausoleum eines Haarfetischisten. Die Hauptkommissarin und ihr Assistent betraten eine riesige, haarige Höhle. Der Gestank um sie herum war fast unerträglich, besonders an den Stellen, wo sich unter die Haare noch eine Fülle kleiner Besonderheiten mischte.
    Maria Dolores versuchte, sich innerlich zu distanzieren, und erinnerte sich, vor Jahren bereits ein ganz ähnliches Szenarium gesehen zu haben, als sie gemeinsam mit Inga die Ausstellung von Wenda Gu besuchte. Der chinesische Künstler hatte eine gigantische Installation, so etwas wie eine Kathedrale aus Menschenhaar geschaffen: Haupthaare, Barthaare, Schamhaare. Eine Mailänder Galerie hatte das Kunstwerk ausgestellt und dem Sammler vorgeschlagen, sich selbst mitten in die haarige Höhle zu setzen, um zu verdeutlichen, wie wir von Tabus gefangen sind. Komplett durchgeknallt der Typ , so der Kommentar ihrer Freundin. In Maria Dolores hingegen hatte es doch ein gewisses Interesse geweckt. Und nun bot sich ihr zum zweiten Mal ein ganz ähnlicher Anblick. Nur dass die Trophäen des Haardiebes nicht chemisch behandelt worden waren, sondern in ihrem ursprünglichen Zustand von Decke und Wänden herabhingen.
    »Der ist doch geistesgestört«, durchbrach Funi die Stille, der absolut nichts für Haare übrig hatte und sich sogar die Brust rasierte. »Wie viele Personen mag er wohl für das alles skalpiert haben?«, fragte er und versuchte die Anzahl der Zöpfe und Vorhänge aus verhornten Fäden zu überschlagen.
    »Keine Ahnung. Vielleicht sind darunter auch schon ganz alte«, wandte Maria Dolores eher erstaunt als angeekelt ein.
    »Schauen Sie mal den langen Zopf hier in dem Futteral. Er ist schlohweiß.« Tatsächlich gab es von jedem etwas.
    »Konkret liegen uns 37 Anzeigen vor, aber wer weiß, bei wie vielen er nur mal schnell die Spitzen gekürzt hat. Werfen Sie mal einen Blick in diese Döschen hier, Frau Kommissarin.« Er zeigte ihr mit bloßem Auge kaum erkennbare Fundstücke, die in winzigen lackierten Pillendosen aufbewahrt waren. »Warum um alles in der Welt macht jemand so etwas? Haben Sie eine Ahnung?«
    »Vielleicht ist er impotent. Aber das ist wirklich nur so eine bloße Vermutung. Mit Haaren verbindet man ja auch immer einen erotischen Aspekt. Und durch das Abschneiden kastriert er seine Opfer in gewisser Hinsicht. Ich habe keine Ahnung. Und um ganz ehrlich zu sein, will ich es lieber auch gar nicht wissen«, überlegte sie laut, während sie sich weiter zwischen den Kostbarkeiten umsah.
    Plötzlich fiel ihr Blick auf mehrere Bilderrahmen, die auf einem Möbelstück aufgereiht standen. Sie ging näher heran: »Funi, schauen Sie mal hier«, und wies auf ein Foto, das eine kräftige Frau mit einem langen weißen Zopf zeigte, an dem sich ein kleiner Junge festkrallte. »Doch nicht etwa schon wieder einer dieser Fälle, bei dem sich jemand von der Mutter abzunabeln versucht?!«

82
    Das Mädchen war außer Lebensgefahr, zumindest was ihren körperlichen Zustand

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