Ich vergesse dich niemals
den Kopf. Ich war mal wieder unfähig irgendetwas zu sagen. „Sag schon was hat er dir erzählt?!“ Ich räusperte mich leise. „Gar nichts“, brachte ich krächzend heraus. „Du lügst. Sag es mir. SOFORT!“ So eine Angst wie jetzt hatte ich noch nie vor ihm gehabt. Er schrie so laut, dass ich unwillkürlich zusammenzuckte und vor ihm zurückwich. „Er hat mir nichts gesagt. Nur das er dir geholfen hat, als du eine schwere Zeit durchgemacht hast. Mehr nicht.“ Jason schien sich wieder etwas zu entspannen, doch sein Blick war immer noch mörderisch. „Was meinte er mit schwerer Zeit?“, fragte ich schüchtern und sofort bekam ich wieder den Killerblick ab. „Das geht dich nichts an“, fauchte Jason kalt und startete wieder den Motor. „Lass und einfach nie wieder darüber reden. Ich will nicht über Pacey oder sonst was, was mit dem Thema zutun hat, reden. Verstanden?“ Eingeschüchtert nickte ich. Was um alles in der Welt war nur los mit Jason? Ich verstand die Welt nicht mehr. Die restliche Fahrt herrschte eisige Stille.
Vergangenheit, die vergessen gehört
Jasons Sicht:
Dieser Tag gehörte eindeutig zu denen, die ich schnellstens wieder vergessen wollte. Zuerst hatte ich meinem ehemals bestem Freund wieder einmal fast eine reingehauen, dann hatte mich Claire eindeutig die falschen Fragen gestellt und war anschließend zu Pacey gerannt und hatte mit ihm und ihrem anderen kleinen Freundchen rumgemacht, um mich schlussendlich im Auto vollkommen zur Weißglut zu bringen. Yeah, ich würde eindeutig sagen ein total gelungener Tag. Nur was ich nicht wusste, war das er noch viel besser werden würde…
Es war spät am Abend und ich lag auf meinem Bett und schaute irgendeine furchtbar langweilige Serie. Um diese Uhrzeit kam einfach nichts halbwegs Vernünftiges. Genervt schaltete ich den Fernseher und das Licht im Zimmer aus und hoffte, dass ich schnell einschlafen und somit den beschissenen Tag vergessen konnte. Doch natürlich konnte ich nicht einfach so einschlafen. Wütend schmiss ich mich auf die andere Seite und presste die Augen zusammen. Immerzu lief der Tag an meinem inneren Auge vorbei und hielt mich wach. Es war einfach nur nicht zum Aushalten. Seufzend schaltete ich das Licht wieder an und quälte mich aus dem Bett. Vielleicht würde mir ein Glas Wasser zur Beruhigung helfen. Ich schlüpfte schnell barfuß aus meinem Zimmer, nur mit Buxe bekleidet und raus in den Flur. Es herrschte Totenstille im Haus und ich konnte meinen eigenen Atem so laut hören, als hätte ich vor wenigen Minuten einen Marathon zurückgelegt. Wenn erst mal das Kind auf der Welt war, würde ich mir diese Stille wahrscheinlich wieder wünschen, schoss es mir durch den Kopf, doch im Moment war es einfach nur beunruhigend. Ich schlich mit leisen Schritten den Flur entlang, doch vor Claires Zimmertür blieb ich stehen. Einen kurzen Blick konnte ich ja riskieren, fand ich und öffnete die Tür. Vielleicht würde mir das beim Einschlafen helfen. Leise schloss ich die Zimmertür hinter mir wieder und schlich zu ihrem Bett und hockte mich daneben. Ich konnte sie zwar nicht sehen, aber ich hörte genau ihren lauten Atem. Sie klang gehetzt und unruhig. Ich ging vorsichtig, damit ich nichts laut umschmiss und sie aufweckte, zum Fenster und schob den Vorhang beiseite. Ein schwacher Lichtstrahl erhellte das Zimmer und nun konnte ich Claire komplett sehen.
Sie lag nur mit einem dünnen Nachthemd bekleidet im Bett, die Decke hatte sie herunter geschmissen. Ihre Beine waren fest an ihren zierlichen Körper gezogen und ihre Haare waren wie ein Fächer auf dem Kissen ausgebreitet. Ich schlich wieder zu ihr und hockte mich neben das Kopfende. Claires Gesichtsausdruck war gequält und ich konnte sehen, dass eine dünne Schweißschicht ihren gesamten Körper bedeckte. „Nein… nicht… bleib da.“ Sie nuschelte im Schlaf und ihr Gesichtsausdruck verwandelte sich. Sie sah nun schrecklich verzweifelt und unglücklich aus. „Nein… Mum…“ Claires Hand verkrampfte sich um das Kissen und sie zuckte am ganzen Körper. Erschrocken musterte ich sie und blieb wie erstarrt sitzen. Ich hatte sie schon einmal nachts schreien gehört. Hatte sie jede Nacht Albträume von ihrer Mutter? „Warte ich komme mit“, flüsterte Claire mit gebrochener Stimme und drehte ihren Körper herum. Ihr Gesicht wurde nun von ihren langen Haaren verdeckt. Nach kurzem Zögern, streckte ich die Hand aus und strich ihr die störenden Strähnen weg. Ihre Haut glühte
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