Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition)
Tages wirst Du Deinen Kindern von diesem Mädchen erzählen, das die Sterne so sehr liebte, dass sie auf einer Rakete zu einem defekten Teleskop reiste.
Du bist ein zärtlicher und freundlicher Mann. Eines Tages wirst Du ein wunderbarer Ehemann und Vater werden. Ich wünsche Dir ein erfülltes Leben. Aber eines musst Du mir zusagen: Versprich mir, dass Du glücklich wirst.
Mit all meiner Liebe
Deine Peep
Versprechen, dass ich glücklich werde? Himmel nochmal! Ich lese den gesamten Brief noch einmal. Elle hat ihn vor ihrer Weltraummission geschrieben, als ich noch mit Carol verlobt war. Wie andere Dinge – zum Beispiel diese vermaledeite Patientenverfügung – brachte sie ihre Angelegenheiten in Ordnung und ließ die Überbleibsel hinter sich.
Ich brauche eine Weile, ehe ich aufstehen kann. Ich muss den Brief noch einmal lesen. Wie gern würde ich mich mit Elle darüber freuen, dass ich Carol nie geheiratet habe und dass Selina nicht ihr einziges Baby geblieben ist. Ich wünsche mir, Elle könnte mit mir nach oben gehen, an Hopes Tür stehen und sich über unsere kleine Süße freuen. Selbst jetzt noch bemühe ich mich, nicht verrückt zu werden, indem ich leugne.
Ich schüttele den Kopf. Elle ist tot. Trotzdem lese ich den Brief noch einmal. Immer noch ist es der letzte Satz, der mich berührt. Wieder einmal nimmt sie mir ein Versprechen ab – das Versprechen, glücklich zu werden.
Hubble kommt die Treppe hinunter und winselt. Wahrscheinlich hat Hope sich gerührt. Aber noch schreit sie nicht.Ich lasse den Hund in den Garten und mische den Rest von Selinas Asche mit der von Elle. »Asche zu Asche, Sternenstaub zu Sternenstaub«, murmele ich.
Oben beginnt Hope zu quengeln. Ich wasche mir die Hände und gehe hinauf. »Hey, Süße«, sage ich und hebe sie aus dem Bettchen. Sofort wird sie ruhig. Sie ist eine kleine Charmeurin und weiß genau, was sie tun muss, um mich um den Finger zu wickeln. Sie lächelt. Sie strahlt. Sie ist Leichtigkeit, und sie ist Glück. »Okay, Elle. Okay, ich verspreche es.«
Eine frische Windel und ein warmes Fläschchen später kuschelt sich Hope auf der Terrasse in meine Arme. Es ist ein strahlender Frühlingsmorgen. Fliederduft erfüllt die Luft. Die Flut ist auf dem Höchststand, das Flussbett ist voll, kleine Wellen schimmern in der Sonne. Es ist Frühling. Die Zeit des neuen Lebens. Zeit für ein neues Leben.
Ich richte Hope auf, damit sie aufstoßen kann, gehe die Stufen hinunter und betrachte die Landschaft, den Blumengarten, den Rasen und das Wäldchen. Vielleicht ist es nur eine Lichtspiegelung, aber für einen Augenblick sehe ich eine durchscheinende Gestalt zwischen den Bäumen. Elle – von hinten angestrahlt und lächelnd. Das Bild verflüchtigt sich schnell. Aber Elle ist trotzdem noch da. In meiner Erinnerung. In meinem Herzen. Und ein Teil von ihr ist in unserer Tochter.
»Hope«, sage ich, »es war einmal ein Mädchen, das liebte die Sterne so sehr, dass es sich eines Tages mit einer Rakete auf den Weg machte …«
Bemerkungen der Autorin
Historischer Nachtrag: Die Katastrophe des Space Shuttles Columbia hat mich mit großer Trauer erfüllt. Meine große Bewunderung gilt dem Mut und der Entschlossenheit derjenigen Menschen, die vor und nach diesem Ereignis den Weltraum erforschten und weiter erforschen.
Elles fiktive Atlantis -Mission habe ich aus erzähltechnischen Gründen in den Mai 2004 verlegt, also vierzehn Monate vor die tatsächliche Wiederaufnahme des Space Shuttles Programms. Die historische Crew des Space Shuttles Discovery startete am 26. Juli 2005 zu ihrer Return-to-Flight-Mission. Zwar setzte die NASA tatsächlich die Raumfähre Atlantis zur Reparatur und Wartung des Hubble-Teleskops ein, allerdings erst im Jahr 2009. Diese Mission verlief im Übrigen ohne Zwischenfälle.
Richtig ist, dass Mikrometeoriten für Raumfahrer auf Weltraumspaziergängen ein Risiko darstellen; der Unfall allerdings, der sich bei Elles Mission ereignete, entspringt ebenso wie der gesamte Rest der Geschichte einzig meiner Fantasie.
Was die Wiedergabe juristischer Einzelheiten im vorliegenden Text angeht, so ist dazu zu sagen, dass sich die rechtlichen Grundlagen hinsichtlich Patientenverfügungen im Zusammenhang mit einer vorliegenden Schwangerschaft in den USA je nach Bundesstaat unterscheiden. Einige Staaten gründen ihre Gesetze auf die medizinische Durchführbarkeit der Schwangerschaft, andere wiederum lassen die gesamte Problematik offen. Vielleicht konnte
Weitere Kostenlose Bücher