Ich waer so gern ganz anders, aber ich komme einfach nicht dazu
– was?
) Was soll denn das mit Veränderung zu tun haben …?
) Lustig, stimmt.
) Und die Lottozahlen, bekommt man die vielleicht auch zu hören?
) Ist mit den Stimmen vielleicht der Instinkt gemeint?
Halten wir zu Beginn, der Einfachheit halber, erst einmal fest, dass es innere Stimmen gibt, die entweder untereinander oder mit Ihnen schwätzen. Falls Sie sich – ob nun auf vergnügliche oder weniger vergnügliche Art – mit sich selbst unterhalten, nennt man das übrigens im Fachjargon »innerer Monolog«. Wie dieser Monolog auf uns einwirkt, möchte ich Ihnen anhand eines Beispiels aufzeigen.
Bei meiner Klientin Sandra geht es um eine schöne Sache: Sandra möchte eine Mentorin finden. Sie arbeitet in einem großen Chemieunternehmen. Um Führung in Zukunft anders zu gestalten, werden in Sandras Unternehmen derzeit weibliche Nachwuchskräfte und Talente sehr gefördert. Sandra nimmt an einem Mentoringprogramm teil, das ich entwickelt habe, dem SMS (Self Mentoring System). Bei diesem besonderen Mentoringprogramm suchen sich die Mentees eigenverantwortlich einen Mentor oder eine Mentorin und werden von mir dabei begleitet. Sandra ist auf dem besten Weg, sie hat sich in ihrem Unternehmen umgeschaut und mehrere Führungskräfte ausfindig gemacht, die für sie als Mentor infrage kommen. Zudem – das ist bei diesem Mentoring sehr wichtig – hat sie ihre Ziele definiert und peilt die nächste Karrierestufe an. Eigentlich ist also alles im grünen Bereich, aber als wir uns zum Coaching treffen, ist Sandra alles andere als zufrieden. »Etwas in mir lässt mir keine Ruhe«, eröffnet sie das Gespräch. »Obwohl ich doch eigentlich stolz sein müsste, dass ich alles so gut vorbereitet und strukturiert habe, fühle ich mich unzulänglich. Da gibt es etwas in mir, was sagt, ich hätte das noch besser machen können.« Als ich genauer nachfrage, stellt sich für uns beide heraus, dass es da nicht nur eine »Nörgeltussi« in ihrem Inneren gibt, sondern sich noch weitere Stimmen in die Mentorensuche einmischen.
»Du hast doch gar keinen Plan, was du von Frau XY genau lernen willst!«, ist dabei die lauteste Stimme und dann folgen im bunten Durcheinander Statements, Bedenken und Einwände wie:
»Einfach anrufen … bist du naiv!«
»Da könnte ja jede kommen!«
»Die hat sicher schon Mentees und gibt dir eine Abfuhr.«
»Andere können das besser mit den Mentoren.«
»Du bist dafür nicht geschaffen.«
»Jetzt nicht.«
»Ich weiß nicht, was ich will.«
»Ein einziger Problemberg«, beginnt Sandra zu stöhnen. Viele Köche verderben den Brei und viele Stimmen verderben den Erfolg, es sei denn, sie kommen miteinander in einen sinnvollen Dialog.
Die Ansammlung der gegenläufigen Argumente braut sich jedoch für Sandra zu einer hübschen Selbstsabotage zusammen, die sie mit dem Satz: »Ich weiß nicht, was ich machen soll«, beschreibt. Wenn einen so viele Argumente beschäftigen und man sich selbst als einzigen »Problemberg« erlebt, dann ist es sinnvoll, zunächst einmal eine Pause einzulegen: Alle Räder mal stillgestanden, bis die Chefin weiß, wohin wir fahren!
Wenn ich Sandra anschaue, dann bemerke ich, dass sie mehr in ihrem Sessel »hängt« als sitzt. Ihre Haut ist matt und die Augen sind glanzlos. Kein bisschen Begeisterung ist mehr zu spüren, nur eine große Müdigkeit. Wenn wir die inneren Stimmen nicht nutzen, sondern mit ihnen ringen, dann kostet das sehr viel Energie. Energie, die an anderer Stelle wichtig wäre.
Nicht nur Mario, Sandra und ich, alle Menschen sind so gesehen »viele mehr«, als wir im Alltag wahrnehmen. Nicht ein Mensch steht Ihnen gegenüber, sondern ein vielfältiges ICH, das sich, je nach Situation, sehr verschieden zeigen kann – hier ein paar Beispiele:
) Susanne, eine junge Mutter, empfindet sich als scheu und zurückhaltend. Würde ein anderes Kind ihren kleinen Sohn bedrohen, wäre sie sofort mutig wie eine Löwin.
) Michael behauptet von sich, er wäre durch und durch Stratege. Wenn er zum Steuerberater muss, fühlt er sich hilflos wie ein kleines Kind.
) Peter ist Arzt und kann über jede Diagnose sprechen –solange ein Patient nicht weint. Geschieht dies, will er weglaufen, weil er sich so hilflos fühlt.
) Patricia hat ihr Leben voll im Griff. Nur wenn sie verliebt ist, kommt sie zu nichts, weil sie nur noch mit dem Nachdenken über die Liebe beschäftigt ist.
) Olga ist nüchterne Lehrerin. Wenn sie auf der Bühne steht, verwandelt sie sich zu einer
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