Ich waer so gern ganz anders, aber ich komme einfach nicht dazu
bin!« Nein Jochen, das sind Sie nicht. Sie sind »so« und »so« und »so«.
Um diese Idee zu visualisieren, malte ich auf dem Flipchart einen Kreis und bat Jochen, hineinzuschreiben, welche unterschiedlichen Verhaltensweisen er seinen Kindern gegenüber zeigt. Etwa beim Gute-Nacht-Sagen. »Brüllen Sie da auch?«
»Nein!« Jochen schmunzelte.
»Und wenn sich Ihre Tochter verletzt hat?«
»Neeeiiin!!!«
»Und wenn Ihr Sohn ein Spiel verliert, wenn Weihnachten ist, das Häschen Ihrer Tochter stirbt, wenn Ihr Sohn eine Eins geschrieben hat, die Tochter bei einem Wettbewerb gewinnt?« Nie brüllt Jochen dann. Er brüllt nur bei Unordnung und Chaos. Das ist die einzige Situation, in der die Brüllaffenpartei in ihm auftritt. Folglich sollte sie doch nicht so tun, als sei sie die Regierung.
Das Brüllen entsprach also einem verschwindend kleinen Teil seines Verhaltens. Der Rest war von Verlässlichkeit, liebevoller Aufmerksamkeit und vertrauensvoller Unterstützung geprägt.
Dieses Bild rückte seinen Eindruck von sich wieder zurecht. Und er erkannte, dass es mehr Parteien in ihm gibt. »Könnten Sie nicht mal eine andere Partei agieren lassen?«, fragte ich. Etwa die der Erzengel, die der Geduldsesel, die der Mentoren, oder die der Clowns?« Auch Mary Poppins hatte mit Spaß und Vergnügen in der Erziehung viel Erfolg!
Wir suchten viele Beispiele und malten uns aus, wie eine andere Partei den Konflikt um das Chaos lösen würde. »Ich probier das aus!«, entschied Jochen. Nach ein paar Versuchen, würde er sich entscheiden, welche Partei das Sagen hat. »Die Brüllaffen haben erst einmal nicht genügend Stimmen um mitzuregieren. Sie kommen auf die hinterste Bank.«
Hinterste Bank ist gut, dachte ich und erinnerte Jochen daran, die Brüllaffen nicht komplett aus dem Parlament zu werfen. »Man weiß nie«, schmunzelte ich, »wofür man sie mal braucht.«
Als eine besonders gute und schnelle Hilfe bei »Brüllaffen«-Problemen erlebe ich die Veränderung des Satzes von »Ich muss so reagieren!« in »Ich könnte so reagieren!« Wenn Sie so reagieren könnten, dann könnten Sie auch anders – und schon kommen Sie in Kontakt mit all den guten Teilen Ihres Selbst, die auch noch im Parlament sitzen.
Vom »so« und »so« zum inneren Team
Egal, ob Sie es »inneres Unternehmen«, »inneres Team« oder »Verein« nennen, Sie können diese Vielfalt nutzen. Am besten geht das, wenn Sie allen Stimmen lauschen, ein »Vorsitz« aber die Entscheidung fällt. Diese Königin oder dieser König im eigenen Reich sind Sie! Lassen Sie Ihre Untertanen, Vereins- und Teammitglieder sprechen und Sie werden viele Vorhaben dadurch von allen Seiten beleuchten. Walt Disney nutzte bereits diese verschiedenen Sichtweisen und entwickelte ein Vorgehen, das auch heute noch oft genutzt wird.
Robert Dilts, Mitbegründer des NLP (Neuro-Linguistisches Programmieren) stellte fest, dass erst das Zusammenspiel von ganz unterschiedlichen Persönlichkeitsanteilen kreative Leistungen möglich macht. Der Erfolg des Zeichentrickfilmkönigs Walt Disney ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass er in seinem Büro, wie es heißt, drei verschiedene Sessel benutzte:
) einen zum Träumen,
) einen zum Planen,
) einen, um alles kritisch zu reflektieren.
In manchen Büchern liest man auch, dass er für diese drei Aspekte in verschiedene Räume ging. Wichtig war dabei, dass zur Zielfindung verschiedene Zustände eingenommen wurden: Erst wurde nur geträumt, dann nur kritisiert, dann nur umgesetzt.
Normalerweise springen wir mit den Gedanken hin und her. Wir träumen, wir kritisieren und wir setzen um. Das Durcheinander im Kopf macht, dass wir wertvolle Informationen nicht wirklich wahrnehmen, beziehungsweise nicht zu Ende denken. Die Aspekte behindern einander, wenn sie gleichzeitig aktiv sind. Fazit: Lösungen lassen sich besser finden, wenn Sachverhalte nacheinander aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet werden. Ihre inneren Stimmen sind dabei Gold wert!
Friedemann Schulz von Thun erzählt in seinen Büchern und Vorträgen oft von einer fleißigen Studentin, von der sich ein etwas weniger engagierter Kommilitone eine Mitschrift ausborgen will. Sie möchte nicht Nein sagen und schwankt dadurch emotional zwischen Ärger (»Er nutzt dich aus.«) und Kollegialität (»Man muss sich gegenseitig helfen.«). Dadurch entsteht ein innerer Zwiespalt. In seinem Modell nennt Schulz von Thun solche inneren Anteile »Stimmen« oder »Mitglieder des
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