Ich waer so gern ganz anders, aber ich komme einfach nicht dazu
Rangfolge. Erst dies und dann das. Diese Haltung ist nicht wankelmütig, sondern das, was man unter geordneter, organisierter Kreativität verstehen könnte.
Was denken Sie? Mit welcher Haltung komme ich in meinem Leben und Beruf weiter? Welches Denken gibt mir mehr Chancen und lässt mir größeren Raum? Welcher Glaubenssatz begünstigt Veränderung und welcher nicht?
Energy flows – where attention goes
Einer meiner liebsten persönlichen Glaubenssätze heißt:
Ich suche das Gute und ich werde es finden.
Kapitel 5 – Die pure Vielfalt. Sie sind nicht nur so oder so! Sie sind so und so und so …
W enn ein Klient zu mir kommt, dann sehe ich in ihm immer einen ganzen Verein!«, beschreibt der Psychotherapeut Dr. Gunther Schmidt das Phänomen der Vielfältigkeit von Menschen. In der Tat, wir haben nicht nur eine Ausprägung, sondern sehr viele. Menschen sind facettenreich und stecken voller Überraschungen. »Das hätt’ ich von dem nie gedacht«, erzählte mir meine Tante von einem Nachbarn. Der kauzige Mann hatte doch tatsächlich Schnee für sie geschippt. Er war eben nicht nur kauzig, sondern auch hilfsbereit. Ganz sicher sind in diesem Mann noch ein paar überraschende Verhaltensweisen mehr versteckt. Gute und vielleicht auch welche, die wir nicht begrüßen würden. Wie es dem Nachbarn geht, so ergeht es auch Ihnen. In all den Jahren Ihres Lebens, haben Sie Ihre Persönlichkeit geformt, die man als eine Sammlung verschiedener Aspekte beschreiben könnte. Auch wenn sich darunter Verhaltensweisen und Charakterzüge befinden, die Sie oder andere als »störend« beschreiben, haben Sie noch sehr viele andere Seiten, die positiv sind. Und auch die Seite, die Ihnen momentan als ungut erscheint, trägt in sich wiederum Aspekte, die bei genauerer Betrachtung sinnvoll und gut sind. Dass Menschen, Sie und ich und viele andere, diese Aspekte oft nicht erkennen, hat weniger etwas mit den Aspekten selbst zu tun, sondern damit, dass wir uns keine Zeit nehmen, sie zu finden.
Wenn ich Sie nun frage: »Wer sind Sie?« oder »Was für ein Typ sind Sie?«, werden Sie feststellen, dass das gar nicht so leicht zu beantworten ist, sondern man ein bisschen nachdenken und abwägen muss. In Anlehnung an Goethe, schlagen eben nicht nur zwei, sondern viele Herzen – ach! – in einer Brust. Nicht nur andere Menschen sind verschieden, wir sind es auch. Das ist im besten Sinne diversity , ein Gedanke, den viele Unternehmen pflegen. Bewusst gelebte Verschiedenheit ist die beste Basis für Kreativität und Verständnis, denn nur, wenn Sie viele Ihrer Seiten bewusst erleben, können Sie sich in andere Menschen hineinversetzen oder Ihre eigenen verschiedenen Seiten wertschätzen, um so, möglichst flexibel, auf die verschiedensten Anforderungen zu reagieren.
In der systemischen Beratung und Supervision arbeitet man sehr viel mit Konzepten und Unterstützungen, die dieses Denken der »Vielfältigkeit« als Grundlage haben. Diese Konzepte verstehen unser Sein als eine Art »Regierung«. Es gibt verschiedene Parteien, die ihr Veto oder ihre Parolen in den Prozess der Entscheidungsfindung einbringen und sie fassen letztendlich einen Beschluss, wie es gemacht wird. Dieser Entscheider sind Sie – allerdings wird Ihr Programm nur so gut ausfallen, wie gut Sie Ihre inneren Parteien und Stimmen kennen, wie vertraut Sie mit deren Befürchtungen, Ängsten und Wünschen sind und sich von den Rebellen und inneren »Wutbürgern« nicht zu sehr beeindrucken lassen. Klingt das jetzt ein wenig verwirrend? Dann probiere ich es mal mit einem Beispiel, um den Gedanken zu verdeutlichen.
Während meines Studiums wohnte ich mit Mario zusammen, den ich liebevoll meinen »kleinen Rocker« nannte (was er hasste) . Unsere WG war etwas, das von außen betrachtet gar nicht funktionieren konnte. Ich, die BWLerin und er, ein paar Jahre jünger als ich, der Türsteher einer in Frankfurt bekannten Diskothek. Unsere Leben waren unterschiedlich, wie sie unterschiedlicher nicht sein konnten. Zu unserer Unterschiedlichkeit kam noch hinzu, dass Mario selbst noch verschiedene Persönlichkeitszüge in sich trug, die teilweise so gegensätzlich waren, dass ich mir manchmal den Bauch vor Lachen hielt. So war er ein Harley-Besitzer, der sein Motorrad liebevoll auf unserer Veranda parkte, damit er es auch immer im Blick hatte, ein Typ, der sogar mit Baseballkappe schlief und der die Mahnschreiben seiner Bank nicht nur zurückschickte, sondern darauf auch noch die Worte
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