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Ich waer so gern ganz anders, aber ich komme einfach nicht dazu

Ich waer so gern ganz anders, aber ich komme einfach nicht dazu

Titel: Ich waer so gern ganz anders, aber ich komme einfach nicht dazu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Weiner
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inneren Teams«. Es ist wichtig, jedes Mitglied des inneren Teams zu würdigen, denn »innere Pluralität« ist menschlich und wertvoll. Doch je nach Ablauf der inneren Diskussionen, je nachdem, wie sich das »innere Betriebsklima« gestaltet und ob eine gute Gesprächsleitung vorhanden ist, können wir ein »inneres Team« dirigieren und das Beste aus ihm herausholen wie ein guter Dirigent aus seinem Orchester – oder aber unter einem ewig zerstrittenen Haufen leiden, mit nachteiligen Folgen auch für die Kommunikation nach außen. Der Heidelberger Psychotherapeut Gunther Schmidt lässt den inneren Stimmen sogar Gestalt, Namen und einen Körperausdruck geben. Auf diese Weise lässt sich noch besser mit den Stimmen kommunizieren.
    Maritta ist viel auf Geschäftsreisen und ist sauer auf sich, weil sie zwar unter der Woche, aber nicht am Wochenende joggt. Zu ihrem Bild einer gesunden, dynamischen, erfolgreichen Geschäftsfrau zählt die frühmorgendliche Joggingeinheit. »Ich bin schwach«, beschimpft sie sich, »ich komm aus dem Bett nicht raus und ich hasse mich dafür.« Als ich ihr antworte: »Vielleicht ist Ihr Organismus sehr schlau und gar nicht träge. Könnte es sinnvoll sein, am Sonntag auszuschlafen?«, stutzt sie. Wenn man unter der Woche in einem derart strengen Korsett agiert, ist es vielleicht wirklich sinnvoll, wenigstens einen Tag in der Woche entspannt und nach Lust und Laune zu beginnen. Das kann mal joggen sein und mal im Bett liegen bleiben, Tee trinken und lesen. Maritta erkennt, dass sie nicht schwach und schon gar nicht hassenswert ist, sondern im Gegenteil, dass sie bereits sehr fleißig ist und ihr Organismus in ihrem Sinne handelt, wenn sich am Wochenende ihre Reserven wieder auffüllen. Sie braucht sich nicht zu ändern, sondern ist schon gut so, wie sie ist.
    Sobald wir mit den inneren Stimmen zu arbeiten beginnen, kommt etwas in Fluss, was vorher stillstand. Sehr häufig wird dann die ganze Situation als leichter erlebt. Immerhin kann man nun über manchen Reinfall sagen: »Nicht ich habe den Fehler begangen, es war nur eine Seite von mir.« Und auf einmal wird ganz deutlich, dass auch die Nörgler und Besserwisser in uns immer etwas im Sinn haben, wenn sie uns zu etwas auffordern oder von etwas abhalten wollen.
    Lena, eine PR-Fachfrau, war in einer privaten und beruflichen Krise, als sie zur mir ins Coaching kam. Sie hatte ihren Job verloren und ihre Beziehung hatte sich aufgelöst. Gleich in der ersten Sitzung entdeckte sie einen inneren Anteil in sich, den man früher das »innere Kind« nannte. Das ist diese kleine Stimme in uns, die sich dann meldet, wenn wir ängstlich oder traurig sind oder unter Druck geraten. Als wir uns näher mit dem Thema befassten, wurde eine strenge Stimme laut, die Lena Ruth taufte. »Sie klingt wie eine Lehrerin«, beschrieb Lena diese Stimme. »Mach doch endlich!«, forderte Ruth beständig. »Beeil dich mal!« Weiter gab es eine gütige Stimme, die Lena mit Worten wie »Das wird schon alles …« tröstete. Diese Stimme bekam den Namen Hanna. »Es ist doch immer gut gegangen!«, versuchte Hanna zu beruhigen. Und dann gab es noch ein kleines Monster, Xono, das Lena auf Trab hielt, indem es hetzte: »Das wird doch eh nichts!« Mit der Zeit kamen noch mehr Stimmen zutage, die Lena aufmalte, und die alle einen Namen von ihr erhielten.

    »Da ist ja ganz schön was in mir los!«, meinte Lena, als sie auf ihr Blatt sah. Ja, ganz schön viel Unterstützung. Denn auch wenn man das Monster in Lena betrachtet oder Ruth genauer zuhört, könnte es doch sein, dass diese – zunächst – negativen Stimmen etwas Gutes für uns wollen. Manche inneren Stimmen wissen es zuweilen nicht besser. Sie haben keine Bücher gelesen und keine Kurse besucht. »Was könnte denn Ruth Gutes wollen?«, fragte ich Lena. Erst einmal erschien ihr diese Frage seltsam. Wie kann solch eine überhebliche Besserwisserin etwas Gutes an sich haben? Doch dann, bereits nach wenigen Minuten, wusste Lena, was Ruth ihr gerne mitteilen wollte: »Ich soll mich auf den Weg machen, mehr Energie in meine Jobsuche stecken!«, fand Lena heraus. Genauer betrachtet ist das ja sehr freundlich. Und das Monster? »Ich soll mich daran erinnern, dass ich schon vieles geschafft habe. Das Monster will mich durch seine Piesackerei zum Nachdenken bringen.« Und die Kleine, die da auch noch in ihr ist? »Sie will, dass ich mich lieb habe und um mich kümmere.« Jetzt bleibt nur noch die Frage, wie das möglich wird,

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