Ich waer so gern ganz anders, aber ich komme einfach nicht dazu
das Backen eines Kuchens kommentieren, und dazwischen kam noch ein Musikbeitrag – ich glaube, es ging um traditionelles Volksliedgut aus dem schönen Schwarzwald.
Schon nach ein paar Minuten hatte ich den Faden der Sendung gänzlich verloren. Gequält sahen mir Maske, Regie und Kamera bei meinem Durchgewurstel zu. Nach 20 Minuten, die mir wie Stunden schienen, war der Spuk endlich vorbei. Das Team, das mich ja als Kollegin kannte (was die Sache noch etwas delikater machte), schaute, vermutlich mit einem Gefühl von Fremdschämen, zur Seite. Ich war gescheitert, und zwar grandios. Was für eine Blamage … und nur, weil ich mit meinem Buchjob nicht zufrieden gewesen war.
»Wär ich doch bescheidener gewesen«, schimpfte ich mich selbst, und dann gab’s noch das übliche »Alle können moderieren, bloß ich nicht!« als Sahnezulage obendrauf. Heute weiß ich: Gescheitert wäre ich dann, wenn ich es nicht probiert hätte.
Die Pleite beim Casting hatte aber noch ein Geschenk im Gepäck dabei, denn sie ermöglichte mir einen realen Blick auf diesen Traum zu werfen. Moderation hatte ich mir immer ganz aufregend vorgestellt. Was ich jetzt aber wusste, war, dass dieser Beruf nicht zu mir passt. Nicht, weil ich gescheitert war, sondern weil es mich nicht reizt, als Moderatorin einer Nachmittagssendung im Schweinsgalopp durch eine bunte Themenpalette von Winterreifen, Käsekuchen und Dauerwellen zu toben. Meine Aufgabe als Buchexpertin war da viel schöner, denn ich konnte selbst erzählen und brauchte nicht erzählen lassen . Mit dem Thema Moderation war ich fortan durch, und nie wieder spürte ich auch nur einen Hauch von Neid, wenn eine hübsch zurechtgemachte Dame mit freundlichem Lächeln auf dem Bildschirm erschien: »Schön, dass Sie da sind! Ich habe Ihnen heute ein paar wunderbare Gäste mitgebracht …!« Nein, denke ich mir seitdem oft, meinen Käsekuchen backe ich mir lieber selbst!
Das Risiko, etwas zu testen und dabei zu scheitern zeigte sich in meinem Fall als sinnvoller, als meinen Veränderungswunsch einfach zu ignorieren. Zu überlegen und zu akzeptieren, dass eine Veränderung etwas kostet, ist ein erwachsener Akt. In diesem Moment sind Sie aktiv dabei, wägen ab und sind damit handelnder Mensch und nicht mehr Opfer. Sie wissen, dass Sie sich entscheiden können …
… wie viel Veränderung es sein darf,
… was Sie bereit sind zu zahlen,
… wie viel davon Sie anderen zeigen möchten,
… und wie viel Risiko Sie eingehen möchten.
Ganz wichtig: Tragen Sie das Risiko allein, oder hat Ihre Entscheidung Auswirkung auf das Leben eines anderen Menschen, etwa Ihres Partners, Ihrer Partnerin, der Familie, der Kinder? Wenn dem so ist, dann sollten diese Menschen gehört werden, denn dann geht es nicht mehr nur um Ihre Veränderung, sondern auch um die Veränderung im Leben von anderen Menschen.
Dank dieses Durchdenkens geschieht neben der Risikoanalyse noch etwas anderes, was für eine wirkliche Veränderung unerlässlich ist: Sie wird zu Ihrer Sache ! Nur wenn Sie sich selbst für eine Veränderung entscheiden, mit allen Risiken und Nebenwirkungen, dann verbinden Sie sich mit dem, was in der Zukunft kommen soll. Sie haben die Veränderung damit zu einem Großteil »beleuchtet«. Nichts liegt im Dunkeln oder wird wie Schmutz unter das Bett gekehrt. Sie kennen den Schatten und das Licht. Niemand kann Ihnen nun etwas vormachen, sondern Sie nur noch mit weiteren interessanten Details versorgen. So sind Sie mit Ihrer Veränderung auf einem selbstbewussten Weg, da Sie sich des Wunsches, der Auswirkungen und eines möglichen Risikos bewusst sind.
Dasselbe gilt übrigens auch, wenn Sie bleiben möchten, wie Sie sind. Denn auch das hat Auswirkungen, die Sie tragen und gutheißen sollten. Argumente helfen Ihnen auch hier, zu dieser Entscheidung zu stehen.
Es ist sinnvoll, wenn Sie sich an diesem Punkt noch mal die Mühe machen, die folgenden Gedanken zu formulieren:
Ich möchte folgende Veränderung in meinem Leben:
Die Auswirkungen, die ich annehme:
Möchte ich die Veränderung dennoch? Mit welchen guten Gründen?
Wenn Sie Ihren Veränderungswunsch jetzt noch einmal betrachten, wie fühlt sich der Gedanke nun an? Sind die ambivalenten Gefühle noch immer vorhanden oder ist eine Richtung klarer zu erkennen, nachdem Sie sie durchdacht haben? Gibt es Zwischenschritte, die Sie ausprobieren können, um die Auswirkungen damit etwas besser kalkulieren zu können?
Erinnern Sie sich an dieser Stelle doch
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