Ich waer so gern ganz anders, aber ich komme einfach nicht dazu
unschwer erkennen können, haben wir es hier mit einem »Aber« zu tun, das Ihnen mit seinem Auftreten also eher eine Freude machen möchte. Das »Aber« im »Ich würde so gerne rausgehen, aber es regnet« könnte also positiv gesehen als Geschenk betrachtet werden, nämlich, dass Sie …
) sich einen schönen Tee kochen und lesen,
) mit Ihrem Partner eine Schmusestunde einlegen,
) fünf gerade sein lassen,
) einen Brief schreiben,
) schöne Musik hören,
) meditieren,
) einen Regenwetterfilm anschauen (mein Vorschlag: »Das doppelte Lottchen« ).
Alles in allem wunderbare Vorschläge, die jeder für sich einem vernünftigen – also einem von der Vernunft und nicht vom Herzen gesteuerten – Spaziergang durchaus vorzuziehen sind. Oder etwa nicht?
Wenn Sie Ihrem »Aber« – und Ihren anderen Veränderungsabhaltungsphänomenen wie der Ambivalenz auf die Spur kommen wollen, brauchen Sie Zeit, Muße und Hingabe. Aber das dachten Sie sich vermutlich schon.
Aber, ich weiß nicht, was ich will
»Will ich oder will ich nicht?« – gut möglich, dass diese Frage Sie beschäftigt und es kann sein, dass damit ambivalente Gefühle die Klarheit Ihrer Zielvorgabe stören. Einerseits hätten wir gerne diesen Job, andererseits möchten wir uns nicht noch mehr Arbeit aufhalsen.
) Einerseits wäre eine neue Haarfarbe toll, andererseits ist das Nachfärben lästig.
) Einerseits wäre es super, mehr Ordnung zu halten, andererseits machen Bücherberge ein Zimmer richtig kuschelig.
) Einerseits wäre eine Trennung besser, andererseits wollen wir nicht alleine sein.
Schwanken Sie zwischen »Dafür« und »Dagegen« oder sind Sie in eine Einerseits-Andererseits-Trance gefallen? Gibt es vieles, das für die Veränderung spricht, aber leider auch einiges dagegen? Wenn dem so ist, dann wird sich vermutlich gerade bei Ihnen nicht viel bewegen. Das kann es auch gar nicht, denn wir ähneln in diesem Zustand unseren Autos. Mit angezogener Handbremse ist Vollgas einfach nicht möglich. Zwar bewegt man sich irgendwie von der Stelle, aber, wenn Sie Auto fahren, wissen Sie es genau, es ist ein Rumgehoppel und stinken tut es auch.
Die meisten der täglichen Entscheidungen sind nicht so schwer und werden eher unbemerkt gefällt. Oder setzen Sie sich zum Nachdenken lange hin, wenn Sie zwischen einer Brezel und einem Mohnzopf wählen? Im Zweifelsfall nehmen wir eben beides. Aber leider ist das Leben keine Bäckerei, und so kommt es, dass uns manche Entscheidungen wirklich heftig beschäftigen können, uns Kopfschmerzen bereiten und schwer im Bauch liegen. Und genau da gehören sie auch hin: in Kopf und Bauch. Entscheiden Kopf und Bauch miteinander , dann können sie ein wahres Dreamteam bilden. Dieses Team trickst Ambivalenzen aus, die sich gerne im Kopf aufhalten. Unser Bauch weiß nämlich sehr viel schneller, wenn etwas die Bewegung nach vorne bremst, denn Bauchentscheidungen fallen blitzschnell, etwa 200 bis 300 Millisekunden, nachdem ein Reiz wahrgenommen wurde. Das wissen Frauen aus eigener Erfahrung, etwa, wenn sie von einem fremden Mann auf ein Glas Wein eingeladen werden. »Wenn ein Mann auf mich zukommt, dann ist mir schon klar, bevor er den Mund aufmacht, ob ich ihn näher kennenlernen will oder nicht. Das weiß ich instinktiv.« Also aus dem Bauch heraus. Wir bekommen ein gutes Gefühl oder haben, wenn wir gegen uns handeln, ein schlechtes Gefühl. Wir strahlen über das ganze Gesicht oder der Blick verdunkelt sich. Diese Gefühle nennt man in der Fachwelt somatische Marker und allen voran beschäftigt sich die Psychologin Dr. Maya Storch mit dem Thema. Somatische Marker sind uralte Überlebenserfahrungen, die unserem evolutionär älteren Teil des Gehirnsystems angehören. In Bruchteilen von einer Sekunde weiß dieses Gedächtnis, was uns guttut und was nicht.
Unser Verstand dagegen gleicht einer ächzenden alten Lokomotive. Das heißt aber nun nicht, dass immer die erste instinktive Entscheidung auch die beste ist. Denn vielleicht wäre es gut, diesem Herrn wenigstens kurz zuzuhören. Möglicherweise ist er der »Mann auf den zweiten Blick«. Um dies zu entscheiden, brauchen wir unseren Kopf und Bauch. Denn uneindeutige Entscheidungen werden schnell Verschiebemasse. Dann hören wir die berühmten Worte: »Könnte, wollte, würde, … wenn die Zeit dafür reif ist, … wenn erst einmal etwas anderes abgeschlossen oder ein bestimmter Punkt erreicht ist (der dann tragischer weise aber nicht kommt).« Die Reduzierung des
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