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Ich war Jack Falcone

Ich war Jack Falcone

Titel: Ich war Jack Falcone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joaquinn Garcia
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einen Haken.
    Während meiner Laufbahn hatte ich undercover mit Drogenhändlern, Geldwäschern, Erpressern und anderen Ganoven zu tun, die entweder auf eigene Faust oder für ein Drogenkartell handelten. Ich spielte unter den Kolumbianern, Russen, Dominikanern, Puertoricanern und so weiter ­immer die Rolle eines Außenseiters. Ich war immer der harte Bursche, der Boss, der Mann, dem niemand etwas zu sagen hatte. Ich spielte einen kubanischen Dealer und war sogar in die Rolle eines italienischen, asia­tischen, russischen und hispanischen Kriminellen geschlüpft, immer mit großem Erfolg. Doch jetzt sollte ich eine Welt betreten, die mir völlig neu war: die Welt des organisierten Verbrechens, die Welt der Mafia und speziell die Welt des Gambino-Clans in New York. Das ist ein ganz anderes und sehr viel gefährlicheres Spiel.
    Werfen wir einen kurzen Blick zurück, denn ich weiß, dass es immer noch Leute gibt, die nicht an die Existenz der Mafia glauben. Begraben Sie Ihre Zweifel! Sie ist real und immer noch mächtig.
    Die Kriege zwischen verschiedenen amerikanischen Verbrecherclans sizilianischer Herkunft endeten in den 1930er - Jahren, als eine Organi­sation gegründet wurde, die heute noch existiert. An der Spitze steht die Kommission, der die »Bosse« oder Paten der fünf New Yorker Clans oder Familien angehören: Gambino, Lucchese, Genovese, Bonanno und Colombo. Jeder Clan ist nach dem gleichen Schema aufgebaut. Der Boss legt die Richtung fest und schlichtet Streit zwischen seinem Clan und anderen. Ein Stellvertreter unterstützt den Paten. Der Consigliere (denken Sie an Robert Duvall als Tom Hagen in Der Pate ) ist sein Berater. Unter den obersten drei stehen die Capos oder Captains. Sie befehligen die Gangs, die aus initiierten Mitgliedern der Mafia, Soldaten genannt, bestehen. Verbündete oder Komplizen dieser Banden bemühen sich, zu Soldaten befördert zu werden. Wie das geht? Treibe eine Menge Geld für deinen Clan ein, bringe genügend Menschen um oder beseitige deine Vorgesetzten.
    So also steigt man auf. Aber wie steigt man ein?
    Man muss aus dem Viertel stammen, in dem die Ganoven ihr Unwesen treiben. Henry Hill, um den es in dem Buch Wiseguy und im Film GoodFellas geht, wuchs in Brooklyn auf und beobachtete die Mafiosi am Taxistand an seiner Straße. Sie kannten ihn schon als kleines Kind. Sammy »the Bull« Gravano, John Gottis Stellvertreter im Gambino-Clan, wuchs in Bensonhurst in Brooklyn auf, einem italienischen Viertel, dessen Bewohner fest zusammenhielten. Hochrangige Mafiosi kannten ihn als mutigen Kämpfer, schon bevor er ein Twen war.
    Ich wurde in Kuba geboren. Niemand kannte mich.
    Konnte ich mich wirklich als einer von ihnen ausgeben? Als Gangster? Als Italiener? Als Mafioso?
    Ich war Mitglied der Drogensondereinheit gewesen, die das FBI und die New Yorker Polizei gemeinsam aufgestellt hatten. Eine bessere Truppe hätte sich ein Polizist nicht vorstellen können. Ich kenne kein Team, das so viele herausragende, komplexe, langwierige Fälle gleichzeitig bearbeitet hat, und ich hatte die Ehre und das Vergnügen, an fast allen Einsätzen undercover mitzuwirken. Die Agenten, die sich um den Fall des Stripclubs in der Bronx kümmerten, brauchten unbedingt einen erfahrenen verdeckten Ermittler, der schnell von Begriff war, und sie mussten ihn nicht in der Ferne suchen; denn ich war ja einsatzbereit.
    Allerdings sollte ich diesmal einen Italiener unter Italienern spielen, zum ersten Mal in meiner Laufbahn.
    Taktisch gesehen war es sinnvoll, den verdeckten Ermittler in diesem Fall als Italiener auszugeben, da wir ja das Vertrauen der Mafiosi erwerben wollten, die versuchten den Club zu erpressen. Anfangs zweifelte das FBI an meiner Eignung, einfach deshalb, weil ich kein Italiener war. Was wusste ich über italienisches Essen? Meine Einstellung zum Essen lautet: Gebt mir ein paar pastelitos (Blätterteig mit Rindfleisch oder Guave oder Kokosnuss) und ein wenig ropa vieja con moros y maduros (gehacktes Rindfleisch, kubanische schwarze Bohnen, Reis und Kochbananen), und ich bin glücklich.
    Italienisches Essen schmeckt mir durchaus – weil mir alles schmeckt. Wie könnte es anders sein, wenn man über 270 Pfund wiegt? Aber ich wusste sehr wenig darüber, wie Mafiosi sich benehmen. Bei diesem Einsatz sollte ich nicht in irgendeine Bande eingeschleust werden, sondern in den Gambino-Clan, eine der meistgefürchteten und mächtigsten der fünf New Yorker Mafiafamilien. Wenn das FBI mich als

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