Ich war Jack Falcone
die Albaner oder Mafiosi mir ans Leder wollten. Dennoch war mein Job klar. Ich musste mich am Club beteiligen, Louis Filippellis Leute treffen, meine Rolle als neuer Investor aus Florida spielen und Geld abdrücken. Das war meine Aufgabe, und ich würde sie erfüllen.
Als der Tag der Abrechnung kam, der 18. Dezember 2002, trafen sich Jimmy und ich in einem italienischen Restaurant namens Spaghetti Western in der Nähe von Naked Truth. Obwohl ich schon früh dort war, traf ich auf Jimmy. Wir warteten auf einen Anruf des Barkeepers aus dem Naked Truth. Er sollte uns informieren, sobald Louis Filippelli im Club eintraf. Denken Sie daran, Ganovenzeit und Dealerzeit ist nicht Militärzeit. Wenn ein Typ verspricht, um fünf Uhr nachmittags zu kommen, kann es durchaus sein, dass er um Mitternacht oder um drei Uhr morgens erscheint. Man muss einfach sitzen und warten.
Schließlich beschlossen wir, in den Club zu gehen und ein paar Cocktails zu trinken. Ich trank immer Bacardi und Cola, das passende Getränk für einen Mann aus Florida. Und ich achtete stets darauf, meine Marke zu verlangen.
Bald wurde unsere Geduld belohnt. Der Eigentümer des Clubs kam mit Chris Sucarato herein, einem der engsten Freunde von Louis bei den Gambinos. Zu meiner Überraschung trug Chris nicht die traditionelle Kluft des erfolgreichen Mafioso – kein Brioni-Anzug, keine Alligatorschuhe, kein Dia mantring am kleinen Finger. Stattdessen sah er aus, als komme er gerade von einer Baustelle, und er trug ein Sweatshirt, Jeans und Stiefel. Er war sehr freundlich, ein netter Kerl, der aussah wie sieben- oder achtunddreißig.
Chris gehörte zu Alphonse »Funzi« Siscas Gambino-Gang und war ein enger Freund des Gambino-Soldaten Filippelli. Sisca wiederum war ein Vertrauter von Arnold Squitieri, dem Boss des Gambino-Clans. Da Squitieri nach einer Verurteilung wegen Drogenhandels unter Bewährung stand, musste er äußerst vorsichtig sein und durfte sich nicht mit anderen Kriminellen blicken lassen. Andernfalls wäre er sofort wieder im Knast gelandet. Deshalb leitete er den Clan hauptsächlich durch das Triumvirat von Funzi Sisca, Louis Filippelli und Chris Sucarato. Sie waren seine Augen und Ohren auf der Straße und ermöglichten es ihm, im Schatten zu bleiben.
Filippelli war vor seiner Ermordung nie verhaftet worden. In den Augen einiger Clan-Mitglieder, so erfuhren wir später, hatte er die Feuertaufe eines Gangsters nicht bestanden: eine Festnahme, einen Strafprozess, den Ver such des Staatsanwalts, ihn umzudrehen, und eine Gefängnisstrafe. Darum hielten ihn einige für einen unsicheren Kantonisten, und andere beneideten ihn wahrscheinlich, weil er dem Boss so nahestand.
Jerry Spogliari, der Clubbesitzer, mein Kollege Jimmy, Chris und ich tauschten Höflichkeiten aus; dann gingen Chris und ich ins Nebenzimmer, um zu reden. Wir saßen einander gegenüber – auf Sofas im VIP-Raum, der normalerweise spendablen Kunden vorbehalten war, die einen Lap Dance wünschten.
»Ihr habt das Problem mit den Albanern gelöst«, sagte ich zu ihm, als wir allein waren. »Wir wissen das wirklich zu schätzen. Mit diesem Geld möchten wir uns bei dir und Louis bedanken.«
Ich reichte ihm einen Umschlag mit Bargeld. Er öffnete ihn und sah mich verwirrt und unzufrieden an, weil der Umschlag nicht die 1 5 000 Dollar enthielt, die er erwartet hatte, sondern nur 5000.
Ich zuckte mit den Schultern. »Schau dich um«, sagte ich gestikulierend. »Seit die Albaner hier waren, haben wir eine Flaute. Niemand will zu uns kommen. Weder unsere normalen Gäste noch die Manager auf dem Heimweg nach Greenwich. Wir kriegen kaum noch Tänzerinnen. Alle haben Angst, umgebracht zu werden, wenn die Albaner zurückkommen. Wir gehen pleite. Ich schätze, du siehst es selbst.«
»Ich verstehe«, sagte Chris und nickte.
»Dieses Geld ist nur der Anfang«, versprach ich. »Wenn ihr uns die Albaner endgültig vom Hals schafft, erholt sich der Club bestimmt – sobald die Leute merken, dass hier alles in Ordnung ist. Und dann ist auch für dich und deine Jungs viel mehr drin.«
Ich beobachtete Chris genau. Würde er mir die Geschichte abkaufen? War ich für ihn als Ganove glaubwürdig? Oder würde er seine Kanone ziehen und mich umlegen?
Chris befingerte das Geld, das ich ihm gegeben hatte. Dann nickte er.
»Das ist okay«, sagte er. »Ich verspreche euch, dass ihr mit den Albanern keinen Ärger mehr bekommt.«
Ich spürte eine Woge der Erleichterung, die ich natürlich
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