Ich war Jack Falcone
Wachen, die für einsitzende Mafiosi die Regeln brachen. Jetzt speiste er in Joes Restaurant, damit »alles in der Familie« blieb und weil er nie bezahlen musste.
Unsere Aufzeichnungen im Pasta Per Voi waren sehr schlecht, weil die drei wie alle guten Mafiosi ein Radio laut aufdrehten, wenn sie etwas Wichtiges besprachen.
Aber das hielt uns nicht davon ab, eine Wanze in DePalmas Telefon zu verstecken. Ein Richter erlaubte uns aber nur, Gespräche zu belauschen, bei denen es um Straftaten ging. Private Gespräche waren tabu. Das zeigt, wie weit unsere Justiz geht, um die Rechte von Personen zu schützen, die ihr ganzes Leben lang kriminell waren und sich immer noch mit Ganoven treffen. Das Zimmer seines Sohnes im Pflegeheim hörten wir nie ab, auch wenn Zeitungen das Gegenteil behaupteten.
Manche Tage waren großartig – wir nahmen interessante Gespräche auf, deren Thema Kreditwucher, Körperverletzung und viele andere Straftaten waren. Ein andermal hörten wir gar nichts, weil Greg und sein Gefolge das Telefon im Auto ließen und sich draußen unterhielten. Das ist FBI-Alltag: »Manchmal frisst du den Bären, und manchmal frisst er dich.« Ein Kollege pflegte zu sagen: »Heute hatten wir viel Pech. Wenn es Titten geregnet hätte, dann hätte uns jemand einen Schwanz über den Kopf gehauen.« Aber wir blieben am Ball. Wir hörten viele Anrufe ab und kannten seinen Terminplan jetzt viel besser.
Aber die Sache hatte einen kleinen Haken: Greg war ein zorniger, gewalttätiger Mann, der sein Telefon jedes Mal auf den Tisch knallte, wenn er etwas hörte, was er nicht hören wollte. Und jedes Mal, wenn das passierte, musste ich sein Handy durch ein neues, verwanztes ersetzen. Am Ende des Falles war ich mit dem Handyverkäufer per Du!
Nat und ich nutzten unsere Beziehung mit den Mafiosi kreativ. Jeder in New York weiß zum Beispiel, dass bei den Ausschreibungen für Bauvorhaben geschmiert wird. Kein Tropfen Beton wird irgendwo in der Stadt vergossen, kein Nagel wird in eine Wand geschlagen, ohne dass die Mafia mitmisch t … und mitverdient. Wir wollten ein Bauunternehmen gründen, um die Gangster der Bestechung zu überführen. Aber unsere Vorgesetzten lehnten ab. Das Haftungsrisiko sei zu hoch.
»Haftungsrisiko?«, fragte ich erstaunt. »Was meinen Sie damit?«
Dies war die Antwort, die sie mir gaben: »Stellen Sie sich vor, einer Ihrer Zementsilo-LKW stößt mit einem Schulbus zusammen, es kommt zu einer Explosion, und alle sterben. Dann wäre das FBI verantwortlich.«
»Habe ich recht gehört?«, fragte ich. »Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Zementsilo-LKW mit einem Schulbus zusammenstößt? Was ist, wenn ein Meteorit auf einen Schulbus stürzt? Soviel ich weiß, macht sich das FBI darüber keine Sorgen.«
»Nun ja, aber euer Zement könnte minderwertig sein. Dann gibt es Schadensersatzklagen, oder jemand könnte verletzt oder getötet werden.«
In New York nennt man Zement »italienisches Gold«. Die Mafia spart nie am Zement, denn das würde ihr nur Ärger einbringen. Wird manchmal schlechter Zement zum Bauen verwendet? Natürlich. Alles passiert irgendwann. Aber davor können wir uns mit Informanten und verdeckten Ermittlern schützen. Aber ein Rotlicht überfahren und auf einen Schulbus prallen? Minderwertiger Zement? Was soll das? Sagt doch einfach Nein, und wir wissen Bescheid!
Obwohl wir also kein Bauunternehmen gründen durften, wurde mein Leben allmählich echt kompliziert. Wie verrückt mein Leben in dieser Zeit war, illustriert das folgende Beispiel: Eines Tages aß ich mit Greg in Westchester zu Mittag. Dann fuhr ich nach Atlantic City zu mehreren Besprechungen im Fall Royal Charm. Gleichzeitig kümmerte ich mich dort um den Fall der korrupten Politiker, den ich im vorigen Kapitel beschrieben habe. Zudem erhielt ich einen Anruf aus Miami, bei dem es um einige bestechliche Polizisten in Hollywood, Florida, ging. Also buchte ich einen Flug vom Liberty-Flughafen in Newark aus, wo ich mein Auto parkte. Nach einigen Tagen in Hollywood flog ich zurück zum Kennedy-Flughafen, wo ich sicher landete. Als ich ankam, fiel mir ein, dass mein Auto in Newark stand. Also fuhr ich im Mietwagen nach Hause. Am nächsten Tag fuhr mich meine Frau nach Newark, um mein Auto zu holen, und hielt mir eine geharnischte Predigt über das Thema »Warum du diesen irren Beruf aufgeben musst«.
»Siehst du nicht, was du anrichtest?«, rief sie. »Du machst dich kaputt! Du weißt nicht mehr, wo dein Auto
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