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Ich war Jack Falcone

Ich war Jack Falcone

Titel: Ich war Jack Falcone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joaquinn Garcia
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trug die Sommeruniform der Polizei von Hollywood – ein weißes Polohemd mit der Aufschrift Police auf dem Rücken sowie sein Abzeichen und seine Pistole. Ich hatte ein schwarzes Hemd und eine schwarze Hose angezogen, die Kluft eines New Yorker Gangsters.
    »Also, hör zu«, erklärte ich Kevin. »Ich weiß nicht, ob es kritisch wird; aber wenn du dabei bist, wird nichts passieren. Ich will mit diesem Kerl nur reden. Wenn er reinkommt, merken wir ja, ob er aufsässig wird.«
    »Ich sorge für Ihren Schutz«, versicherte Kevin.
    Wir fuhren ins Restaurant und setzten uns an die Bar. Kevin war kein bisschen misstrauisch. Er benahm sich wie bei einer Verabredung zum ­Essen. Es war keine große Sache. Und ich hätte einem Mafioso nicht ähn­licher sein können.
    Wir saßen an der Bar und warteten auf meinen Kollegen. Und wer kam? Der Polizeichef und vier oder fünf Kommissare! Sie gingen in das Restaurant, um Mittag zu essen. Ich kannte keinen von ihnen, weil ich aus New York war. Aber Kevin kannte sie.
    »Verdammt«, zischte er. »Mein Chef ist hier!«
    Ich dachte, der Plan sei geplatzt. Kevin würde schleunigst Reißaus nehmen. Er konnte sich nicht vor seinem Chef mit einem Mafioso sehen lassen. Aber was tat er? Er stellte mich seinem Chef und seinen Kollegen vor! Ich konnte es nicht glauben. Als wären wir Bekannte, die zusammen essen gehen!
    Der Chef sagte sogar zu Stevie: »Vielleicht komme ich diese Woche mal vorbei. Ich muss ein Geschenk kaufen.«
    Ich glaubte es nicht.
    Der Chef setzte sich etwa sechs Meter von uns entfernt an einen Tisch, und ich wusste, dass es jetzt interessant wurde. Ich sagte zu Kevin: »Los komm, wir hauen ab!«
    »Machen Sie sich keine Sorgen!«, erwiderte er.
    »Ich soll mir keine Sorgen machen?«, fragte ich ungläubig.
    »Ja, es ist alles in Ordnung«, sagte Kevin.
    »Woher weißt du das?«, fragte ich. Doch bevor Kevin antworten konnte, kam mein Kollege herein.
    Ich warf Kevin und Stevie einen Blick zu, damit sie wussten, dass dies der Typ war und sie am Tisch bleiben sollten. Dann schlenderte ich hinüber zu dem Kollegen und schaute zu unserem Tisch zurück. Kevin behielt mich im Auge. Ich musste zugeben, dass er seinen Auftrag ernst nahm.
    Ich legte dem Agenten die Hände auf die Schultern, als sei ich wütend auf ihn. Wir hatten ein lebhaftes Gespräch – zumindest redete ich lebhaft auf ihn ein. Für Kevin und alle anderen Zuschauer musste es sich anhören wie: »Halt mich ja nicht zum Narren, Kumpel!«
    Der Agent reichte mir einen Umschlag und ging. Ich kehrte zu Kevin und Stevie zurück und aß weiter.
    Kevin freute sich – er hatte nicht eingreifen müssen. Alles war gut ­gegangen. Nun ja, er brauchte sich nicht einzumischen. Es ging uns nur darum, dass er in Uniform einen Drogenhandel bewachte. Das hatte geklappt.
    Aber das Beste kommt noch. Als ich zahlen wollte, warf Kevin ein: »Passen Sie auf, dass sie Ihnen Rabatt geben. Sie geben uns immer 20 Prozent Skonto!«
    »Mann, das ist ein gutes Geschäft!«, staunte ich. In der alten Zeit aßen Polizisten in jedem Restaurant kostenlos. So war es eben. Aber heute dürfen sie weder kostenloses Essen noch Rabatte annehmen.
    »Ja, alle Restaurants geben uns Rabatt«, verriet mir Kevin.
    Ich zahlte, und Kevin verabschiedete sich von seinen Vorgesetzten. Ich fuhr Kevin zum Juwelierladen und gab ihm die 200 Dollar, auf die wir uns geeinigt hatten. Er schaute sich vorsichtig um, als er das Geld nahm. »Das nächste Mal geben Sie das Geld Stevie. Nur für den Fall, dass das FBI Fotos macht.«
    Juristisch betrachtet hatten wir Kevin bereits überführt – denn was konnte er seiner Meinung nach geschützt haben, wenn nicht einen Drogendeal? Aber das war nur der Anfang der Ermittlungen. Wir wollten so tief wie möglich in diesen Sumpf aus Korruption graben. Wir wollten wissen, wie tief er war.
    Dies war auch der Beginn meiner Freundschaft mit Kevin. Ich muss sagen, er war einer der sympathischsten und lustigsten Burschen, denen ich je begegnet war. Er konnte jemandem in die Eier treten und gleichzeitig laut lachen. Zudem war er fasziniert vom organisierten Verbrechen und unterhielt sich gerne darüber. Er konnte ganze Szenen aus Scarface und Der Pate zitieren. Aber er kannte nicht nur die Dialoge dieser Filme auswendig, sondern beherrschte auch die Akzente perfekt. Er sagte Sätze wie »Ich machte ihm ein Angebot, das er nicht ablehnen konnte.«
    Ich fragte ihn oft: »Kevin, was zum Teufel machst du den ganzen Tag? Sitzt du nur rum und

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