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Ich war Jack Falcone

Ich war Jack Falcone

Titel: Ich war Jack Falcone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joaquinn Garcia
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bei uns unterbringen kann.«
    Ich deutete also an, dass er irgendwann Mitglied in der Mafia werden könne. Wo hatte ich gelernt, wie ein Capo zu reden? Vom Meister persönlich – von Greg DePalma. Ich wiederholte nur die Worte, die ich von Greg gehört hatte.
    »Man kann nie wissen«, ergänzte ich.
    »Es wäre mir eine Ehre«, sagte er, und es klang fast schwärmerisch. »Ich tu alles für dich. Ich würde deine Florida-Gang von hier aus leiten oder nach New York gehen und dort für dich arbeiten.«
    Er hatte keine Ahnung, dass er dabei war, sich selbst für ein Jahrzehnt ins Gefängnis zu bringen. Tommy Simcox, einer der korrupten Polizis-ten, die später mit dem FBI zusammenarbeiteten, berichtete, Kevin sei ­zutiefst davon überzeugt gewesen, dass die Mafia ihn aufnehmen werde. Kevin habe ihm und den anderen korrupten Cops gesagt, Jack werde ihn als Mitglied vorschlagen. Waren diese Polizisten geisteskrank? Offenbar zuckte keiner von ihnen mit den Wimpern, als Kevin ihnen die erstaun­liche Neuigkeit über seine Zukunft im organisierten Verbrechen ver­kündete.
    Kevin sagte oft: »Ich kenne viele Jungs, die mitmachen wollen. Aber sie wollen nicht wissen, was in den Lastwagen ist und dass es gestohlen ist.«
    Dann erwiderte ich: »So geht das nicht. Ich will nicht, dass sie plötz-lich Gewissensbisse kriegen. Wenn sie dabei sind, dann sind sie ganz dabei.«
    Immer wieder fragte Kevin, warum er nicht mehr Geld für seine Dienste und die seiner Kollegen bekam.
    »Wenn du mehr Geld verdienen willst«, erklärte ich ihm, »musst du Gift anfassen.« Das bedeutete: Du musst uns helfen, Heroin von Florida nach New York zu bringen.
    Er schüttelte den Kopf. »Gift möchte ich lieber nicht anfassen oder im Auto haben«, sagte er. »Wenn man uns stoppt und den Stoff bei uns findet, können uns nicht einmal unsere Abzeichen retten.«
    »Wer sagt, dass ihr es in euren Autos befördern sollt?«, erwiderte ich »Ihr braucht die Fracht nur zu begleiten.«
    Sein Gesicht hellte sich auf. »Begleiten? Kein Problem! Das können wir machen!«
    Sie machten es tatsächlich.
    Die korrupten Cops schauten zu, wie der verdeckte Ermittler Joe mehrere Koffer mit jeweils zehn Kilo Heroin in das Auto eines anderen FBI-Agenten lud, der die Rolle eines kolumbianischen Lieferanten spielte. Dann stiegen Joe, Dave und ich in meinen gemieteten Hummer H2 und beobachteten die Cops, die in vier Mietwagen von Nordmiami nach Hollywood Bockspringen spielten. Wir fuhren zum hinteren Ladedock einer ­Lagerhalle. Während der ganzen Fahrt blieben wir mit ihnen in Kontakt und zeichneten alle ihre Funksprüche auf.
    Da ich 20 Jahre lang in der Drogenszene ermittelt habe, kann ich beurteilen, dass die Cops, taktisch gesehen, optimal arbeiteten. Einer von ihnen fuhr auf der Autobahn ganz rechts, um sich zu vergewissern, dass niemand folgte. Sie verhielten sich wie erfahrene Drogenkuriere. Wenn ich an Drogenfällen arbeitete, trat ich meist bei der Übergabe der Ware in ­Erscheinung, nicht beim Transport. Diese Fahrt war in meinen Augen skurril. Die Polizisten spielten die Rolle der Ganoven perfekt, und die FBI-Agenten schlüpften in die gleiche Rolle.
    Als die Cops in ein Hotel in Hollywood gingen, um sich mit uns zu treffen und ihr Geld abzuholen, führten die Agenten Dave und Joe sie einzeln in mein Zimmer. Dort saß ich mit einem Stapel 100-Dollar-Scheinen und zahlte jeden der Beamten aus – vor einer versteckten Videokamera, die alles festhielt. Alle glaubten, sie hätten zehn Kilo Heroin eskortiert. Gemäß den Wünschen des stellvertretenden Generalstaatsanwalts, der für den Fall zuständig war, sagten wir ihnen genau, was sie schützten, vor und nach dem Transport. Kein Einziger murmelte einen Protest.
    Noch überraschter war ich, als ich zu Kevin Companion im Hotelzimmer sagte: »Diesem Cop zahlen wir 8000 Dollar«, und er antwortete: »Nein, gib ihm nur 6000. Zur Hölle mit ihm.«
    Wieder nahmen wir alles auf Video auf und sammelten solide Beweise. Trotzdem war es ein deprimierender Tag für die Justiz. Immerhin handelte es sich um Polizeibeamte, die sich bedenkenlos von »Mafiosi« für die Eskorte eines Herointransports bezahlen ließen! Heroin tötet Menschen. Ja, wir hatten klare Beweise … aber es war keine angenehme Erfahrung.
    Während der gesamten Ermittlungen redete Kevin immer wieder davon, Mitglied der Mafia zu werden und für mich eine Gang aus korrupten Cops zu führen. Wie gesagt, es besteht nie ein Mangel an Speichelleckern,

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