Ich war Jack Falcone
anderen Clans zirkuliert, um herauszufinden, ob jemand am Anwärter etwas auszusetzen hat. Es ist meist der letzte Schritt vor der Aufnahme.
»Greg, das wäre mir eine Ehre«, sagte ich. Das versicherte ich ihm immer, wenn er dieses Thema erwähnte.
»Willst du es wirklich?«, fragte er dann, um mich zu prüfen.
»Selbstverständlich!«
Vaccaro sagte nichts – wenn der Capo zuständig ist, hat der Soldat zu schweigen.
Ich nickte, hielt den Mund und fuhr weiter. Über diese Unterhaltung musste ich gründlich nachdenken. Offenbar war Greg mit mir als Lehrling so zufrieden, dass er mich zu einem initiierten Mitglied der Mafia machen wollte. Allmählich ebbte mein Gefühlsschwall ab, den seine Enthüllung ausgelöst hatte … und die Erkenntnis, dass er mit der »Ratte« nicht mich gemeint hatte.
Zuerst glaubte ich, in großer Gefahr zu sein, dann war ich unend-lich erleichtert, und schließlich musste ich die Nachricht verdauen, dass Greg mich zur Aufnahme in den Gambino-Clan vorschlagen wollte. Und das alles innerhalb weniger Sekunden! Ehrlich gesagt, wusste ich nicht, was ich davon halten sollte. Darum schwieg ich. Das ist immer die beste Taktik.
Natürlich informierte ich Nat und Chris und sagte: »Jungs, wir müssen die Zeremonie aufzeichnen!«
Sie stimmten beide zu, aber wir fürchteten, dass man mich vor der Zeremonie filzen würde oder dass ich mich nackt ausziehen musste. Letzteres war, wie ich von Greg erfahren hatte, bei einigen Clans üblich.
Doch als der beispiellose Moment – ein FBI-Agent sollte initiiertes Mitglied des Mobs werden – näher rückte, gab es eine noch größere Überraschung. Vielleicht hatten unsere Vorgesetzten Angst, oder sie waren der Meinung, dass sie bereits genügend Fälle gelöst hatten, um ihre eigene Karriere zu fördern. Jedenfalls wollten sie den ganzen Fall abschließen.
Zwischenspiel 4
Der Fall des neugierigen Taxifahrers
Er hatte eine dunkle Haut, war durchschnittlich groß und schwer und sprach mit deutlichem Akzent. Er ging in einen Computerladen in Queens und erklärte, sein Rechner sei zu langsam.
»Kein Problem«, versprach ihm der Eigentümer des Geschäfts. »Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?«
Der Mann nickte. Er hatte etwas Seltsames an sich – obwohl es heiß war, trug er einen Mantel und nahm fast nie die Hände aus den Taschen. Er hatte keinen Humor, und seine Augen blickten starr. Ein Typ, der Angst einflößte.
»Da ist noch etwas«, sagte der Fremde. »Ich suche eine Website, die ›Leitfaden für Anarchisten‹ heißt, aber ich finde sie nicht im Internet. Vielleicht können Sie mir helfen.«
Im Kopf des Kaufmanns schrillten die Alarmglocken. »Worum geht es auf dieser Website?«, fragte er.
»Man kann dort lernen, wie man Bomben baut«, erwiderte der Mann mit einer gruseligen, flachen Stimme, die dem Ladenbesitzer verriet, dass er es ernst meinte.
»Bomben? Warum wollen Sie Bomben bauen? Was sind Sie von Beruf?«
»Ich bin Taxifahrer in der Stadt.«
Also nahm der Ladenbesitzer den Computer des Mannes entgegen und versprach, ihn schneller zu machen. Er schaute zu, wie der Mann mit seinem Taxi wegfuhr; dann rief er das FBI an. Zufällig war das Geschäft nur eine Nebentätigkeit des Kaufmanns. Im Hauptberuf arbeitete er für die Strafvollzugsbehörde in New York.
Damals arbeitete ich an einer ganzen Reihe von Fällen: DePalma und Mafia, Korruption bei der Polizei in Miami, Royal Charm, asiatische Fälscher, Banknoten- und Waffenschmuggler sowie korrupte Politiker in Atlantic City.
Mein Freund Tom Donlon, damals ASAC (Assistant Special Agent in Charge, also stellvertretender Leiter) des Dezernats für Terrorismusabwehr und Mitglied der Joint Terrorist Task Force, sowie Special Agent Todd Renner, mein Case Agent, fragten mich:
»Hast du eine Minute Zeit?«
Ich wusste, was das bedeutete.
»Wir sind hinter einem Verrückten her, der in einen Computerladen ging, den Mantel nicht auszog und eine Website über Bombenbau suchte. Wir finden, du solltest mal mit ihm reden.«
»Das finde ich auch«, sagte ich. Am nächsten Tag fuhr ich zu diesem Tante-Emma-Computerladen in Queens. Mir war klar, dass ich voll einsteigen musste, wenn der Fall ernst war. Deshalb musste ich die Wahrheit gegenüber meinen Vorgesetzten ein wenig zurechtbiegen – ich würde behaupten, es seien nur ein paar Gastauftritte notwendig, damit sie nicht auf die Idee kamen, ich sei nicht ausgelastet. Manchmal war ich von acht Uhr bis Mittag im Büro, nur damit
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